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„Irre Tage“ bei Karstadt

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Von FashionUnited

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Die aktuelle Werbeaktion des insolventen Warenhauskonzerns Karstadt liest sich wie eine metaphorische Beschreibung der aktuellen Situation, in der sich das Traditionsunternehmen befindet: „Sieben irre Tage“ kündigt Karstadt darin an, und

das auch noch „mitten in der Frühjahrs-Saison“. Was sich in der Promotion als „Midseason-Sale“ darstellt, ist in dem Überlebenskampf, den die ehemalige Arcandor-Tochter seit Monaten führt, bittere Realität.

Noch immer hat der zuständige Insolvenzverwalter, der Essener Anwalt Klaus Hubert Görg, keinen Käufer für das von der Abwicklung bedrohte Unternehmen gefunden, wenngleich es diese anscheinend tatsächlich gibt. Görg sprach vor rund einem Monat, als er seinen Insolvenzplan präsentierte, sogar von „namhafte Interessenten“, die für einen Kauf der Kette infrage kämen. Die tragen so illustre Decknamen wie Boston, Amsterdam, Paris, Seoul, Toronto oder Budapest. Wer sich dahinter verbirgt, ist derzeit noch völlig unklar.

Immerhin hat Görg nun von der Gläubigerversammlung das Okay für einen Erhalt des Unternehmens bekommen. Die Gläubiger haben seinem Insolvenzplan und damit dem Verkauf der Kette als Ganzes zugestimmt und erwarten nun weitere Schritte, um mittels eines finanzkräftigen Neuinvestors doch noch an einen Teil ihres Geldes zu kommen. Viel wird dies aber nicht sein, was vor allem den Steuerzahler teuer zu stehen kommen wird. Karstadt steht nämlich beim deutschen Staat mit rund 650 Millionen Euro in der Kreide und wird bestenfalls 20 Millionen davon zurückzahlen. Sollte das Unternehmen doch noch zerschlagen werden, reduziert sich der Betrag abermals um die Hälfte.

Für den Bund und die Karstadt-Belegschaft ist das Schicksal von Karstadt in jedem Fall ein Minusgeschäft, allerdings bislang zumindest noch ein hoffnungsvolles. Sollte es Görg in den kommenden Wochen gelingen, einen Käufer für die verbliebenen 120 Filialen zu finden, könnte wohl auch ein Großteil der aktuell 26.000 Angestellten weiter beschäftigt werden und der Staat kann Sozialleistungen in Millionenhöhe sparen. Sollte es dem Insolvenzverwalter trotz allen zur Schau getragenen Optimismus’ nicht gelingen, einen der verbliebenen Interessenten zur Unterschrift zu bewegen, könnten die aktuell angepriesenen, „irren Tage“ schon bald zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden – für alle Beteiligten.


Foto: Ushuaia ET / Pixelio
Arcandor
Karstadt