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Ist Nachhaltigkeit für Verbraucher wichtig?

Von FashionUnited

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INTERVIEW_ Nachhaltigkeit ist für die Textil- und Bekleidungsindustrie inzwischen zum Modewort geworden und obwohl viele Hersteller, Marken und Einzelhändler es auf ihrer Prioritätenliste ganz oben anstellen, ist es für viele Verbraucher immer noch ein Extra statt Notwendigkeit. Die aktuelle

Studie “Jeansworld - Global Report” fand, dass es nationale Unterschiede in Bezug auf die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit für Verbraucher gibt. FashionUnited sprach mit Marco Lucietti, dem Leiter für weltweites Marketing bei ISKO, dem türkischen Denimhersteller, der zur multinationalen Holding Sanko Group gehört.

Der “Jeansworld - Global Report” wurde von ISKO in Auftrag gegeben und von der italienischen Marktforschungsfirma Sita Ricerca 2013 durchgeführt. Die Studie erstreckte sich über fünf Länder – Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien und die USA – und umfasste 32 Fokusgruppen und vier Shoppingtouren in Italien.

FashionUnited: Wie die Studie gezeigt hat, ist Nachhaltigkeit derzeit für Verbraucher in den untersuchten Ländern eher ein schmückendes Beiwerk - mit Ausnahme von Deutschland, wo sie als wichtig angesehen wird. Wann wird Nachhaltigkeit Ihrer Meinung nach von einem Extra zur Notwendigkeit werden und bei der Kaufentscheidung betragen, wenn Kunden Bekleidung kaufen?
Marco Lucietti: Nun, ich glaube, dass verschiedene Märkte verschiedene Ansätze verlangen. Wie die weltweite Verbraucherstudie gezeigt hat, ist das Interesse für Nachhaltigkeit in Deutschland schon da. Deutsche Kunden achten besonders auf die umweltfreundliche Produktion. In Schweden, Norwegen und Dänemark ist das Bewusstsein der Verbraucher ebenfalls geschärft. In allen anderen Ländern ist Nachhaltigkeit noch ein Extra. Leider gibt es auch noch keine angemessene Kommunikation, die den Verbrauchern die Wichtigkeit und Notwendigkeit dieses Bereichs näherbringen würde.

Wie haben die anderen Länder der Studie abgeschnitten?
Nachhaltigkeit ist immer noch ein Extra, wobei die Einschätzung als Notwendigkeit auf eine weiter entwickelte Einstellung hindeutet. Großbritannien zum Beispiel bewegt sich zur Nachhaltigkeit hin; in vielen anderen Ländern jedoch steht weiterhin das Profitmodell im Vordergrund. Es gibt jedoch in jedem Land Modemarken, die sich sehr für die Nachhaltigkeit einsetzen.

Wie zuvor erwähnt ist es auch wichtig, dass Verbraucher über Nachhaltigkeit unterrichtet werden, dass sie wissen, was sie und Marken tun können. Marken und Einzelhändler sollten ihnen keinen Sand in die Augen streuen, sondern verantwortlich handeln. Besonders zwei Bereiche sind wichtig: sich die gesamte Wertschöpfungskette anzuschauen und verwantwortlich zu handeln. Ohne ersteres gibt es keine Kontrolle und damit langfristig keine Veränderung vom Kosten- zum Wertschöpfungsmodell.

Natürlich hat alles seinen Preis – die Beachtung von Vorgaben, die Umwelt – aber wenn man nur auf die Kosten schaut, kann kein Produkt komplett nachhaltig sein. Es geht dabei nicht so sehr um die Gewinnspannen - hochwertige Marken mit hohen Gewinnspannen, die sich Nachhaltigkeit leisten könnten, können nicht daran interessiert sein, aber andere Marken mit niedrigen Gewinnspannen schon. Es ist ein Branchen-, kein Markenproblem.

Wie investiert ISKO in Nachhaltigkeit?
Bei ISKO und Sanko ist Nachhaltigkeit bereits ein alter Hut - wenn ein Produkt nicht nachhaltig ist, kann man nicht weitermachen. Wir behalten gerne die Kontrolle und setzen auf verantwortliche Innovation. Jedes Paar Jeans wird sieben bis acht verschiedenen Prozessen unterzogen, vom Baumwollanbau, dem Spinnen und Weben bis hin zum Verpacken und dem Transport, bevor es auf den Markt kommt. Wenn diese Jeans nicht geprüft und zertifiziert sind, gibt es keine Kontrolle und wir können nicht von nachhaltigen Jeans sprechen. Wir versuchen auch, den Einfluss auf die Umwelt wann und wo immer wir können so gering wie möglich zu halten.

ISKO nimmt die Herausfoderung durch Nachhaltigkeit sehr ernst und glaubt, dass ein umweltfreundlicher Ansatz in den gesamten Prozess integriert sein sollte, der bereits in den frühen Stufen des Designprozesses anfängt. Nur so wird Nachhaltigkeit ein effektiver Teil des Prozesses. Diese “verantwortliche Innovation”, die 360 Grad umfasst, zielt auf die bewusste Optimierung hin, da Verantwortung alle Produktionsketten einschließen muss und nicht bei der Denimproduktion enden kann.

Könnten Sie näher auf das Konzept der “verantwortliche Innovation" eingehen? Welche Schritten werden unternommen, um die Jeansproduktion nachhaltiger werden zu lassen? Transparenz ist wichtig, ebenso Kontrolle in der gesamten Wertschöpfungskette, wie bereits gesagt. Dies führt zu verantwortlichen Produkten, die auch von den Verbrauchern verlangt werden. Es ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Es ist auch wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass Verbraucher bereits anfangen, Verantwortung zu den beim Kauf ausschlaggebenden Faktoren zu zählen. Umweltverantwortlichkeit wird daher für Unternehmen sowohl zur moralischen Verpflichtung als auch zur klaren Geschäftsaufgabe, die ihre Fähigkeit zeigt, Verbraucherbedürfnisse und Markttrends zu verstehen und vorauszusehen.


Fotos: Jeans im Schaufenster (Tony Hisgett); Denimherstellung in der ISKO-Fabrik in Inegöl (ISKO)

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