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Jahresrückblick 2009 – Teil 1

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Von FashionUnited

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In Deutschland wird 2009 wohl in erster Linie als Jahr der großen Pleiten in Erinnerung bleiben – der Arcandor-Konzern musste ebenso Insolvenz anmelden wie das Modehaus Escada. Es war aber auch ein Jahr, in dem sich der modische Schwerpunkt

hierzulande vielleicht endgültig verschob. Mit der Rückkehr der Denim- und Sportswearmesse Bread & Butter konnte Berlin seine Vormachtstellung gegenüber Düsseldorf jedenfalls weiter ausbauen.

Im Januar stand in der Hauptstadt die Fashion-Week auf dem Programm. Die wichtigste Catwalk-Show der Republik wartete unter anderem mit den Modenschauen von Michalsky, Boss Black und Joop! auf. Für ein besonderes Highlight sorgte Bernhard Willhelm, der mit einer avantgardistischen Inszenierung für Abwechslung von den üblichen Laufsteg-Choreographien sorgte. Neu war auch, dass der obligatorische Nachwuchspreis diesmal von Peek & Cloppenburg anstelle der kriselnden Kaufhauskette Karstadt präsentiert wurde.

Neben den Shows war es wie gewohnt die Modemesse Premium, die in Berlin für das wirtschaftliche Highlight sorgte. Doch es zeichnete sich bereits eine Entscheidung ab, die den Status von Berlin als Modemetropole weiter untermauern würde: Die Rückkehr der Bread & Butter. Ende Januar war es dann auch offiziell. Gleich für 10 Jahre mietete sich die Messe, die zuletzt in Barcelona Station gemacht hatte, in den historischen Hallen des Flughafens Tempelhof ein. Schon im Sommer sollte es losgehen.

Weniger gut sah es im Februar in Düsseldorf aus. Während Berlin sich schon auf die Bread & Butter freuen konnte, musste die CPD, lange die bedeutendste Modemesse in Deutschland, sinkende Besucherzahlen melden.

Wie man auch in schlechten Zeiten eine Erfolgsgeschichte schreibt, zeigte das Bekleidungsunternehmen Gerry Weber aus Halle: Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten Umsatz und Gewinn auf neue Rekordwerte gesteigert werden. Als Erfolgsrezept erwies sich der Ausbau des eigenen Einzelhandels.

Der März stand dann aber wieder ganz im Zeichen der Krise. Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss teilte mit, dass der Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich gesunken war. Nach wie vor litt das Unternehmen unter den Veränderungen, die im Vorjahr vorgenommen worden waren. Abfindungszahlungen an ausgeschiedene Vorstandsmitglieder, vor allem an den ehemaligen Chef Bruno Sälzer, der mittlerweile beim kriselnden Modehaus Escada untergekommen war, belasteten das Ergebnis stark.

Einen ganz eigenen Weg aus der Krise beschritt die deutsche Modeikone Jil Sander: Die Hamburger Star-Designerin teilte mit, dass sie künftig nicht auf Luxusmode setzen, sondern für den japanischen Massenabieter Uniqlo entwerfen würde.

Im April meldete dann die Billig-Kaufhauskette Woolworth Insolvenz an, und setzte damit die Reihe zahlungsunfähiger Traditionsunternehmen fort. Das Münchener Modehaus Escada, das zu diesem Zeitpunkt ebenfalls bereits akut von der Pleite bedroht war, kündigte ein letztes ambitioniertes Sanierungskonzept an. Dass alle Hoffnungen vergeblich sein würden, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

Der Mai brachte dann das Aus für einen der größten Namen der deutschen Einzelhandelsbranche. Die Gläubigerversammlung von Hertie beschloss das endgültige Ende der Kaufhauskette. Nike gab indessen bekannt, dass man der Krise wie erwartet mit Massenentlassungen begegnen wolle. Insgesamt 1.700 Stellen werden beim Weltmarktführer in der Sportartikelbranche gestrichen.

Im Juni setzte sich die Pleitewelle in Deutschland fort. Und diesmal traf es einen weiteren Handelsriesen – den in Essen ansässigen Arcandor-Konzern, zu dem der Versender Quelle und die Kaufhauskette Karstadt gehören. Für Aufregung sorgte die Höhe der Millionen-Abfindung, die Vorstandschef Karl-Gerhard Eick bekommen sollte, obwohl der den Konzern nicht hatte retten können. Mit der Insolvenz von Arcandor begann der monatelange Poker um Quelle und Karstadt, für die der Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg neue Investoren suchen musste.

Bilder: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin, Hugo Boss, KaDeWe

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