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Jahresrückblick 2012, Teil 2

Von FashionUnited

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Im Juli blickte die deutsche Modebranche wieder nach Berlin – schließlich ist die Fashion Week in der Hauptstadt hierzulande das wichtigste Event des Sommers. Auf dem Laufsteg der Mercedes-Benz Fashion Week gab es die

bewährte Mischung zu sehen – namhafte deutsche Unternehmen wie Hugo Boss, Schumacher oder Rena Lange, etablierte Berliner Labels und Newcomer zeigten ihre Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2013. Für einen bemerkenswerten internationalen Akzent sorgte der chinesisch-kanadische Avantgardist Steven Tai, den Nachwuchswettbewerb „Designer for Tomorrow“ gewann Leandro Cano, der nun im Januar seine Entwürfe in einer eigenen Show zeigen darf.

Viel

Betrieb herrschte gleichzeitig auf den zahlreichen Berliner Modemessen: Die Premium konnte ihren Höhenflug fortsetzen und verbuchte ein Besucherplus von zehn Prozent gegenüber der Vorsaison. Die Bread & Butter, die weltweit wichtigste Messe für Denim und Urbanwear, verlor in diesem Jahr zwar einige namhafte Aussteller aus dem Jeanssegment, war aber erneut ein Highlight der Modewoche. Auch die kleineren Plattformen meldeten erfolgreiche Messetage.

Die angekündigte Premiere der Panorama, die sich als Messe „für marktrelevante, umsatzstarke Marken“ etablieren will, fiel allerdings den Querelen um den Flughafen Berlin-Brandenburg zum Opfer. Nun soll die Panorama im kommenden Januar erstmals im neuen ExpoCenter Airport Berlin am Flughafen Schönefeld stattfinden.

Etwas weiter nördlich fand im August die Copenhagen Fashion Week statt. Das wichtigste Branchentreffen Skandinaviens hatte einige Neuerungen zu bieten. So feierte die Messe „Vision“, hervorgegangen aus der Fusion der CPH Vision und der Jeans- und Streetwearmesse Terminal-2, einen erfolgreichen Einstand. Die traditionsreiche Großveranstaltung CIFF stellte ihr neues Konzept vor und stieß damit auf äußerst positive Resonanz bei Besuchern und Ausstellern. Beide Veranstaltungen hatten mit ihren Innovationen auf die Veränderungen in der nordeuropäischen Modebranche in den vergangenen Jahren reagiert. Die dritte große Kopenhagener Messe, die Gallery, hatte hingegen wenig Grund für Veränderungen. Mit einem erneuten Ausstellerrekord schrieb sie ihre Erfolgsgeschichte fort. Zeitgleich zeigten zahlreiche, zumeist dänische Designer ihre neuen Kollektionen. Insgesamt 46 Catwalk-Shows fanden im Rahmen der Fashion Week statt. Vertreten waren namhafte Labels wie Henrik Vibskov, Stine Goya, by Malene Birger, Bruuns Bazaar oder Designers Remix sowie diverse Nachwuchsdesigner.

Schlechte Nachrichten kamen hingegen von Abercrombie & Fitch. Der US-amerikanische Modekonzern hat sich bei seinen Wachstumsambitionen offenbar übernommen. Nachdem bereits zuvor die Schließung von rund 180 weiteren unprofitablen Filialen in Nordamerika beschlossen worden war, musste das Unternehmen nun auch seine internationalen Expansionspläne zusammenstreichen. Die flächenbereinigten Umsätze in den ausländischen Stores waren im zweiten Quartal um 26 Prozent gesunken, die Zahl der geplanten Neueröffnungen wurde angesichts der ernüchternden Resultate deutlich reduziert.

Für den Bekleidungskonzern Esprit, der schon seit längerem in einer Krise steckt, war auch 2012 kein gutes Jahr. Im September vollzog das Unternehmen den schon länger angekündigten Führungswechsel. Jose Manuel Martinez Gutierrez ersetzte Ronald Van Der Vis, der im Sommer seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen angekündigt hatte, als CEO. Es war nur der wichtigste von zahlreichen Personalwechseln, mit denen der Konzern die Kehrtwende zum Besseren schaffen will. Doch auch der ehemalige Zara-Manager Gutierrez konnte auf die Schnelle wenig bewirken: Kurz vor dem Jahreswechsel musste Esprit aufgrund erneut enttäuschender Geschäfte vor einem Verlust im ersten Halbjahr 2012/13 warnen.

Gutierrez’

ehemaliger Arbeitgeber, der spanische Inditex-Konzern, setzte hingegen seine Erfolgsgeschichte fort: Für das erste Halbjahr veröffentlichte das Unternehmen, dem die Wirtschafts- und Finanzkrise bislang wenig anhaben konnte, glänzende Zahlen: Der Umsatz war um 17 Prozent gesteigert worden, der Nettogewinn sogar um 32 Prozent.

Weitgehend krisenresistent hatte sich bis dahin auch die Luxusgüterbranche gezeigt. So war es ein Schock, als das britische Modehaus Burberry unerwartet schlechte Einzelhandelsumsätze meldete. Die lapidare Mitteilung ließ auch die Aktienkurse zahlreicher anderer Unternehmen aus dem Top-Segment kurzzeitig abstürzen.

Mit dem 1. Oktober war das monatelange Trauerspiel um den zahlungsunfähigen Versandhändler Neckermann beendet. Der Insolvenzverwalter hatte zwar nach eigenen Angaben mit mehr als 200 Interessenten gesprochen, konnte aber keinen Investor präsentieren. Zum 30. September wurde das Traditionsunternehmen geschlossen. Der Name Neckermann könnte immerhin wieder aufleben: Im November sicherte sich der Hamburger Otto-Konzern die Markenrechte des ehemaligen Konkurrenten – und dessen Kundendaten.

Ende des Monats entschied sich die Zukunft eines weiteren großen deutschen Einzelhändlers. Der US-amerikanische Finanzinvestor Advent International veröffentlichte sein Übernahmeangebot für den Douglas-Konzern. Der war vor allem durch schlechte Geschäfte seiner Buchhandelskette Thalia in Schwierigkeiten geraten. Noch vor Ende des Jahres konnte Advent die erfolgreiche Übernahme des Hagener Handelskonzerns melden, zu dem auch die Modehäuser von AppelrathCüpper gehören.

In den Anfang des Jahres gestarteten Übernahmepoker um den australischen Sportswearkonzern Billabong International kam im November neue Bewegung. Nachdem zuvor zwei potentielle Käufer – die US-amerikanischen Finanzinvestoren TPG und Bain Capital – ihre Angebote zurückgezogen hatten, bekundete nun einer der eigenen Topmanager sein Interesse an dem kriselnden Unternehmen. Paul Naude, der bis dahin das Amerika-Geschäft der Australier geleitet hatte, ließ sich beurlauben, um Gespräche mit möglichen Partnern über ein Kaufangebot zu führen. Im Dezember hatte Naude ein Bieterkonsortium zusammengestellt. Zusammen mit dem Finanzinvestor Sycamore Partners und der Investmentbank Merill Lynch legte er kurz vor Weihnachten ein Kaufangebot vor. Das Konsortium will 1,45 Australische Dollar für jede Aktie zahlen – im Februar hatte TPG noch 3,30 Australische Dollar geboten.

Im Dezember standen die Giganten der Sportartikelbranche im Fokus. Nike meldete kurz vor Weihnachten durchwachsene Quartalszahlen, die allerdings positiv aufgenommen wurden, da Analysten zuvor noch bescheidenere Resultate erwartet hatten. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um zehn Prozent, der Quartalsgewinn ging um 18 Prozent zurück. Eingerechnet waren da allerdings noch die schlechten Ergebnisse der beiden Marken Cole Haan und Umbro, die der Konzern inzwischen verkaufen konnte. Erst 2007 hatte Nike das britische Label Umbro übernommen, das sich vor allem im Fußball einen Namen gemacht hat. Glücklich wurde der Weltmarktführer mit der Marke aber nie. Nun darf sich die Iconix Brand Group daran versuchen, den traditionellen Ausstatter der englischen Fußball-Nationalmannschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Einen Pflegefall hat auch der Hauptkonkurrent Adidas im Portfolio – die US-Marke Reebok. Bei der liefen die Geschäfte im abgelaufenen Jahr wieder einmal ausgesprochen schlecht. Daher sah sich die Konzernspitze sogar gezwungen, die Umsatzprognose zurückzuschrauben. Ansonsten läuft es bei Adidas glänzend: Kurz vor dem Jahreswechsel verkündete Vorstandschef Herbert Hainer, dass 2012 ein Rekordumsatz in Höhe von 14,5 Millionen Euro erzielt wurde. Im kommenden Jahr will Adidas sogar 17 Millionen Euro umsetzen.

Der Verlierer der Sportartikelbranche residiert in unmittelbarer Nachbarschaft. Puma, wie Adidas in der fränkischen Kleinstadt Herzogenaurach beheimatet, muss sich derzeit einer kostspieligen Sanierung unterziehen. Die Zahlen waren zuletzt so wenig überzeugend, dass CEO Franz Koch im Dezember seinen Rücktritt zum 31. März kommenden Jahres bekanntgab. Er war erst im Sommer 2011 im Alter von gerade einmal 32 Jahren an die Spitze des Sportlifestylekonzerns gerückt, der zur französischen PPR-Gruppe gehört. Dass sein Vorgänger und einstiger Mentor Jochen Zeitz Ende November als Verwaltungsratschef von Puma zurückgetreten war, nahm PPR – neben den schwachen Zahlen – zum Anlass, um eine „neue Ära“ bei seiner Tochtergesellschaft auszurufen. Die sollen nun neue Führungskräfte prägen.

Fotos: Premium Exhibitions GmbH, Inditex, Adidas

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