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Jahresrückblick 2013 - Teil 2

Von FashionUnited

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Im Juli war es wieder Zeit für die Sommerausgabe der Berliner Modewoche. Die Mercedes-Benz Fashion Week musste dabei ohne einige ihrer namhaften Stammgäste auskommen: Weder Hugo Boss noch Rena Lange gaben sich

diesmal auf den Laufstegen der Hauptstadt die Ehre. Die Metzinger, die schon in Berlin Modenschauen veranstaltet hatten, bevor es überhaupt eine richtige Fashion Week gab, begründeten ihre Abwesenheit mit strategischen Zielen: Sie zeigen ihre neuen Kollektionen nun in Shanghai und New York, weil sie dort größere Wachstumspotenziale sehen. Auch die Messelandschaft veränderte sich weiter: Mit ihrer zweiten Ausgabe etablierte sich die auf das mittlere, besonders umsatzstarke Genre spezialisierte Panorama als feste Größe in der Hauptstadt. Auch die Bread & Butter sucht den Schulterschluss mit dem Mainstream und vermietete eine ganze Halle an den dänischen Bestseller-Konzern, zu dem Marken wie Vero Moda und Jack & Jones gehören. Eine restriktivere Einlasspolitik ließ allerdings die Besucherzahlen in Tempelhof sinken.

Die Messen
in Kopenhagen, der anderen großen nordeuropäischen Modemetropole, mussten im August ebenfalls rückläufigen Zuspruch melden. Das war allerdings der Schwäche des einheimischen Einzelhandels geschuldet. Der Anteil der ausländischen Besucher stieg, ein wichtiger Erfolg für die dänische Modebranche, die angesichts des kleinen Heimatmarktes auf den Export angewiesen ist. Vor allem aus den skandinavischen Nachbarländern reisten mehr Einkäufer an als zuletzt. Gerade beim internationalen Publikum sorgte aber eine Entscheidung der Organisatoren der Fashion Week für Stirnrunzeln: Die Zahl der Modenschauen wurde deutlich reduziert, weniger junge, innovative Designer durften ihre Entwürfe auf den Laufstegen der dänischen Hauptstadt präsentieren, was den Reiz der Veranstaltung merklich schmälerte.

Die
unendliche Geschichte des angeschlagenen Kaufhauskonzerns Karstadt nahm im September eine neue Wende. Nicolas Berggruen, der das insolvente Traditionsunternehmen 2010 übernommen hatte, verkaufte die Mehrheit an den Premium-Häusern, zu denen das Berliner KaDeWe und das Alsterhaus in Hamburg gehören, und den Sportgeschäften an die Signa-Holding des österreichischen Investors René Benkö. Der will nun wiederum den israelischen Geschäftsmann Beny Steinmetz beteiligen. Die übrigen Karstadt-Filialen könnten ebenfalls demnächst den Eigentümer wechseln. Auch sonst setzten sich die Turbulenzen im Unternehmen fort: Die Mitarbeiter streikten, und CEO Andrew Jennings kündigte seinen Abschied an. Seine Nachfolgerin wird zum Jahreswechsel die Ikea-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt.

Auch andere deutsche Traditionsunternehmen hatten finanzielle Schwierigkeiten und bekamen neue Eigentümer, etwa der Strumpfhersteller Kunert. Der musste im Frühjahr Insolvenz anmelden, im September übernahm der österreichische Unternehmer Erhard Grossnigg den Geschäftsbetrieb.

Aus Großbritannien kam die Schlagzeile des Monats Oktober: CEO Angela Ahrendts kündigte an, den Luxusmodekonzern Burberry im kommenden Jahr zu verlassen, um Einzelhandelschefin bei Apple zu werden. Sie hatte in den vergangenen Jahren die etwas angestaubte Marke Burberry erfolgreich reformiert und die Nutzung neuer Medien forciert, was den Briten eine technologische Führungsrolle in der Modebranche einbrachte. Die Nachfolge regelte das Unternehmen intern: Chefdesigner Christopher Bailey soll nach Ahrendts’ Abschied auch die geschäftliche Verantwortung übernehmen. Hierzulande holte sich der börsennotierte Hamburger Bekleidungskonzern Tom Tailor frisches Geld: Er beschloss eine Kapitalerhöhung, die 29,5 Millionen Euro in die Kasse spülte. Auch andere Unternehmen setzten in diesem Jahr auf interessierte Anleger, um zusätzliche Mittel zu generieren: So begab das Münchener Modehaus Rena Lange im November eine Anleihe, um die Flächenexpansion, neue Produktlinien und die Übernahme des Bekleidungsanbieters St. Emile zu finanzieren.

Der deutsche Vorzeigekonzern Hugo Boss musste im
November seine Gewinnziele zurückschrauben. Eine Marge von 25 Prozent beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde nicht wie geplant im Jahr 2015 erreicht, erklärte die Unternehmensleitung auf einer Investorenkonferenz in Shanghai. Das Umsatzziel von drei Milliarden Euro im übernächsten Jahr wurde allerdings bekräftigt. Das Unternehmen setzt derzeit auf den Ausbau des eigenen Einzelhandels und des Geschäfts mit Damenmode, für das seit dem diesem Sommer Stardesigner Jason Wu als Artistic Director verantwortlich ist. Dank des starken Retailgeschäfts konnte der Konzern in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres Umsatz (1,8 Milliarden Euro) und Ergebnis (245 Millionen Euro) um jeweils drei Prozent steigern.

Im Dezember kündigten gleich mehrere Protagonisten der Berliner Modewoche revolutionäre Pläne an: Sie wollen ihre Veranstaltungen künftig erstmals auch für Endverbraucher zugänglich machen. So soll die Bread & Butter ab dem Sommer 2014 zwei „Publikumstage“ bekommen, an denen alle Interessierten die Messe besuchen können. Dann will auch die Panorama ausgewählte Bereiche für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Mercedes-Benz Fashion Week plant bereits für den Januar eine Modenschau, die nicht nur Fachleuten sondern auch modeinteressierten Kunden offenstehen soll. Es ist eine Abkehr von der traditionellen Exklusivität der Modeindustrie, deren Auswirkungen interessant zu werden versprechen.

Foto: Bread & Butter, KaDeWe, Hugo Boss
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