Jam kehrt heim nach München – vorerst
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Ein weiteres Argument der beiden Veranstalter Wolfgang und Sebastian Klinder pro Köln lag damals darin, die Schau geografisch „zurück zu den Wurzeln der denimorientierten Messen“ bringen zu wollen. „Das Einzugsgebiet, die gute Erreichbarkeit und auch die Nähe zu den Benelux-Ländern wird zusätzlich noch mal ganz neue Besucher und Aussteller motivieren“, ließ Sales- und Marketing Manager Günther Sommer damals wissen.
Die Jam bezog dann im vergangenen Juli als Teil der Berlin fashion Week eine Location im Berliner Stadtteil Treptow, weitab von allen anderen Messen und Events. Die Folge: Es fanden weit weniger Besucher den Weg in die Messehallen, als von den Organisatoren und Ausstellern erhofft. Anstatt der geplanten Expansion verzeichnete die Jam bei ihrer Berlin-Premiere einen Besucherrückgang in mittlerer, dreistelliger Höhe. Trotzdem gab sich Messechef Sebastian Klinder weiter kämpferisch und kündigte allen Unkenrufen zum Trotz an: „Einen weiteren Umzug zurück nach Köln oder in eine andere Stadt wird es mit Sicherheit nicht geben“. Vielmehr gehe es nun darum, „durch zugkräftige Marken und eine Überarbeitung des Konzepts noch mehr Besucher von der Jam zu überzeugen“.
Nun soll es also doch wieder zurück in den warmen Schoß der Münchener Szene und in die alte Erfolgslocation Zenith Halle zurückgehen. Auf der Website der Messe heißt es derzeit lapidar: „wir freuen uns, Sie im Sommer auf der Jam Munich begrüßen zu dürfen“. Damit scheint der Anspruch der Macher, sich in einem von der Masse geprägten Umfeld durchsetzen zu können und sich mittels eines eigenen, unverwechselbaren Profils gegen Konkurrenzveranstaltungen langfristig erfolgreich zu positionieren, erst einmal gescheitert.
Die Organisatoren sehen sich daher künftig auch nicht mehr als Mitbewerber, sondern lediglich als „sinnvolle Ergänzung“ zur Berliner Leitmesse Bread & Butter und wollen die Jam auf zwei Messetage am 18. und 19. Juli 2010 terminieren, zehn Tage nach der hauptstädtischen Modewoche. Eine Entscheidung, die – realistisch betrachtet jedoch – genau die richtige ist. Macher und Aussteller haben erkannt, dass der Termindruck der Einkäufer angesichts der immer größer werdenden Messedichte zur Berlin Fashion Week kaum noch zu bewältigen ist.
Außerdem hat die Jam in München eine starke Basis und einen gewachsenen Kundenkreis, auf den man nun wieder zurückgreifen kann. „Seit dem Wegzug der Jam gibt es in Süddeutschland keine vergleichbare Orderplattform mehr,“ so Marketing-Chef Sommer gegenüber FashionUnited. „Außerdem sind die Süddeutschen eher reisefaul und kommen nicht nach Berlin, um die Jam zu besuchen.“ So habe man sich dazu entschlossen, eine kleine, familiäre Ordermesse an alter Stelle zu organisieren und unterdessen „in Ruhe anzuschauen, was an den anderen Schauplätzen passiert.“
So ganz haben die Jam-Macher den Traum von der großen Bühne nämlich trotz des aktuellen Rückzugs noch nicht aufgegeben. Sommer lässt gegenüber FashionUnited bewusst offen, wie es mit der Messe in Zukunft weitergehen wird. „Nichts ist in Stein gemeißelt“, so der Sprecher. „Wir können nicht sagen, dass wir die kommenden zehn Jahre in München sein werden.“ Es bleibt also weiter spannend rund um die jetzt wieder wichtigste Ordermesse Süddeutschlands.
Foto: Munich Fabric Start GmbH