Kein Geld im Strumpf: Ergee muss schließen
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Nun ist sicher: In spätestens zweieinhalb Monaten wird Ergee seine Geschäftstätigkeit einstellen, ein Antrag auf Schließung des Betriebes wurde am Montag bereits eingereicht. Besonders tragisch: Mit Ergee verliert Österreich nicht nur das prominenteste Aushängeschild der alpenländischen Modeszene, es werden auch fast 200 Menschen ihren Job verlieren. Die meisten von ihnen wahrscheinlich bereits in den nächsten zwei Wochen. So lange dauert die Frist, in der noch Einspruch gegen die Schließung eingelegt werden kann.
Damit rechnet derzeit jedoch niemand, auch der Gläubigerschutzverband Creditreform Krems nicht, dessen Referent Stephan Marzal am Montag das Aus der Firma verkündet hat. Schließlich hätten die Gemeinschuldnervertreter der Schließung von Ergee zugestimmt. Sie zogen damit nach einem ebenso lang anhaltenden wie erfolglosen Kampf um frisches Geld und neue Investoren die Reißleine, um weiteren finanziellen Schaden zu vermeiden.
Mit Ergee stirbt ein Unternehmen, das bereits vor über 100 Jahren gegründet wurde und einst zu den erfolgreichsten der Branche gehörte. Leider hatte das Management irgendwann nicht mehr das richtige Konzept, um auf dem hart umkämpften Weltmarkt mithalten zu können, so dass Ergee immer tiefer in die Krise rutschte. Seit Jahren schreibt das Unternehmen nun bereits rote Zahlen und ein Ende des Abwärtstrends rückte immer weiter in die Ferne. Im vergangenen Juni hatten die Waldviertler dann schon einmal die Talsohle erreicht, konnten mithilfe eines Überbrückungskredits jedoch vorerst weiter machen. Damals glaubte man noch, einen Investoren für den Strumpfhersteller begeistern zu können, verhandelte zeitweise sogar mit sechs Interessenten gleichzeitig.
Zum Schluss war jedoch nur noch ein potentieller Kandidat zur Rettung des Unternehmens übrig, und als dieser dann auch noch abgesprungen war, musste Ergee Insolvenz anmelden. Was bleibt, sind nach Recherchen der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ rund 180 betroffene Gläubiger, Verbindlichkeiten in Millionenhöhe und die drittgrößte Firmenpleite Österreichs. Zudem hat das Land rund 200 Arbeitslose mehr zu beklagen.
Die Marke Ergee wird jedoch trotz der Pleite des Mutterkonzerns weiter bestehen. Die Ergee-Töchter in Deutschland, Tschechien und der Schweiz sind nach Angaben Marzals weitgehend eigenständig und trotz enger Verflechtungen mit der österreichischen Ergee-Gruppe nicht von deren Abwicklung betroffen.
Foto: Ergee