Keine Staatshilfen: Arcandor vor dem Aus
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Nur die Bundesregierung will das traurige Spiel anscheinend nicht mitspielen. Laurenz Mayer, der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, sagte der Berliner Zeitung unmissverständlich: „Das Problem muss privatwirtschaftlich gelöst werden“. Mayers argumentiert, es habe bereits vor der Krise eindeutig Managementfehler bei Arcandor gegeben, und Managementfehler seien schließlich „keine Dinge, die man auf den Steuerzahler abwälzen kann“. Wie die Berliner Zeitung in ihrer Montagsausgabe weiter berichtet, soll auch im restlichen Regierungslager die Skepsis gegenüber Arcandor überwiegen. So habe Regierungssprecher Ulrich Wilhelm darauf verwiesen, dass staatliche Beihilfen nur von Unternehmen in Anspruch genommen werden könnten, die vor der Finanzkrise gesund waren und über ein tragfähiges Geschäftsmodell verfügten.
Insgesamt fordert Arcandor rund 850 Millionen Euro von der Bundesregierung, aufgeteilt in eine Staatsbürgschaft in Höhe von 650 Millionen und ein Darlehen von 200 Millionen Euro. Karstadt-Chef Stefan Herzberg sieht in der Bewilligung der Gelder die letzte Möglichkeit, Arcandor und Karstadt vor der Insolvenz zu bewahren. Ohne staatliche Hilfen könne Karstadt auch durch eine Fusion mit der Metro-Tochter Galeria Kaufhof nicht mehr gerettet werden, so der Manager.
Und die Zeit drängt. Arcandor bleiben eigenen Angaben zufolge nur noch drei Wochen Zeit, um die drohende Insolvenz doch noch in letzter Minute abzuwenden. „Der 12. Juni ist der Tag der Wahrheit, zu dem Termin brauchen wir die Bürgschaft“, so Firmenchef Eick. Betroffen von der Pleite wäre nicht nur Karstadt, sondern auch das Reiseunternehmen Thomas Cook und die Versandhandelssparte Primondo, zu der u.a. Quelle, HSE24 und Walz gehören. Insgesamt stehen über 50.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. In Wahlkampfzeiten könnte dieser Umstand vielleicht doch noch zum zündenden Argument für eine Bewilligung der dringend benötigten Beihilfen werden.
Foto: Arcandor