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KiK kämpft gegen Ausbeuter-Image

Von FashionUnited

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Die Textildiscountkette KiK stand in der Vergangenheit – wie auch seine Mitbewerber – oft im Fokus von Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen. Nachrichten über ausgebeutete Arbeiter an den Produktionsstandorten in Fernost oder Südamerika drückten

empfindlich auf das Image des Konzerns, Kritiker warfen KiK und Konsorten immer wieder schwere Verletzungen von Arbeiterrechten und Umweltstandards vor.

Nun will das Unternehmen PR-technisch gegensteuern und setzt in einer groß angelegten Kampagne auf soziale Engagements. Dafür lässt KiK Flickenteppiche in Bangladesch produzieren, deren Erlöse in Hilfsprojekte vor Ort reinvestiert werden sollen. „Mit der Produktion von Flickenteppichen in Rangpur schaffen wir für die Menschen die Möglichkeit, ein Einkommen zu erwirtschaften und so ihre Familien zu ernähren", so Petra Katzenberger, verantwortliche Leiterin des Bereichs Social Compliance bei KiK. Die Menschen könnten so in ihrer Heimat bleiben und brauchten nicht in die industriellen Zentren nach Dhaka oder Chittagong abzuwandern, so Katzenberger weiter. Zudem würden für die Teppiche Stoffreste aus der örtlichen Textilproduktion verarbeitet, wodurch die Teppiche auch noch „einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz“ leisten würden.

In Deutschland werden die Teppiche dann zum Discount-Preis von gerade mal 1,99 Euro verkauft. Wie viel diejenigen verdienen, die diese Teppiche knüpfen, ist nicht bekannt. 700.000 Stück hat KiK eigenen Angaben zufolge bereits verkauft, deren Gewinn nun wieder in die Region zurückfließe. „Das Produkt mit dem sozialen und ökologischen Mehrwert gefällt unseren Kunden. Und es ermöglicht uns, den Aufbau von Schulen und Arztstationen zu unterstützen, denn an beidem mangelt es in Bangladesch", stellt Katzenberger fest. Warum man allerdings nicht lieber gleich die dortigen Arbeiter entsprechend gut entlohnt, anstatt die billig produzierten Teppiche zu einem Ramschpreis zu verkaufen, damit trotzdem noch Gewinne zu machen und diese wieder in Hilfsprojekte zu investieren, ist fraglich und klingt irgendwie nach PR-trächtiger Beruhigung eines schlechten Gewissens.

Trotzdem wird KiK nicht müde darauf hinzuweisen, dass man die Einhaltung sozialer Mindeststandards bei der Produktion der Billig-Textilien garantiere. „Wir erlauben zum Beispiel keine Kinderarbeit, wir wollen, dass der gesetzlich festgeschriebene Lohn gezahlt wird und dass korrekte Arbeitsverträge bestehen,“ so Katzenberger. „Auch Überstunden und Mehrarbeit müssen selbstverständlich bezahlt werden.“ KiK lasse grundsätzlich alle Produktionsstätten der Lieferanten von unabhängigen Auditierungsunternehmen auf die Einhaltung dieser Forderungen überprüft und regelmäßig kontrollieren. „So wollen wir die Durchsetzung unserer Anforderungen gewährleisten und ganz konkrete Verbesserungen vor Ort erreichen,“ so Katzenberger weiter.

Der nächste Vorwurf von Organisationen wie der „Kampagne für Saubere Kleidung“, die KiK und andere Discounter bereits in der Vergangenheit mehrfach schwer belastet haben, dürfte jedoch sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Zuletzt machte die Organisation im Februar von sich reden, als sie den Bericht "Kasse machen: Einzelhandelsgiganten, Einkaufspraktiken und Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie" veröffentlichten. KiK wird also in Zukunft noch sehr viel mehr tun müssen, um sein Ausbeuter-Image loszuwerden. Wer sich jedoch ausschließlich über den Preis definiert, dürfte damit jedoch weiterhin große Probleme haben.

Foto: KiK

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