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Kik ma, wer da spioniert: der Textildiscounter

Von FashionUnited

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Der Textildiscounter Kik wird künftig nicht mehr nur für seine kleinen Preise bekannt sein, sondern auch für seine mindestens so kleine Hemmschwelle, Mitarbeiter auszuspionieren. Das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Bönen soll systematisch die finanzielle Situation seiner

Angestellten überprüft haben und das ohne deren Wissen oder Einverständnis.

Wie die „Ostfriesen-Zeitung“ (OZ) in ihrer Ausgabe vom Dienstag berichtet, hat die Kik Textilien und Non-Food GmbH „regelmäßig Auskünfte über Finanzen seiner Mitarbeiter bei der Creditreform eingeholt“. Dies gehe aus einem internen Schreiben des Unternehmens hervor, das der Zeitung vorliegen soll. Der Brief soll bereits am 4. Januar letzten Jahres verfasst worden sein und richtete sich an die Verkaufs- und Bezirksleiter des Discounters. Die OZ zitiert daraus die lapidare Feststellung: „Viermal jährlich werden alle Bestandsmitarbeiter automatisch vom Bereich Personalwesen bei der Creditreform angefragt." So könne das Unternehmen auch bei langjährigen Mitarbeitern „eventuelle negative Merkmale herausfinden".

De Facto holte sich Kik also immer wieder heimlich Schufa-Informationen über seine Angestellten ein und hat dies mittlerweile auch bestätigt. So verteidigte eine Sprecherin des Konzerns die zweifelhaften Maßnahmen gegenüber der OZ: Sie dienten „sowohl dem Schutz des Unternehmens als auch dem Schutz der Arbeitnehmer". Es gehe darum, dass Arbeitnehmer mit negativen Einträgen „nicht in sensiblen Bereichen, etwa an der Kasse eingesetzt werden". Die Sprecherin wies nach Angaben des Blattes noch darauf hin, dass Kik seit längerer Zeit keine regelmäßigen Auskünfte mehr angefordert habe. Die Creditreform-Abfragen orientierten sich jetzt „am berechtigten Interesse und der entsprechenden Tätigkeit des Mitarbeiters" .

Auskünfte holt der Textildiscounter also weiterhin ein, nur eben nicht mehr ganz so oft. Ein Umstand, der nun auch die Datenschützer auf den Plan ruft. Angeblich befasst sich bereits die Datenschutzbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf sich mit dem Fall. Zumindest bestätigte eine Sprecherin der OZ: „Wir nehmen das sehr ernst“.

Ziemlich ernst dürften die nun bekannt gewordenen Spionage-Praktiken der Billig-Kette auch deren betroffene Mitarbeiter nehmen, von denen sich allerdings bislang noch keiner öffentlich äußerte. Kik wurde bereits in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, seine Angestellten mit Hungerlöhnen abzuspeisen und jegliche Form betrieblicher Mitbestimmung zu torpedieren. Zudem soll das Unternehmen auch bei der Auswahl seiner Zulieferer für den kleinen Preis gerne zu übersehen, unter welchen Umständen die Waren produziert werden. Arbeitsrechtsverletzungen, schlechte Löhne und nun auch noch ein Datenskandal: bei jedem anderen Unternehmen wäre dies wohl etwas zu viel der Negativ-PR auf einmal. Da vor allem in Krisenzeiten auch bei vielen Kunden der kleine Preis über die große Moral erhaben zu sein scheint, dürften der Kik Textilien und Non-Food GmbH jedoch keine allzu großen Verluste entstehen.

Foto: Kik Textilien und Non-Food GmbH

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