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Kleidung aus dem Supermarkt: Nur Klauen ist billiger

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Von FashionUnited

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KOMMENTAR_ Lederimitatjacke: 14,99 Pfund, Schuhe: 6,99 Pfund, Jeans: ebenfalls 6,99 Pfund und T-Shirts für 5,99 Pfund. Das klingt fast schon absurd, aber genauso sieht das Bekleidungssortiment bei Lidl ab dem 25. August auf dem UK-Markt aus. Auch in Deutschland sieht es

aktuell ähnlich aus: Damenweste knapp 10 Euro, Tanktop 2,99 Euro. Da stellt sich wieder die alte Frage: Kann das mit rechten Dingen zugehen? Die Antwort steckt in der Vergangenheit.

Lidl mischt weiter auf dem Modemarkt mit und erweitert das Sortiment laufend. Aber auch Aldi machte sich in

Großbritannien mit Schuluniformen zu Schleuderpreisen Freunde – zumindest unter den Käufern. Die deutschen Supermärkte geben den Kunden in Europa also genau das, was sie wollen. Frei nach dem Motto: Nur Klauen ist billiger. Knapp 4 Pfund (5 Euro) kostete die Ende Juli angebotene Schuluniform. Dafür gab es einen Pullover, zwei Polo-Shirts und eine Hose oder einen Rock. Zudem waren alle Größen zum gleichen Preis verkauft worden. Damit konnte der deutsche Supermarkt die Preise der britischen Konkurrenten um rund 2 Pfund unterbieten, was unter diesen wohl nicht gerade für Begeisterung sorgte. Aldi selbst war jedoch höchst zufrieden: „Wir freuen uns, unseren Kunden eine fantastische Schuluniform-Reihe von hoher Qualität zum tiefstmöglichen Preis und in jedem Supermarkt zu bieten", sagte Tony Baines, Aldis Managing Director for Corporate Buying gegenüber Retail Week. Ob sich die Näherinnen auch so sehr gefreut haben, ist noch nicht klar. Jedoch kann man das bei diesem Verkaufspreis stark bezweifeln.

„Doch damit geht es noch keiner Näherin in Bangladesch besser"

Aber auch Lidl war in der Vergangenheit vermehrt in den Negativschlagzeilen, Grund dafür: menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Ver.di startete Kampagnen gegen die Supermarktkette und 2010 wurde Lidl sogar verboten mit vermeintlich fairen Arbeitsbedingungen bei seinen Textilzulieferern in Bangladesch zu werben. Genau das hatte Lidl nämlich getan, woraufhin es lautstarken Protest von der Hamburger Verbraucherzentrale und den Menschenrechtsinitiativen „Kampagne für Saubere Kleidung“ (CCC) und „European Center for Constitutional and Human Rights“ (ECCHR) gab. „Überlange Arbeitszeiten, Lohnabzüge als Strafmaßnahmen, mangelnde und intransparente Vergütung von Überstunden, Verhinderung von Gewerkschaftsarbeit und Diskriminierung von weiblichen Beschäftigten,“ monierten sie und verklagten Lidl vor dem Landgericht Heilbronn wegen „unlauteren Wettbewerbs“. Daraufhin wurde Lidl sehr ruhig und kompromissbereit. Man einigte sich außergerichtlich darauf, dass zukünftig nicht mehr auf diese Art geworben werde. „Lidl muss die Werbung zurückziehen. Dieser Erfolg zeigt: Das Wettbewerbsrecht kann auch bei irreführender Werbung mit Sozialstandards ein wirksames Mittel sein.

Doch damit geht es noch keiner Näherin in Bangladesch besser,“ erklärte Günter Hörmann, der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg.

Eigentlich müsste das Beispiel von Primark, mit den eingenähten Hilferufen (ob echt oder nicht), die Kunden wachgerüttelt haben. Stattdessen liest man in den Bewertungen unter dem Tanktop von Lidl für 2,99 Euro „Sieht spitze aus“.

Martina Michalsky
Aldi
Lidl
Primark