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Kleidung: Können Verbraucher die Produktion beeinflussen?

Von FashionUnited

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Was können Verbraucher angesichts der jüngsten tragischen Industrieunglücke in Herstellungsländern wie Bangladesch, Pakistan und Kambodscha tun, um sicherzustellen, dass die Kleidungsstücke, die sie kaufen nicht in potentiellen

Unglücksfabriken hergestellt werden? Können sie überhaupt etwas tun? Diese Fortsetzung unserer Artikelreihe zur Textil- und Bekleidungsproduktion und -beschaffung zeigt verschiedene Möglichkeiten auf.

Zuerst
sollte man mit einer weit verbreiteten Annahme aufräumen, nämlich, dass je teurer ein Kleidungsstück ist, umso mehr Geld für Ausgaben wie Löhne und Brandschutz und andere Sicherheitmaßnahmen zur Verfügung stehen. Obwohl dies zunächst logisch klingt, stimmt es in der Praxis nicht; größere Gewinnmargen bedeuten nicht automatisch bessere und sicherere Arbeitsbedingungen.

Sind teure Marken verantwortungsbewusster?

Wie die jüngsten Beispiele zeigen wurden in den gleichen Fabriken, die Kleidung für Textildiscounter wie Primark, Kik, Takko und Walmart herstellten, auch solche für Marken und Einzelhändler wie C&A, H&M, Esprit, Nike, Li & Fung und andere im mittleren bis gehobenen Preisniveau produziert. Außerdem investieren letztere einen größereren Teil in Werbekampagnen, so dass sich der Anteil, der für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben werden könnte, weiter verringert.

Also ist der Preis allein kein Indiz dafür, ob und wieviel Geld für die Löhne und Sicherheit der Arbeiter ausgegeben wird. Aber es kann durchaus angenommen werden, dass bei absoluten Schleuderpreisen (wie zum Beispiel einem T-Shirt für 3 Euro oder gar 99 Cents) nichts für solche Ausgaben übrigbleibt. "Von der Baumwollpflanze vom Feld über das Spinnen, Stricken, Färben, Konfektionieren, dann in den Handel bringen und noch 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, ist das nicht möglich", bestätigt Rolf Heimann, Leiter des Bereichs Unternehmensverantwortung bei Hess Natur.

So weit, so schlecht. Etiketten nach dem Herstellungsland zu prüfen ist auch keine dauerhafte Lösung, da der Boykott von in sogenannten Billiglohnländern hergestellten Kleidungsstücken (den einige radikale Stimmen fordern) das Problem verschlimmern würde. Denn welche anderen Länder könnten schon mit einer vergleichbaren Anzahl von Arbeitskräften in Millionenhöhe, Ressourcen, Löhnen und Lieferzeiten mithalten? Schließlich geht es um gewaltige Ausmaße, denn die weltweite Textil- und Bekleidungsindustrie ist ein Billionengeschäft (2560 Billionen US-Dollar im Jahr 2010 um genau zu sein). Und selbst wenn sich ein Ersatz finden ließe, sind die Arbeitsbedingungen in Osteuropa und der Türkei - möglichen Alternativen - auch nicht gerade rosig. Probleme mit fairen Löhne, langen Arbeitszeiten, unzureichendem Krankenversicherungsschutz und dem Recht auf Gewerkschaften plagen die Industrie auch hier.

Und wenn Arbeiter in Bangladesch, Pakistan, Indien, Kambodscha, Indonesien, den Philippinen und anderen Ländern ihre Arbeitsplätze durch einen Boykott und damit reduzierte Aufträge verlieren, geht es ihnen auf keinen Fall besser. Im Gegenteil, viele der größtenteils weiblichen Arbeitskräfte werden wieder in ein häusliches Leben getrieben, das oft mit einer frühen Hochzeit und Mutterrolle und wenig Mitbestimmung über die Zukunft einhergeht.

Was Verbraucher tun können

Aber die Situation ist nicht ausweglos – schließlich gibt es Bemühungen wie das Abkommen zur Brand- und Gebäudesicherheit in Bangladesch, das die Situation vor Ort verbessern will. Mehr als 30 hauptsächtlich europäische Marken und Einzelhändler haben bis jetzt unterzeichnet und hoffentlich wird es bald auch auf andere Länder ausgedehnt. Außerdem gibt es die Fair Wear Foundation, ein Netzwerk von Textil- und Bekleidungsunternehmen, Marken und Gewerkschaften, die gemeinsam versuchen, die Arbeitsbedingungen für Textilarbeiter weltweit zu verbessern.

Aufgrund der Besonderheiten der Branche kann die Organisation jedoch kein Gütesiegel vergeben, das Verbrauchern faire Arbeitsbedingungen garantieren würde. "Die Textilindustrie hat sehr komplizierte Lieferketten. Es gibt so viele Lieferanten und Unterlieferanten und es ist sehr, sehr schwierig, all diese Herstellungswege zu kontrollieren", erklärt Martin Curley von der Fair Wear Foundation.

Recherche, Recherche, Recherche

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass solange kein verlässliches Bewertungssystem für Kleidung zur Verfügung steht, das bereits auf dem Etikett verzeichnet, wie fair, sicher und nachhaltig ein Kleidungsstück ist, es für Verbraucher keinen Weg gibt, dies beim Einkaufen herauszufinden. Sie müssen ihre Hausaufgaben machen und schon im Vorfeld das meiste über ihre Lieblingsmarken herausfinden, am besten über die offizielle Website hinaus.

Das Internet wird hier weiterhelfen, ebenso die Tagespresse, die sich zunehmend für das Thema erwärmt. Organisationen wie die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC), Free2Work, das Internationale Arbeitsrechtsforum (ILRF), die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und andere führen Studien und Umfragen zu bestimmten Modemarken und Einzelhändlern durch, die Verbrauchern die benötigten Informationen liefern. Außerdem sollten diese ihre Kaufkraft nicht unterschätzen.

Zu guter Letzt ist es vielleicht an der Zeit, Kleidung als Investition statt als Wegwerfobjekt mit begrenzter Haltbarkeit zu sehen. Schließlich wird jedes Kleidungsstück unter vielen Mühen hergestellt und das mindeste, das wir tun können, ist diese Mühe zu würdigen, indem wir darüber nachdenken, was wir tragen. Der nächte Artikel in dieser Reihe wird am Donnerstag erscheinen. Bitte emailen Sie Fragen oder Kommentare an die folgende Addresse: news@fashionunited.com.

Foto: Kundinnen beim Stöbern

Simone Preuss
Beschaffung
Beschaffungsreihe
Textilindustrie