Kopenhagen: klare Linien
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Eine ähnliche Zielgruppe bedient Bruuns Bazaar – wenn auch mit weniger offensichtlicher Opulenz. Erstmals konnte die ehemalige COS-Chefdesignerin Rebekka Bay, die im vergangenen Frühjahr zum dänischen Label gewechselt war, die Kollektion ganz nach ihren Vorstellungen ausrichten – und tat das auch. So erinnerten die betont schlichten, fast kühlen Entwürfe stark an das, was man von der Edellinie des H&M-Konzerns gewohnt ist. Die Ästhetik von Bruuns Bazaar - noch nie ein Hort verspielter Experimentierfreude - ist durch ihren Einfluss noch einmal strenger und klarer geworden.
Kreativ bis verspielt sind Attribute, die man gemeinhin eher mit Henrik Vibskov in Verbindung bringt. Der Allroundkünstler, der neben Mode auch alle möglichen anderen Dinge entwirft und Musik macht, konnte in dieser Saison wie üblich mit der spektakulärsten Show in Kopenhagen aufwarten. Diesmal mussten die Models einen Parcours aus überdimensionalen beweglichen Pedalen abschreiten, die über sichtbare Hebel- und Zahnradkonstruktionen Trommelschläge auslösten. Eine originelle Selbstreferenz des zeitweiligen Trentemøller-Schlagzeugers. Bei seiner Männerkollektion blieb Vibskov diesmal – von ein paar Ausnahmen wie einer Jacke mit integriertem Rucksack abgesehen – vor allem seinen bekannten Themen treu: Variationen der schon klassischen Vibskov-Parkas und -Trenchcoats, die vielfarbigen Strickoberteile in neuen Dessins, ein paar Hosen mit tief hängendem Schritt – alles wurde souverän neu durchgespielt. Für die Highlights sorgte daher eher die Damenkollektion mit einigen ebenso originell wie klar konstruierten Jacken und Capes (Foto).
An einem anderen, aber ebenso unverkennbaren Ideal arbeitet sich Charlotte Eskildsen mit ihrem Label Designers Remix ab: dem urban-modernistischer, leicht unterkühlter Eleganz. Dass große Gesten eben auch in schlichten Formen, klaren Linien, und zurückhaltenden Farben möglich sind, bewies sie auch in dieser Saison in Vollendung – und gleichzeitig, dass eine individuelle Handschrift eben durchaus Raum für Entwicklungen lassen kann.
Eine unverkennbare Handschrift hat eigentlich auch Stine Goya. Der Liebling der dänischen Modeszene sorgte diesmal aber mit ihrer Show für eine gewisse Ratlosigkeit unter den Zuschauern. Denn die Designerin versuchte, in ihrer neuen Kollektion einiges anders zu machen als sonst. Weniger Prints, weniger Orange-, Rot- und Brauntöne, dafür hauptsächlich strenges Schwarz-Weiß und viele neue Ideen, die mal besser und mal schlechter funktionierten. Insgesamt fehlte eine schlüssige übergreifende Idee und damit der gewisse Zauber, der Goyas Kollektionen sonst so unverwechselbar macht. Stattdessen wurden zahlreiche Themen angerissen, aber oft nicht ausformuliert. Ein wenig mehr Selbstbeschränkung auf die bekannten eigenen Stärken wäre hier sicher besser gewesen.
Foto: Henrik Vibskov / Copenhagen Fashion Week®