Als Brasiliens Schuhfabrikanten im Jahre 1969 erstmals beschlossen, ihre Produkte im Rahmen einer jährlichen Messe potentiellen Käufern und Händlern vorzustellen, ahnte wohl noch niemand, dass aus der kleinen, 67 Aussteller umfassenden Veranstaltung die größte SchuhfachmesseLateinamerikas werden sollte. Mittlerweile ist dies jedoch längst keine Frage mehr. Die Francal, benannt nach der Region ihrer Erstausgabe, zog im vergangenen Jahr fast 60.000 Besucher an und vergrößerte ihre Bruttofläche auf rund 70.000 Quadratmeter. Zu ihrem Start 1969 belegte die Schau gerade mal 1.000 Quadratmeter. Was allerdings schon vor 40 Jahren stimmte, war der wirtschaftliche Erfolg der Francal. Bereits damals belief sich der Export der brasilianischen Schuhhersteller auf vier Millionen Paar Schuhe, die einen Umsatz von acht Millionen Dollar einbrachten. Ein Wert, der sich mittlerweile natürlich längst vervielfacht hat, genauso wie die Anzahl der Aussteller auf der Francal. Die liegt in diesem Jahr bei 1.000, wenn die Produzenten ihre neuesten Schuhkollektionen für die Saison Frühjahr/Sommer 2009 vorstellen.
Zwischen dem 1. und 4. Juli werden in der Anhembi Exhibition Hall im brasilianischen Sao Paulo erneut über 60.000 Besucher erwartet, die aus aller Welt kommen sollen, um sich die Neuigkeiten der lateinamerikanischen Schuhindustrie vorführen zu lassen. Die Schuh- und Lederwarenbranche gilt neben dem Tourismus als wichtigster Wirtschaftszweig der Region, doch die Branche hat es derzeit nicht besonders leicht. Billig-Angebote aus Fernost, vor allem aus China, drücken weltweit die Preise, auch in einem vermeintlichen Billiglohnland wie Brasilien. Der Wettbewerb wurde in den letzten Jahren immer schärfer, ein Umstand, den vor allem die kleineren Manufakturen in Europa und Südamerika zu spüren bekommen. Um sich gegen die Discount-Preise auf dem globalen Markt wehren zu können, setzen die regionalen Betriebe daher ganz auf den Faktor Qualität, auf Service und moderne Abwicklungsmethoden. So bieten auf der diesjährigen Francal bereits einige Hersteller besondere Programme zur sofortigen Lieferung der auf der Messe bestellten Produkte an.
Trotz fernöstlicher Billig-Konkurrenz und fallender Weltmarktpreise konnten sich die Latinos so im Geschäft halten und ihre Exportquoten sogar kontinuierlich weiter steigern. Ein Umstand, der sich auch auf Südamerikas größter Schuhmesse widerspiegelt. So wurden 2007 im Rahmen der Francal 117 Millionen Paar Schuhe im Wert von knapp zwei Milliarden US-Dollar verkauft. Ein Wert, der in diesem Sommer sogar noch überschritten werden könnte. Zu den zehn besten Kunden zählen neben den USA Argentinien, Großbritannien, Italien, Venezuela, Spanien, Kanada, Mexiko, die Niederlande und Deutschland. Zwar gehen die meisten Waren in das benachbarte Ausland und nach Nordamerika, nach Angaben der Veranstalter besuchen jedoch auch zunehmend Käufer aus Europa die Francal. Allein die Exporte in die kleine Schweiz hätten zuletzt um 22,5 Prozent zugenommen.
Für die kommende Ausgabe der Messe im Juli erwarten die Ausrichter neben Brasiliens Top-Designern wie Walter Rodrigues, Claudia Mourao, Fernando Pires, Jorge Bischoff, Alexandre Birman (Schutz), Luiza Barcelos, oder Paula Bahia wieder Kunden aus über 100 Ländern und glänzende Geschäfte.