Londoner Modemessen stärken neue Labels
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Die Aussichten für das Jahr 2010 bleiben auch nach all den Analysen und Regierungsmitteilungen, dass die Wirtschaftskrise nun ihrem Ende zugehe, für viele Fachhändler unberechenbar. Erst letzte Woche konnte man in den Medien noch steinerweichende Berichte lesen, dass 50 Prozent des unabhängigen Modehandels in kleineren Städten Großbritanniens eine Schließung ihrer Verkaufsläden in Erwägung ziehe bzw. dazu gezwungen sei. Die kostenintensiven Fachausstellungen sind meist eher abschreckend für Marken, die schwer zu kämpfen haben, um über Wasser zu bleiben, da der Preis für Standplätze auf einigen Messen teilweise über £ 7.500 liegt.
Die Nachfrage nach aufstrebenden Marken und neuen Labels ist größer denn je und bestätigt den Anspruch der Verbraucher nach wohldurchdachten und einzigartigen Produkten. Dies inspiriert einen neuen Messetyp, wie z.B. von Stitch und Label: Die Label-Einkaufsmesse findet zeitgleich mit Pure London statt. Der Handel in Großbritannien reagiert positiv und erhöht sein Budget für neue Marken im Vergleich zur Sommersaion 2010. Beispielsweise hat die Premium-unabhängie Sarah Coggles, die erst kürzlich zum "besten unabhängigen Internet-Händler 2009" gekürt wurde, ihr Budget für neue Marken um 45 Prozent aufgestockt, nachdem die Verkaufszahlen bei neuer Designer-Mode die der gängigen Modelinien übertraf. Auch kommen neue internationale Marken in Scharen nach London, um sich ein Stück des lukrativen Fachhandels-Kuchen abzuschneiden, wie z.B. das italienische Männermode-Label Revenge, das zum ersten Mal bei der Margin in Erscheinung tritt. 30 Prozent der Marken auf der diesjährigen Pure sind Neulinge, nachdem der Bereich Accessoires erweitert wurde, Mit dabei auch Funky & Fresh, das Accessoires für die coole junge Mode bietet. Stitch zeigt neue Männermode. Andere Marken sind allerdings darauf versessen, ihr Glück im Ausland zu versuchen, London beiseite zu lassen und auf internationalen Erfolg zu hoffen. Beispielsweise sparte die in London ansässige Freizeitbekleidungsmarke U der Universal Clothing Company die Londoner Messen vollkommen aus und führte ihre Mode stattdessen bei der Designers & Agents in New York vor.
Bei einem unvergleichbar größeren internationalen Besucherstrom erwartet das Unternehmen bedeutende Fachhändler wie Harvey Nichols, Liberty, Selfridges und Einkäufer, die nicht treu und brav die kleineren Ausstellungen in London aufsuchen. Tatsächlich nahm keiner dieser Käufer an Modemessen Pure, Label oder Margin teil. Rafal Antos, der Kreativdirektor von U kommentierte: "Wir wollen mit unserer zweiten Kollektion beeindrucken, und wir sind der Meinung, dass wir durch die Kontakte zu internationalen Boutiquen, die ihrerseits nicht nach London gekommen wären, unsere Gewinn maximieren können."
Letzten Endes entscheidet die Finanzkraft der London Fashion Week, welche Käufer tatsächlich kommen, sowie über den Erfolg der Messen. Bislang sind die Modemessen in Paris bei weitem die erfolgreichsten Prêt-à-Porter-Messen, da die Qualität der Pariser Modeweoche den Stamm sowohl der internationalen Presse als auch der Käufer anlockt.
Dankenswerterweise legt der British Fashion Council mit den beiden Geschäftsführern Caroline Rush und Simon Ward am Steuer die Messlatte bei jeder Saison etwas höher. In der jetzigen Saison nehmen etwa 300 Designer teil, wobei 70 Label Modeschauen präsentieren, 20 Darbietungen veranstalten und 200 ihre Kollektionen im Rahmen der Ausstellung im Somerset House verkaufen.
Foto: LFW Catwalk