Mailänder Mode: Lila Sand und Langeweile?
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Das Label DSquared2 der kanadischen Zwillinge Dan und Dean Caten bietet immer eine coole Performance. Es ist die Lieblingsshow der Männer. Sie sagen, dort gebe es die hübschesten Models. Am Donnerstag trugen sie Pferdeschwanz und Hornbrille. Die Mode war dann schon weniger züchtig. Es gab skulpturale, mit bunter Grafik bedruckte Miniröcke, kurze Kleidchen, die einen Schwall an Rüschen zu tragen haben oder zum Netzstrumpf verlängerte High Heels. Ein goldener Blazer mit Schößchen trifft auf eine zerschlissene Jeans. Unter einer kurzen Trainingshose mit Tunnelzug glänzen die Pailletten.
Die Überraschung dieser Woche war bei Moschino zu erleben
In einer ganz anderen Welt bewegte sich dagegen am Freitag Ermanno Scervino. Hier dominierte ein bourgeoiser Chic mit applizierten Rosen, strukturierten Oberflächen und eleganten Parka-Interpretationen. Auf das antike Ägypten bezog sich Agnona-Designer Stefano Pilati. Die schlanken Silhouetten seiner Kaschmir-Ensembles akzentuierte er mit goldenen Schmuck-Details. Bei Ports 1961 dagegen trat eine taffe Frau auf. Sie trägt Shorts mit großen Taschen, Bomberjacken aus Leder, Kleider aus Chiffon.Volumen in der Silhouette, reiche Stickereien, grafische Musterbilder - auch diese Mailand-Trends sind eher ein Lavieren in bereits bestehenden Tendenzen als ein mutiger Schritt nach vorn.
Die Überraschung dieser Woche war bei Moschino zu erleben. Am Eingang: ein Kampf um jeden Zentimeter Raumgewinn. Im Saal: kaum Luft zum Atmen. Die Show: eine Hommage an Barbie. Die Menge johlte. Mailands Modewelt erlebt eine große Auferstehung. Moschino rockt wieder. Zu erleben war all das am Donnerstagabend.
Das Comeback hat einen Namen: Jeremy Scott. Der Amerikaner arbeitet erst seit 2013 für das italienische Label und hat schon einen Hype entfacht. Franco Moschino war legendär für seine Ironie. Einmal ließ er Tomaten im Publikum verteilen, die jeder auf das Model werfen sollte, das am wenigsten gefalle. Nach seinem Tod 1994 jedoch verlor das Label immer mehr an Bedeutung. Bis Scott kam.
Vor einem halben Jahr persiflierte er die Marken-Ästhetik von Fastfood-Riese McDonald's. Das muss man nicht zwingend schön finden, doch die Smartphone-Hüllen in Form einer Pommes-Tüte leuchten in diesen Tagen überall im Publikum. Fürs Frühjahr/Sommer 2015 widmete sich Moschino nun einer weiteren Ikone der Konsumwelt: Barbie. Platinblond trägt sie knackige, kurze Formen und sehr viel Pink. (Axel Botur, dpa)