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Maue Aussichten für den Einzelhandel

Von FashionUnited

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Die schlechte Entwicklung der Gesamtwirtschaft macht auch vor dem deutschen Einzelhandel nicht halt. Nach Angaben des ifo-Instituts wird sich der private Konsum in den kommenden Monaten weiter reduzieren, nachdem die

Einzelhandelsumsätze bereits im ersten Halbjahr 2009 leicht zurückgegangen waren.

Besonders ausgeprägt war das Umsatzminus im ersten Halbjahr 2009 mit preisbereinigt 6,6 Prozent im „Sonstigen Einzelhandel mit Waren verschiedener Art“, zu dem unter anderem Kauf- und Warenhäuser gehören. Auch im textilen Einzelhandel war eine negative Entwicklung zu verzeichnen, die Umsätze von Januar bis Juni 2009 fielen real 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Geht es nach den Erhebungen des ifo-Instituts, wird sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten weiter verschärfen. Konkret nach ihren Umsatzerwartungen für das laufende Jahr befragt, würden nach Angaben der Forscher 54 Prozent mit einem Rückgang rechnen, so viele Firmen wie lange nicht mehr. Nur etwa jedes siebte Unternehmen rechne damit, 2009 das Vorjahresergebnis übertreffen zu können. Besonders pessimistisch seien dabei die ostdeutschen Einzelhändler: Hier befürchteten sogar 60 Prozent der Firmen ein Umsatzminus.

Die Folge: viele Unternehmen müssen sparen, stoppen Investitionen und dünnen ihre Personaldecken aus. „Die schwungvolle Investitionskonjunktur der vergangenen drei Jahre im Einzelhandel wird 2009 vorerst ihr Ende finden“, so die ifo-Prognose. Die Experten sind sich sicher: „Erstmals seit 2005 werden die Investitionen der Unternehmen in diesem Jahr wieder zurückgehen.“ Zwar habe auch bei der aktuellen Umfrage eine Mehrheit von 56 Prozent der Unternehmen angegeben, genauso viel investieren zu wollen wie im Vorjahr, allerdings plane jedes dritte Unternehmen, die Investitionen zurückfahren zu wollen. Zum Vergleich: 2008 war es nur jedes fünfte. Besonders prekär: Auch bei den Großunternehmen überwiegt wohl erstmals seit langem die Zahl der Firmen mit negativen Investitionsabsichten gegenüber der mit expansiven Planungen.

Zudem beschäftigt die Branche immer weniger Festangestellte. Ein Trend, der zwar bereits seit Jahren anhält, sich nun angesichts der trüben Aussichten jedoch noch einmal verschärft. Die vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Einzelhandelsfirmen weiter Voll- durch Teilzeitstellen ersetzen. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten ist bereits seit Jahren rückläufig, da der Einzelhandel aus Gründen der Flexibilität immer stärker auf Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte setzt. Diese Entwicklung hielt auch 2008 und 2009 an: Während der Einzelhandel 2008 0,8 Prozent weniger Vollzeitmitarbeiter beschäftigte als im Jahr zuvor, nahm die Zahl der Teilzeitstellen um 0,2 Prozent zu.

Im ersten Halbjahr 2009 ging die Zahl der Vollzeitmitarbeiter sogar noch etwas stärker um rund ein Prozent zurück. Die Ergebnisse der ifo-Sonderfrage zu den Personalplanungen deuten zudem darauf hin, dass 2009 ein weiterer leichter Personalabbau im Einzelhandel zu erwarten ist. Zwar will die Mehrheit von 63 Prozent der Firmen ihre Beschäftigtenzahl konstant halten, immerhin rund ein Drittel plant aber einen Personalabbau. Vor allem mittelgroße Unternehmen mit fünf bis 25 Millionen Euro Jahresumsatz wollen den Umfrageergebnissen zufolge den Arbeitsplatzabbau forcieren.

Keine guten Aussichten also, für den deutschen Einzelhandel und seine Beschäftigten. Zusätzlich zur allgemeinen Konsumflaute hat die Branche nämlich auch noch mit den direkten Auswirkungen der Finanzkrise zu kämpfen und steckt immer öfter in einer Kreditklemme. Banken vergeben kaum noch Darlehen, was auch große Unternehmen vor schwerwiegende Finanzierungsschwierigkeiten stellt. Die spektakulären Warenhaus-Insolvenzen der vergangenen Monate zeigen dies. Der Einzelhandel hat eben einen hohen laufenden Finanzierungsbedarf, beispielsweise für den Warenbezug oder für Mieten, gleichzeitig aber in der Regel nur geringe Gewinnmargen.

Wie sich die Lage beim deutschen Einzelhandel insgesamt entwickeln wird, hängt maßgeblich von der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ab. Sollte sich die Situation hier in den kommenden Monaten weiter verschärfen, wird sich die Branche davon kaum vor Ende 2010 erholen können.

Foto: Deichmann

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