Metro: Schöne neue Welt in Tönisvorst?
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Zur feierlichen Eröffnung hatten sich neben Metro-Chef Eckhard Cordes auch illustre Gäste aus Politik und Wirtschaft, etwa René Obermann und Henning Kagermann, die Vorstandsvorsitzenden der Telekom AG und des Softwarekonzerns SAP, eingefunden. Beide Unternehmen waren an der Entwicklung der Shop-Ausstattung beteiligt. Den neuen Filial-Prototyp will die Metro-Gruppe nutzen, um „moderne Technologien und neuartige Konzepte für den Handel von morgen“ zu erproben. Ziel sei es, Warenangebot und Service optimal auf die Bedürfnisse von Verbrauchern abzustimmen, erklärte das Unternehmen. Was sich im Testbetrieb in Tönisvorst bewähre, solle dann auch in anderen Filialen übernommen werden, so Cordes. „Der Real,- Future Store hat damit strategische Bedeutung für die künftige Entwicklung des gesamten Unternehmens,“ betonte der Konzernchef. Zur Metro-Gruppe zählen neben Real auch die Vertriebslinien Metro Cash & Carry, Saturn, Media Markt und Extra sowie derzeit noch die Kaufhof-Warenhäuser.
Das Bedarfsmanagement des Supermarktes soll die RFID-Technologie unterstützen. Hierfür werden alle Produkte mit Computerchips ausgestattet, die durch spezielle Empfangsgeräte ausgelesen werden können. Den konkreten Nutzen erläuterte das Unternehmen an einem praktischen Beispiel: „Die Technologie zur automatischen Produkterkennung über einen Computerchip an der Ware unterstützt beispielsweise die Qualitätssicherung bei Fleischprodukten aus eigener Herstellung, die mit Smart Chips versehen sind. Eine Intelligente Kühltruhe kontrolliert die Warenbestände und Mindesthaltbarkeitsdaten der eingelagerten Artikel: Entnimmt ein Kunde ein Produkt, registrieren installierte Lesegeräte dies automatisch. Auf diese Weise lässt sich die Produktion von frischem Fleisch im Markt exakt planen und die Qualitätssicherung weiter optimieren.“ Damit könnte das System auch dazu beitragen, den nachhaltigen Imageverlust zu korrigieren, den die Supermarktkette vor einigen Jahren hinnehmen musste: Seinerzeit hatten verdorbene Fleischprodukte in Real-Märkten für einen Skandal gesorgt und das Unternehmen in die Krise gestürzt.
So ist der „Future Store“ mit seinen Innovationen dann auch eine wichtige Komponente der nach wie vor laufenden Reformen bei Real. Er leiste „einen Beitrag zur strategischen Neuausrichtung“ der Kette, betonte das Unternehmen. „Für uns ist die Beteiligung am Future Store kein Selbstzweck, sondern mit einem wirtschaftlichen Nutzen verbunden", betonte Joël Saveuse, CEO von Real und Vorstandsmitglied beim Mutterkonzern Metro. „In einem hart umkämpften Markt können wir uns mit Innovationen vom Wettbewerb differenzieren und Kunden für Real begeistern."
Damit dürften die wirtschaftlichen Vorteile der neuen Technologien nicht ausgeschöpft sein: Gewerkschaftsvertreter befürchten, dass die so erzielten Rationalisierungseffekte zu Personalkürzungen führen könnten – was dem Handelskonzern langfristig Kosten sparen dürfte. Und nicht genug der Bedenken: Datenschützer äußerten bereits Kritik an den eingesetzten Techniken, die eine Vielzahl von Informationen über das Einkaufsverhalten der Kunden liefern würden. Auch beim Bezahlen per Fingerabdruck gebe es noch Sicherheitslücken, hieß es. Ob die Innovationen überhaupt vom Verbraucher angenommen und dann auch großflächig im Einzelhandel zum Einsatz kommen werden, muss sich nun aber erst einmal in Tönisvorst erweisen.
Foto: Metro AG