MFW: Salons und Internet im Scheinwerferlicht
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Sie wird wohl als Modewoche der Polemik in die Geschichte eingehen, ebenso jedoch als Modewoche, die gekennzeichnet war von der Rebellion der Jugend, dem Triumph des Internets, der Bedeutung der Salons und nicht zuletzt vom Selbstbewusstsein
der Designer. Da waren zum Beispiel Prada, Fendi, Krizia und Laura Biagiotti, die beschlossen, die Termin ihrer Défilées nicht zu verschieben, auch wenn Anna Wintour, Chefredakteurin der US-amerikanischen Vogue angekündigt hatte, nur am Wochenende in Mailand zu sein (um jedoch dann ihre Ankunft auf Donnerstag vorzuverlegen). Eine glückliche Eingebung auch die von Missioni, die ihre Damenkollektion für nächsten Winter im Kreuzgang der staatlichen Universität Mailand präsentierten, einschließlich einer Fashionshow, die auch für das Publikum offen war. Ein Anflug von Farbe und ein Hauch multikultureller Sinnlichkeit an einem verregneten Sonntag. Sinnlichkeit und Weiblichkeit waren die dominierenden Motive aller Kollektioinen (86 Défilées, 87 Präsentationen sowie weitere 44 nach Vereinbarung). Prada rückte den Busen ins Blickfeld, mit gesellschaftsfähigen jedoch reizvoll-raffinierten Pushup-BHs. Roberto Cavalli zeigte die Frau zigeunerhaft mondän und feminin. Romantischer und zarter dann die Frau bei Chicca Lualdi BeeQueen, die zu den Designer-Newcomern gehört.
Ein spürbarer Optimismus kommt von den Veranstaltern der Salons und Messen, die sich inzwischen die Szene mit den Laufstegpräsentationen teilen. "Wir hatten einen Rekord an Teilnehmeranfragen, etwa 2000, vor allem aus dem Ausland", vermerkte White-Präsident Massimiliano Bizzi. Ein einziges Kommen und Gehen der Käufer am Stand von White. Es galt, die Termine mit etwa 350 Marken einzuhalten. Ebenso lebhaft war die Atmosphäre in einem der farbenprächtigsten, mondänsten und abwechslungsreichsten Hotels Mailands, dem Nhow in der via Tortona, dem Standort von Touch! neoZone cloudnine. Wesentlich entspannter im Vergleich zu den Catwalks zeigte sich die Atmosphäre bei den Neueröffnungen in Mailand: Zum Empfang des deutschen Designers Philipp Plein, der einen Showroom in der via Bigli eröffnete, gab es eine riesenhafte Sahnetorte und Schokoladenschädel. Märchenstimmung dagegen in Hausnummer 12 der viale Monte Grappa, wo das Maison Moschino debütiert.
Als weiterer Protagonist zeigte sich das Internet - dank des Live-Streaming-Service, den der Dachverband für Modeschaffende Camera della Moda auf seiner Website zur Verfügung stellte. Live auf die firmeneigenen Webseiten kamen dagegen die Laufstegpräsentationen der Häuser Emporio Armani, Max Mara, Sportmax, Dolce & Gabbana und Prada. Eine Initiative, die die Blogger weltweit ziemlich cool fanden. "How happy are you that everyone is livestreaming??", schreibt beispielsweise die junge und bejubelte Modebloggerin Tavi.
Von unserem Korrespondenten in Mailand
Foto 1: Prada F/W 2010
Foto 2: Missoni F/W 2010