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Mode und Tod: wie Schwarz zur Trauerfarbe wurde

Von FashionUnited

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Die preisgekrönte Hollywood-Komödie von 1992, "Death Becomes Her" ("Der Tod steht ihr gut" auf Deutsch) hat einer aktuellen New Yorker Austellung Inspiration und Namen verliehen. Dort geht es nämlich um Trauerkleidung und die Tatsache, dass im 19. Jahrhundert einer trauernden Witwe

nichts besser stand als schwarzer Krepp.

Anhand Dutzender Kleider, Schmuck, Hüten, Accessoires und Zeitschriftenausschnitten zeigt die Anfang der Woche im Metropolitan Museum in New York eröffnete Ausstellung "Death Becomes Her: A Century of Mourning

Attire" die starren Normen öffentlicher Trauer, denen sich Frauen in Europa und den USA im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert unterwerfen mussten.

Aber natürlich war nicht jede Trauer gleich: zwischen dem matronenhaften schwarzen Seidentaft von Queen Victoria und den französischen pailettenbestickten Kleidern ihrer Schwiegertochter Queen Alexandra liegen Welten und die Ausstellung verfolgt hier sehr schön die Schnittstelle zwischen Trauer und Mode. Sie verdeutlicht auch die Anziehung junger, attraktiver Witwen, die frei von ehelichen Bindungen schnell Opfer männlicher Annährungsversuche werden konnten.

"Schwarz sieht gut aus und junge Witwen - lieblich, kindlich lächelnd, abermit einem schalkhaften Glitzern in den Augen unter ihren schwarzen Schleiern - sind sehr verführerisch", heißt es in einem US-amerikanischen Benimmbuch aus dem Jahr 1855. Besucher der Ausstellung im neu eröffneten Anna Wintour Costume Center des Museums (dem ehemaligen Costume Institute) hören über Lautsprecher ein Requiem des französischen Komponisten Gabriel Faure sowie Auszüge aus den Tagebüchern von Frauen und Zeitschriften und Büchern der Zeit. "Für viele Frauen war dies eine Gelegenheit, ihre Gefühle zu zeigen und sie glaubten, dass ihre Trauerkleidung der äußerliche Ausdruck ihrer inneren Trauer war", erklärt Mitkuratorin Jessica Regan.

Aber nicht alle waren von diese Ausdrucksmöglichkeit begeistert - einige Witwen beschwerten sich über die Eintönigkeit ihrer Kleidung und die Ausgaben für eine neue, komplett schwarze Ausstattung, die je nach Phase der Trauer auch Grautöne und Hellviolett enthalten konnte, um ihr Ende anzukündigen. Ebenso wurden opulente Satinstoffe, Taft und Samt auch nur gegen Ende der Trauerphase getragen.

Queen Victorias Trauerkleid ist auch dabei

Die Ausstellung würde ohne ein Kleid von Queen Victoria aus dem Jahr 1894-95 unvollständig bleiben. Schließlich trug die bekanntesten Witwe des 19. Jahrhunderts noch 40 Jahre nach dem Tod ihres Mannes Trauer. Die beiden atemberaubendsten Ausstellungsstücke sind jedoch zwei paillettenbesetzte Kleider in hellviolett mit schwarzem Tüll aus dem Jahr 1902, die Queen Alexandra im Jahr nach dem Tod ihrer Schwiegermutter trug.

D

ie Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und zeigt Stücke aus den Jahren zwischen 1815 und 1915. Die Trauerkleidung und -bräuche der USA wurden dabei stark von denen aus England beeinflusst, die wiederum vom Königshof bestimmt wurden. Die Dauer des Trauerzeitraums hing vom Verstorbenen ab und konnte für einen Ehemann zwei Jahre betragen; ein Jahr für ein Elternteil und ein halbes Jahr für einen Bruder oder eine Schwester.

Dies war auch das Jahrhundert, als Schwarz als Farbe der Mode entdeckt wurde, da schwarze Farbe teuer und somit als Zeichen von Kultiviertheit und Eleganz galt. Diese Auffassung mag sich bis ins 21. Jahrhundert gehalten haben, aber Trauerkonventionen haben sich deutlich geändert, und das ist etwas, womit die Kuratoren zum Nachdenken anregen wollen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 1. Februar 2015 zu sehen.

Fotos: AFP - Timothy A. Clary
death becomes her
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