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Modeland Türkei: Design statt Produktion

Von FashionUnited

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Die türkische Modeindustrie sieht ihre Zukunft nicht mehr länger in der traditionell starken Textilverarbeitung, sondern will sich in den nächsten Jahren vor allem als Designhochburg international einen Namen machen. Nachdem fast die gesamte textile Produktion

nach China, Bangladesch oder andere Billiglohnländer abgewandert ist und die dramatisch reduzierten türkischen Fabriken nur noch für einzelne Luxusmarken fertigen, will sich das Land nun verstärkt auf den Aufbau nationaler Marken und Designer konzentrieren.

Was den Verantwortlichen vom Istanbuler Textilverband ITKIB dabei in die Karten spielt, ist die Tatsache, dass vor allem die Türken selbst gerne Mode aus der Heimat tragen, zum Teil auch aufgrund krisenbedingt schmaler Geldbeutel. Zumindest gingen die Exporte aus den Euro-Ländern in die Türkei im vergangenen Jahr ordentlich zurück, vor allem aus den Designer-Musterländern Italien und Frankreich. Um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr brachen die Umsätze ein, die italienische Modefirmen 2009 in der Türkei verbuchten. Die Exporte aus Frankreich nahmen im selben Zeitraum sogar um 30 Prozent ab. Durch gleichzeitig erzielte Zuwächse aus Spanien sanken die EU-Textilexporte in die Türkei im vergangenen Jahr zwar insgesamt nur um rund sieben Prozent, aber auch diese machen sich auf dem türkischen Markt bemerkbar.

Keine Frage, die Türkei ist in den letzten fünf Jahren durchaus zum international begehrten Modemarkt geworden und zog eine Vielzahl an Marken und Designern an, die in den Großstädten ihre Flagship-Stores eröffneten. Interessant will sich das Land jedoch in erster Linie als Kreativ-Standort machen. Inzwischen gibt es mit der Collection Première Istanbul (CPI) eine der wichtigsten Modemessen in der gesamten Region Südosteuropa und mit der erst vor wenigen Monaten gestarteten Fashion Week am Bosporus auch den entsprechenden Glamour-Event.

Vom 26. bis 28. August lädt die ITKIB nun wieder zur CPI, die sie gemeinsam mit der Düsseldorfer Messe-Tochter Igedo Company organisiert. Die Musterschau, die nach Angaben der Veranstalter „in der Modewelt eine kulturelle und modische Brücke zwischen dem Mittleren Osten und Europa schlagen“ soll, zeigt die Kollektionen ausgewählter Marken für die Frühjahr/Sommer Saison 2011. Hier liegt der Fokus klar auf nationalen Anbietern, die mindestens 60 Prozent der 7.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche belegen sollen. Man wolle so den türkischen Konfektionären, die keine Gelegenheit haben an Messen im Ausland teilzunehmen, die Chance geben, ihre designorientierten Kollektionen internationalen Besuchern vorzustellen, heißt es in einem Pressetext der Igedo.

ITKIB-Chef Hikmet Tanrıverdi gibt zu verstehen: Wir sind heute nicht länger nur ein Land, das Mode produziert, sondern auch entwirft.“ Dadurch dass man mittlerweile sowohl auf dem nationalen wie auch auf den globalen Märkten vertreten sei, habe die türkische Mode „endlich das Licht der Welt erblickt“, so Tanrıverdi. Er ist sich sicher: „Mit hunderttausenden von Beschäftigten und Exporten im Wert von 20 Milliarden US-Dollar haben wir einen ganz neuen Kurs eingeschlagen, der uns mit jedem Schritt den wir machen und jedem abgewickelten Projekt unserem Ziel näher kommen lässt.“

Das Ziel heißt in diesem Fall „internationale Modehochburg“. Die türkische Branche hat sich für die kommenden Jahre viel vorgenommen und will mit dem neu erkorenen Fashion-Spot Istanbul mittelfristig auf Augenhöhe mit Paris, Mailand und New York sein. Ob diese Ziel jedoch in absehbarer Zeit zu erreichen ist, bleibt abzuwarten. Andere, ebenfalls sehr ehrgeizige Städte wie Berlin, Kopenhagen oder Moskau haben sich bereits einen kleinen Vorsprung erarbeitet und wollen sich natürlich nicht durch einen weiteren Mitbewerber stören lassen. Zum Glück ist die Mode international, schnelllebig und wankelmütig. So bleibt immer genügend Raum für Überraschungen.

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