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MoMu Antwerpen ehrt Margiela

Von FashionUnited

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Maison Martin Margiela (MMM) besteht zwanzig Jahre. Das Modemuseum in Antwerpen, die Stadt, wo Margiela seine Mode-Ausbildung absolvierte, feiert das momentan mit einer Retrospektive. Nach der Präsentation der Kollektion, die vorige Woche in Paris stattfand, tauchte

auf einmal das Gerücht auf, dass es Margiela selber nach diesen zwanzig Jahren nun doch langsam reichen würde.

Der Modejournalistin Suzy Menkes von der International Herald Tribune zufolge würden unterschiedliche Quellen das bestätigen. Renzo Rosso beispielsweise soll schon zwei Designer, die Margielas Nachfolge antreten sollen, kontaktiert haben. Rosso's Diesel Group übernahm MMM im Jahr 2002. Rosso selber dementiert das Gerücht.

Auch Margiela gibt keinen Kommentar ab. Aber das tut er schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Martin Margiela (51) hat sich nämlich der völligen Anonymität verschrieben. Er lässt sich nicht nur selten sehen und es sind keine Fotos von ihm im Umlauf, sondern er gibt überhaupt keine Interviews. Auch bei seiner Kleidung greift die Inkognito-Strategie. Das Label an der Innenseite der Kleidungsstücke des Hauses ist weiß, blanko. Nur die vier, weißen Heftstiche, mit denen das Etikett befestigt wird und die man an der Außenseite des Kleidungsstück deutlich sieht, sind ein Hinweis darauf, dass es sich um ein Kleidungsstück von MMM handelt. Diese Strategie wird bei der Präsentation der Kollektionen fortgesetzt. Die Modelle laufen mit verdeckten Gesichtern über den Catwalk und die berühmte Inkognito-Sonnenbrille, wie ein Balken über den Augen, entspringt auch einem MMM-Atelier.

Zwanzig Jahre besteht das Haus jetzt. Und das MoMu Antwerpen ehrt Margiela, oder das Maison, ganz stilvoll, denn als Ausgangspunkt der Ausstellung wählte man Trompe-l'Oeils, eine Technik, die das Haus oft verwendet, sowohl in den Geschäftsinterieurs, als auch in den Showrooms. So kommen die Entwürfe am besten zur Geltung. In der Ausstellung wird die Kleidung nicht chronologisch ausgestellt, denn Mode funktioniert nicht linear. Daher wurden die Kleidungsstücke thematisch angeordnet. Einige spezifische Themen tauchen in mehreren Kollektionen auf. So findet man immer wieder Anonymität, Second Hand-Materialien, Kleidungstücke mit dauerhaftem Knittereffekt und Kollagen, unterschiedliche Kleidungsstücke zu einem Einzelstück kombiniert. In a doll's wardrobe (auch wieder Kleidungsstücke aus verschiedenen Kollektionen) wurde eine Puppengarderobe, wie die von Barbie, auf Lebensgröße aufgebläht.

Das Resultat: überproportionale Kleidung mit Riesen-Reißverschlüssen und unfertigen Stickereien. MMM weicht gerne von den Größen des Durchschnittskörpers ab. Aber nicht nur das Endergebnis ist von Belang. Auch das Herstellungsverfahren zählt. Denn wer kennt noch den eigentlichen Wert der Materialien und der Produktionszeit? Das ist sehr wichtig für MMM. Als Antwort darauf gibt es Kleidungsstücke, die nur halb fertig sind. Und das gilt nicht nur für Kleidung.

Farbtöpfe auf dem Boden des Museums weisen auch dort wieder auf den Herstellungsprozess. Maison Martin Margiela (20) The exhibition ist keine klassische Retrospektive, sondern geht tiefer auf die diversen Themen und Konzepte ein, die das Maison in den letzten zwanzig Jahren ins Bild brachte. In diversen Kollektionen, Shows, Installationen und Events weltweit. In der Einrichtung ihrer Geschäfte und in ihrem außergewöhnlichen Corporate Design. Trotz dieser ausführlichen Ausstellung: kein Margiela. Kein Foto, kein Film, kein Interview. Existiert er überhaupt? Dank der Gerüchte von Menkes kennen wir jetzt die Antwort darauf. Maison Martin Margiela (20) The exhibition, MoMu Antwerpen, läuft noch bis einschließlich 8. Februar 2009.

Foto: Momu Antwerpen

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