Der norwegische Staat hat wohl gegen die vor allem bei Neonazis beliebten Textilmarke „Thor Steinar“ Anzeige erstattet. Wie die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ berichtet, will das Land damit verhindern, dass die norwegische Flagge weiterhin auf die Kleidungsstücke der Markegedruckt und zu Werbezwecken verwendet wird. „Wir wollen, dass unsere Staatsflagge, als Symbol des demokratischen Norwegens, nicht weiter in Verbindung mit dem rechtsextremen Milieu gebracht wird", sagte der Gesandte des Staates Norwegen, Andreas Gaarder, dem Blatt. Nun liege die Entscheidung bei der deutschen Justiz. Gaarder lobte zudem ausdrücklich das zivilgesellschaftliche Engagement von Anwohnern und Politikern gegen die Modemarke und ihre Läden. Erst kürzlich demonstrierten etliche linke Gruppen in Berlin Mitte gegen die Eröffnung des Modegeschäfts "Tonsberg", das die umstrittene Kollektion Thor Steinars im Sortiment hat. Mit Erfolg: Das Geschäft in der Rosa-Luxemburg-Straße 18 soll bald dicht gemacht werden, der Vermieter hat den bestehenden Mietvertrag Medienberichten zufolge bereits gekündigt.
Willkommen sind die rechtlichen Schritte Norwegens gegen die von der Firma Protex GmbH im brandenburgischen Königs-Wusterhausen vertretenen Nazi-Marke auch der bundesdeutschen Politik. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy sagte gegenüber dem „Tagesspiegel“: „Ich begrüße es, dass die norwegische Regierung gegen Thor Steinar aktiv geworden ist.“ Er hoffe, dass das Verfahren Erfolg habe. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Das deutsche Markengesetzt schreibt nämlich fest, dass offizielle Staatssymbole nicht zur Kennzeichnung von Waren verwendet werden dürfen.
Die Protex GmbH wird sich daher einmal mehr auf einen Prozess gefasst machen, den sie aller Voraussicht nach verlieren wird. Wie der „Tagesspiegel“ zudem erfahren haben will, ist der Firma in dieser Sache bereits Anfang November vergangenen Jahres ein Bußgeldbescheid über 2.000 Euro zugestellt worden, gegen den der Geschäftsführer Uwe Meusel jedoch Widerspruch eingelegt habe. Am 31. März soll der Fall daher beim zuständigen Amtsgericht in Potsdam verhandelt werden, eventuell mit weit reichenden Folgen für Protex und Thor Steinar. Sollte das Gericht der Klage Norwegens stattgeben, droht der Marke neben dem fälligen Bußgeld eine groß angelegte Umnäh-Aktion. Die norwegische Flagge müsste dann nämlich von allen Kleidungsstücken des Labels entfernt werden. Am besten wäre es wohl, wenn der gesamte Warenbestand der braunen Gesellen vernichtet werden müsste.
Vor drei Jahren musste Thor Steinar schon einmal eine herbe Niederlage einstecken. Damals verboten Berlin, Brandenburg und Sachsen das Runen-Logo der Marke, Hunderte Textilien wurden beschlagnahmt. Thor Steinar änderte daraufhin das Motiv, wird aber bis heute vom Brandenburger Verfassungsschutz als „identitätsstiftendes Erkennungszeichen" für Rechtsextremisten eingestuft.