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Öffentliche Modewochen: das Modell der Zukunft?

Von FashionUnited

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Die Modewoche in Berlin, die in der vergangenen Woche auf unzähligen Messen, Shows, Präsentationen und Events die Trends und Kollektionen der Herbst/Winter Saison 2013/14 präsentierte, scheint in ihrer aktuellen Form zu einem Auslaufmodell zu werden. Dies liegt zum einen

daran, dass die Fashion Week seit Jahren immer stärker diffundiert und aus ihrem dezentralen Ansatz ein scheinbar beliebiges Überangebot entwickelt hat. Zum anderen nimmt das Interesse seitens Einkäufern uns Journalisten stetig ab. Sie gehen lieber in Ruhe in die entsprechenden Showrooms und wickeln dort ihre Geschäfte ab, als drei Tage lang durch Berlin zu hetzen und sich am Ende eher mit den Folgen ausgiebiger Alkoholexzesse zu beschäftigen, statt Orderlisten zu bearbeiten.

In

den vergangenen drei Jahren gab ein stets wachsendes Heer an Nachwuchsbloggern der Fashion Week neuen Auftrieb und lieferte frische Argumente für einen Fortbestand des Status Quo. Mittlerweile haben jedoch viele Messeveranstalter und Modeunternehmen erkannt, dass eine Erwähnung unter der Rubrik „Was ich heute anziehe“ auf einem Tumblr-Blog ungefähr genauso verkaufsfördernd ist wie eine Anzeige im Solinger Wochenblatt. Seitdem sind die Blogger etwas in Ungnade gefallen, in Berlin. Sie bevölkern nicht mehr die ersten Reihen in den Fashion Shows, sondern tauchen höchstens noch auf den diversen Aftershow-Parties in den Berliner Clubs auf.

Die Leitmesse Bread & Butter reagiert nun auf ihre Art auf das Dilemma und macht aus ihrem reinen Orderformat künftig eine Publikumsmesse für alle. Damit erhebt sich die Modewoche erstmals aus dem Dunstkreis des Fachpublikums. Das Modell, dem sicherlich in Zukunft weitere Veranstalter folgen werden, wird eine kleine Revolution im Modegeschäft auslösen. Schließlich wird der Fokus künftig nicht mehr auf die Vorstellung der neuesten Entwürfe für die übernächste Saison gelegt, sondern auf aktuelle Kollektionen, die im besten Fall gleich auf der Messe zu kaufen sind.

Stimmung wie bei einer Möbelhauseröffnung

Als erstes hat dieses Modell nun der Modefilialist Peek & Cloppenburg umgesetzt. Am vergangenen Samstag, ein Tag nach dem offiziellen Ende der Fashion Week, lud das Unternehmen mit seinem Online-Anbieter Fashion ID zu einer Modenschau in das zentrale Zelt der Mercedes-Benz Fashion Week, um dort aktuell erhältliche Kollektionen diverser Modepartner über den Laufsteg zu schicken. Die Tickets für die Veranstaltung waren frei verkäuflich und nach Angaben der Moderatoren vor Ort bereits nach vier Tagen ausverkauft. An dem Ort, an dem noch vor einem Tag die internationale Fachwelt über die modische Zukunft ausgewählter Designer informierte, herrschte nun plötzlich das Flair einer Möbelhauseröffnung. Zu sehen gab es Kollektionen von Marc Cain, Sir Oliver, Marc O’Polo, und Napapijri, untermalt von seichter Unterhaltungsmusik.

Ob diese Art von Modepräsentation tatsächlich die Zukunft ist oder die sowieso schon als recht oberflächlich wahrgenommene Branche noch beliebiger und ungreifbarer macht, bleibt abzuwarten. Die Bemühungen Berlins, sich neben Mailand, Paris und London als ernstzunehmende europäische Modemetropole zu etablieren, dürften damit jedoch nicht gerade einfacher werden.

Foto: Fashion ID/P&C

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