Otto setzt auf Pensionäre

Der Hamburger Versandhändler Otto will sich künftig verstärkt die Erfahrung älterer Arbeitnehmer zunutze machen und hat eigenen Angaben zufolge bereits am 1. Mai dieses Jahres ein neues Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen

gegründet, das ausschließlich eigene Pensionärinnen und Pensionäre beschäftigt: die Otto Group Senior Expert Consultancy GmbH.

Der

Konzern sieht durch den sich abzeichnenden demografischen Wandel mit dem daraus resultierenden Fachkräftemangel eine besondere Herausforderung auf sich zukommen:„Die Relation zwischen Jung und Alt ändert sich dramatisch“, erklärt Sandra Widmaier, Direktorin Konzern Personal. Die Gründung der Pensionärsfirma sei daher Teil des sogenannten „Diversity Managements“, das derzeit konzernweit durchgeführt werde.

Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes werde die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bis 2030 um sieben Millionen sinken. Schon in drei Jahren fehlten daher mehr als drei Millionen Fachkräfte, so Widmaier. Vor allem steige die Nachfrage an Akademikern, Fachexperten und Hochqualifizierten. Hinzu komme ein gesellschaftlicher Wertewandel – nicht nur bei der jungen Generation. So bestehe auch im beruflichen Leben zunehmend der Wunsch nach Flexibilität, Freiheit und Selbstbestimmung. Dies treffe auch auf die ältere Bevölkerung jenseits der Rentenaltersgrenze zu.

Diesen alarmierenden Zahlen und den neuen gesellschaftlichen Anforderungen will das konzernweite Personalmanagement der Otto Group mit seinem konzernübergreifenden Diversity Management seit 2011 Rechnung tragen. Im Sinne eines nachhaltigen Personalmanagements sei dabei eine ausgeglichene Belegschaftsstruktur entscheidend. Dazu zählten im Wesentlichen die berufliche Chancengleichheit von Frauen und Männern, von Mitarbeitern unterschiedlicher Altersgruppen und Herkunft sowie mit und ohne Behinderung. „Mit der neuen Otto Group Senior Expert Consultancy GmbH erweitern wir unseren umfangreichen Diversity-Maßnahmenkatalog und öffnen uns für eine Zielgruppe, die über ein extrem hohes Maß an Experten-Know-how verfügt, welches zurzeit kaum eingebracht wird“, so Widmaier weiter.

Aktuell ruft das Unternehmen interessierte Pensionärinnen und Pensionäre dazu auf, sich bei der neuen Tochterfirma bewerben. Bei kurzfristigen Engpässen von Fachkräften im Konzern sollen sie im Rahmen eines befristeten Arbeitsvertrages je nach Bedarf und Qualifikation aushelfen solche Lücken im Arbeitsprozess zu schließen, die nicht mit vorhandenen Mitarbeitern gelöst werden können. Die Pensionäre sollen dann – je nach ihrer früheren Profession bzw. Fachrichtung – zeitlich begrenzt operativ an Projekten mitwirken oder in beratender Funktion tätig sein. „Davon profitieren beide Seiten“, ist sich Widmaier sicher, die als Geschäftsführerin der Otto Group Senior Expert Consultancy GmbH fungiert: „Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt in Rente sind, genießen oftmals das Gefühl, weiterhin gebraucht zu werden und freuen sich über die Möglichkeit des Zusatzverdienstes zur Rente. Als Unternehmen nutzen wir ihren Erfahrungsschatz und Leistungsstandard, zumal sie diesen meist ohne Einarbeitungszeit einbringen können.“ Erste Verträge seien bereits geschlossen worden.

Foto: Otto Group