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PFW: eine vielversprechende Saison

Von FashionUnited

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Gastgeber und Inspiration für französische und auswärtige Designer - hingebungsvoll hat sich Paris während der Modewoche diesem Spiel gewidmet. Die Hauptstadt der Modekreation war Gastgeber für 89 Laufstegpräsentationen der Prêt-à-porter-Kollektionen,

durchschnittlich also für 10 Präsentationen pro Tag. Im Gegensatz zu Mailand und New York hat auf den Laufstegen von Paris die Persönlichkeit Priorität gegenüber dem rentabilitätsorientierten Marketing der Marke, und es ist die Arbeit an sich selbst, die sich in den Kollektionen der Modedesigner widerspiegelt.

"Mit Ausnahme der großen Häuser geht es beim Marketingprozess sehr häufig gar nicht um die Marke. Die Modeschaffenden entfalten ihr eigenes Universum. Eine Kollektion, die in Paris allgemeine Zustimmung findet, ist jedenfalls keine gute Kollektion. Eine Kollektion muss kontrovers ausfallen. Findet sie allseitige Zustimmung, ist die Kollektion nicht gut. Es ist besser, in New York oder Mailand zu defilieren", erklärt Jean-Paul Cauvin, Moderedakteur der Fashion Daily News.

In Paris beherrschte Reaffirmation und selbstbewusste überbetonte Weiblichkeit die Stimmung. Auf den Laufstegen bei Dries Van Noten, Nina Ricci und Isabel Marant feiert der Retrostil der 50er-Jahre ein Comeback, ganz im Stil der zuletzt in Mailand und New York gezeigten Kollektionen von Prada und Marc Jacobs. Ein Effekt der Nachkrisenzeit: Bei geringerer Flippigkeit gelingt es den Designern, eine klare Linie einzuhalten.

Gestärkt durch seinen fulminanten Erfolg, konzentriert sich Balmain auf das Wesentliche. Seit der vergangenen Saison setzt sein künstlerischer Direktor Christophe Decarnin auf den Neokonservatisumus der Pariser Damenwelt und lässt das Ausland ins Träumen kommen. Auch im kommenden Winter kleidet Balmain die Frauen sexy und barock in rote und schwarze, mit Goldfäden bestickte Damastsamtstoffe und Brokat. Bei Balmain wird auch die Rückkehr der Glanzstoffe besiegelt. Ebenso der Trend zum Samt, wie es der indische Designer Manish Arora, Christian Wijnants oder auch RM by Roland Mouret zeigen. Dieser Franzose mit Standort in London mixt in seinen Kollektionen Persianer, Samt, Wollkrepp und Seide in schlanken Silhouetten, asymmetrischen Röcken, taillierten Kleidern, Jacken in fleischfarbenen, fuchsiaroten, rotvioletten und silbergrauen Farbtönen.. Carla Bruni-Sarkozy saß bei seiner Präsentation nicht in der ersten Reihe. Aber das schönste Geschenk, das sie dem Designer offrieren konnte, war schon gemacht. Am Dienstag, dem 2. März wagte sich die First Lady Frankreichs in einem petrolblauen Etuikleid der Sorte "zweite Haut", mit dem Namenszug RM by Roland Mouret, zum Galadiner zu Ehren des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in Paris. Nach Meinung der Daily Mail "verwegen eng geschnitten", sorgte das Kleid der Bruni (das sie ohne BH trug) für helle Aufregung seitens der angelsächsischen Presse und bot einen wunderbaren Werbegag für den umschwärmten Stardesigner. Leder und Kunstleder (Christian Dior, Gareth Pugh, Barbara Bui) sowie Pelz (Chapurin, Viktor & Rolf, Anne Demeulemeester) behaupten sich weiterhin als Leitsterne der Saison im Reich der Stoffe.

In den ersten Reihen fanden sich weniger Prominente als sonst. Die Pariser Fashion Week beugte sich nicht den Forderungen von Anna Wintour. Die Chefredakteurin der US-amerikanischen Vogue verbrachte nur 3 Tage in Italien und säte damit Zwietracht in der Mailander Modewelt. Chanel, Yves Saint Laurent und John Galliano beschlossen, ihre Präsentationen erst einige Tage nach dem Ende der Pariser Fashion Week vorzuführen. Von FashionUnited zum Wohlergehen der Pariser Modeindustrie befragt, zeigt sich Didier Grumbach, der Präsident des französischen Modeverbands Fédération française de la couture, du prêt-à-porter des couturiers - zuversichtlich: "In Paris bewiesen außer Christian Lacroix alle Modehäuser einen ausgeprägten Überlebensinstinkt. Der Beweis? Den Designern gelingt es doch immer, die Begehrlichkeit der Modebegeisterten rund um den Globus zu wecken."

Vier Tage vor dem Ende der Fashion Week, ruft uns Didier Grumbach die goldene Regel der Pariser Mode in Erinnerung: "Marketing alleine bewirkt in Paris nichts. Die einzige Möglichkeit der Designer, sich der Welt anzupassen, besteht darin, sich selbst zu erneuern. Im Akt der Schöpfung liegt der Unterschied. Das Marketing folgt den Trends, aber es sind nicht die Trends, die eine Modeschöpfung bewirken."

Von unserem Korrespondenten in Paris

Foto 1: Balmain F/W 2010
Foto 2: RM by Roland Mouret F/W 2010

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