Ein starkes Image zählt gemeinhin zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren, wenn es darum geht, ein Label am Markt zu positionieren. Zu stark sollte es dann aber doch nicht sein. Das könnte die Weiterentwicklung behindern. Das Berliner Modelabel Sisi Wasabi war lange geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie eine definierte, eigenständige Identität zum Erfolgsmodell werden kann. Sisi Wasabi – das stand in der Anfangsphase automatisch für die frische Kombination aus Streetcouture und charakteristischen Trachtenzitaten, von denen die ersten Kollektionen geprägt waren. Und diese eigenwillige Stilmischung brachte auch den Durchbruch: Sisi Wasabi wurde – nicht zuletzt aufgrund des hohen Wiedererkennungswertes – zu einem der erfolgreichsten und meistbeachteten jungen Designerlabel in Deutschland. Kein Wunder, dass das Image haften blieb.
Doch inzwischen hat sich vieles gewandelt: Die frühen Sisi-Wasabi-Kollektionen waren noch Gemeinschaftsproduktionen. 2004 gründeten Zerlina von dem Bussche und Carolin Sinemus, die auf der renommierten Berliner Modeschule Esmod ihr Handwerk erlernt hatten, das Label und schafften mit ihrem eigenwilligen Neo-Trachten-Stil schnell den Durchbruch.
Der Erfolg führte jedoch bald zu grundlegenden Veränderungen. Seit Ende 2006 ist Zerlina von dem Bussche allein für das Label verantwortlich. Begründet wurde das Ausscheiden von Mitgründerin Carolin Sinemus seinerzeit mit einer „unterschiedliche Auffassung der strategischen Ausrichtung“ des Labels. Schon damals war auch von einer Hinwendung zu mehr klassischen Elementen die Rede.
Und genau dorthin ging die Reise von Sisi Wasabi dann auch. Weg von der frechen, aber auf Dauer etwas eindimensionalen Trachten-Neuinterpretation, hin zu subtiler, moderner, aber eben durchaus klassischer Designermode. Längst versteht sich Sisi Wasabi daher ausdrücklich als Prêt-à-Porter-Label. Und vor allem die beiden letzten Kollektionen für Herbst/Winter 2008 und Frühjahr/Sommer 2009 bewiesen, dass dieser Weg der richtige zu sein scheint. Zumindest in Fachpresse und Modefeuilleton wurde der neue Kurs bereits ausgiebig gefeiert. Auf der Design-Ebene hat Sisi Wasabi die große Metamorphose also mit Bravour bestanden – jetzt ist es an der Zeit, dass das Image folgt.