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Spirit of Fashion: Bunt in die Krise

Von FashionUnited

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Die auf Underground-Mode spezialisierte Berliner Ordermesse Spirit of Fashion musste in ihrer soeben zu Ende gegangenen Ausgabe einen herben Rückschlag hinnehmen. Wie die Hamburger Veranstalter mitteilten, fanden an den drei Veranstaltungstagen vom 23. bis 25. Januar lediglich 1.267 Besucher

den Weg in die Arena nahe des Treptower Parks. Ein Minusrekord, wie auch die Verantwortlichen einräumen mussten. Besonders prekär: bereits 2008 ging die Besucherzahl zurück, nachdem sich die Spirit of Fashion erstmals terminlich von der Berliner Modewoche abgekoppelt hatte.

Allerdings kamen 2008 nur rund 160 Branchenvertreter weniger zu der Messe als im Vorjahr, ein vergleichsweise zu verschmerzender Verlust. In diesem Jahr fällt der neuerliche Minusrekord mit 356 weniger Besuchern sehr viel deutlicher aus. Schuld an der Misere sei die Wirtschaftskrise, so die Organisatoren. Das Weihnachtsgeschäft vieler Einzelhändler sei im Underground-Bereich deutlich schwächer ausgefallen als in den Vorjahren und die Lager dementsprechend noch gefüllt. „Zwar hatte der Textileinzelhandel insgesamt anderes verkündet, doch in den subkulturellen Szenen herrschen andere Mechanismen als in der ‚Mainstreammode'", so Spirit of Fashion-Pressesprecher Joachim Scheffler. Um einer bestimmten subkulturellen Szene anzugehören sei es eben wesentlich wichtiger, das „richtige" Outfit zu tragen statt das neueste.

Etwaige Erklärungsversuche, die Händler würden aufgrund der aktuellen Schwäche der Britischen Währung lieber zum Ordern nach London reisen statt die Spirit of Fashion zu besuchen, zerstreute Scheffler unterdessen. Jackie Reynolds, der Inhaberin des englischen Labels Phaze habe bestätigt, dass viele ihrer Kunden nicht nach London fliegen würden. „Diese Kunden erreicht zu haben und genauso viele Orders wie im letzten Jahr verzeichnen zu können ließ Reynolds ein positives Fazit der Messe ziehen", so Scheffler.

Was im Einzelfall zutreffen mag, kann jedoch sicherlich nicht auf die gesamte Branche übertragen werden. Schließlich gestehen auch die Organisatoren der Messe ein: „die geschriebenen Order fielen geringer aus als zuvor". Und das trotz eines recht bunten, ansprechenden Mischmaschs verschiedenster Styles und Genres, modischer Extravaganzen und klassischer Streetwear, die auf der Messe gezeigt wurde.

Wie es nun mit der Spirit of Fashion im Krisenjahr weitergehen soll und ob die Organisatoren trotz des herben Rückschlags auf eine Fortsetzung der Messe 2010 pochen, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: wo gespart wird, da bleibt wenig Platz für bunte Träume und avantgardistische Kleidungsexzesse. Zumal die Klientel, die diese Art Mode trägt und kauft im Großen und Ganzen nicht gerade zu den Topverdienern zählt, von einigen Ausnahmen im Musikgeschäft einmal abgesehen. Da wird lieber selbst zu Nadel und Faden gegriffen, wenn das Geld knapp wird, anstatt den Dispo für ein paar Lackstiefel zum dritten Mal zu überziehen.

Bleibt zu hoffen, dass der allgemeine Trend im zweiten Halbjahr 2009 wieder aufwärts geht und auch die Marken im Independent-Sektor – beflügelt durch ein gutes Weihnachtsgeschäft – wieder nach Berlin kommen, um auf der Spirit of Fashion ihre Kollektionen zu präsentieren. Wenn nicht, wäre der Berliner Modemessenzirkus sicherlich ein wenig grauer als zuvor.

Foto: Spirit of Fashion

Spirit of Fashion