Studie: Psycho-Stress am Arbeitsplatz nimmt zu
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Mittlerweile gilt als gesichert, dass ein Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und psychischen Erkrankungen, wie z. B. Depressionen besteht. So konnte nachgewiesen werden, dass Depressionen oder Depressivität umso häufiger auftreten, je höher die Arbeitsintensität bewertet wird. Dabei konnte der Zusammenhang sowohl mit subjektiv als auch objektiv erhobener Belastung beobachtet werden. Besonders betroffen scheint auch der Einzelhandel zu sein. Hier beklagen die Beschäftigten vor allem Belastungen durch ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge sowie starken Termin- und Leistungsdruck gepaart mit Samstagsarbeit und zu wenig Pausen.
Vor diesem Hintergrund sei es notwendig, sich dem Thema der psychischen Belastung verstärkt zuzuwenden, so das Bundesamt. Schließlich würden Erhalt und Förderung von Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftlich betrachtet immer bedeutsamer. „Je mehr sich das Renteneintrittsalter in der Lebensspanne nach hinten verschiebt und je mehr das Durchschnittsalter der Erwerbsbevölkerung steigen wird, um so eher wird es darauf ankommen, Arbeit so zu gestalten, dass sie uns gesund altern lässt und Erwerbstätigkeit bis zum Regelrenteneintrittsalter überhaupt möglich ist“, heißt es in der Studie. Ein Aspekt sei nämlich unstrittig: rückgängig machen lasse sich der im zunehmenden globalen Wettbewerb anfallende Wandel der Arbeit wohl kaum. Umso wichtiger werde es, die sich in diesem Paradigma verändernden oder sich neu entwickelnden Belastungen zu identifizieren, das Bedingungsgefüge, unter denen sie krank machen können, zu erkennen und daraus konkrete Handlungsansätze zu entwickeln und umzusetzen.
Nun sollen Unternehmen und Beschäftigte durch Programme von Bund, Ländern und Berufsgenossenschaften im Rahmen ihrer gemeinsamen Arbeitsschutzstrategie und durch eine Vielzahl an Handlungshilfen und Beratungsangeboten bei dem Erhalt und der Förderung von Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit unterstützt werden. Für den Zeitraum von 2013 bis 2018 ist dazu unter anderem das Arbeitsprogramm „Schutz und Stärkung der Gesundheit bei arbeitsbedingter psychischer Belastung“ beschlossen worden. Als Handlungsfeld wurde dazu vereinbart, dass arbeitsbedingte psychische Belastung frühzeitig erkannt und im Hinblick auf Gesundheitsgefährdungen beurteilt werden sollte und dabei präventive, arbeitsorganisatorische sowie gesundheits- und kompetenzfördernde Maßnahmen zur Verminderung arbeitsbedingter psychischer Gefährdungen entwickelt und umgesetzt werden.
Für die Betriebe bedeutet dies, dass sie ihre Maßnahmen zur Verminderung arbeitsbedingter psychischer Belastung und deren Folgen verstärken müssen. Zum einen gilt dies im Hinblick auf eine flächendeckende Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen, zum anderen aber auch für die Einbeziehung der psychischen Belastung in diesen Prozess. „Wünschenswert wäre es, wenn sich die Erkenntnis durchsetzte, dass die Durchführung einer solch umfassenden Gefährdungsbeurteilung auch eine Handlungserleichterung darstellt. Denn durch eine derartige Diagnostik können Entscheidungen in diesem Themenfeld über das Notwendige“, das Machbare und das Dringlichste strukturiert und systematisch erfolgen“, so die Bundesbehörde. Die empfiehlt zudem die Verringerung von Arbeitsintensität, wie die Verbesserung von Arbeitsabläufen, Abbau von Bürokratie, Einführung störungsfreier Arbeitszeiten, Trainings zum Zeit- und Stressmanagement sowie die Begrenzung beruflicher Erreichbarkeit und der alltäglichen E-Mail-Flut.
Als Vorreiter in Sachen Stress-Prävention gilt das Versandhandelsunternehmen Otto, das bereits seit Jahren in ein nachhaltig ausgelegtes betriebliches Gesundheitsmanagement investiert, um stressbedingte Krankheiten in der Belegschaft rechtzeitig zu erkennen und präventiv Maßnahmen ergreifen zu können. Dafür wurde die Otto Group im Dezember sogar mit dem Corporate Health Award unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ausgezeichnet.
Foto: Otto Group