Die deutschen Textil- und Bekleidungsunternehmen beziehen in geringerem Umfang Waren und Vorprodukte aus Entwicklungsländern als angenommen. Wie der Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie ineiner aktuellen Umfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen herausfand, kaufen weniger als zehn Prozent der Unternehmen in größerem Umfang in Bangladesch, Indonesien oder Malaysia ein.
Das
wichtige Einkaufsland für die Branche ist laut Verbandspräsident Dr. Wilfried Holtgrave Deutschland, gefolgt von China, Italien, den Niederlanden und der Türkei. “Sowohl die deutschen Textilunternehmen als auch die Bekleidungsunternehmen stellen im Vergleich zu ausländischen Konkurrenten hochwertigere und eher höherpreisige Produkte her”, sagt Holtgrave. Technische Textilien machen mittlerweile fast die Hälfte der Branche aus und werden hauptsächlich in Deutschland produziert. Dabei handle es sich oft um High-Tech-Produkte, die hohen Qualitätsansprüchen unterliegen. Unsichere Produktionsbedingungen bei günstigen Anbietern in Entwicklungsländern könnten da zu Schwierigkeiten führen.
Holtgrave kritisiert, dass in der öffentlichen Diskussion über die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Entwicklungsländern oft Handel und Industrie miteinander verwechselt werden. „Deutsche Textilproduzenten, die im Ausland produzieren lassen, tun dies in eigenen Unternehmen oder in von ihnen beauftragten Unternehmen, die sie kennen“, sagt er. Es gebe zwar immer mal wieder schwarze Schafe oder Unternehmer, die ihre Auftraggeber täuschen, “das ist aber kein textiles Problem, sondern auch aus anderen, global aufgestellten Branchen bekannt.”
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