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Ver.di warnt Amazon: "Druck der Beschäftigten wird nicht nachlassen"

Von FashionUnited

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Allen Streiks zum Trotz: Der Online-Versandhändler Amazon zeigt sich bisher unbeeindruckt vom Dauerkonflikt mit Ver.di. Das könnte sich in den kommenden Monaten ändern - wenn das Weihnachtsgeschäft ansteht. Seit Mai 2013 setzt die Gewerkschaft Ver.di dem

Internet-Versandhändler Amazon immer wieder mit Streiks zu. Erstmals legten Beschäftigte am Montag an vier Standorten parallel die Arbeit nieder. Und Ver.di will den Druck weiter erhöhen.

Welche Folgen hat der Tarifkonflikt bisher für die Amazon-Kunden?

Das Unternehmen betont, die Ausstände hätten keine Auswirkungen auf die 'Einhaltung des Lieferversprechens' an die Kunden. Das gelte auch für die Streiks im vergangenen Weihnachtsgeschäft. Ver.di geht dagegen davon aus, dass es diesmal zu Verzögerungen bei der Auslieferung kommt. „Wir haben im Vergleich zu den vorigen Aktionen schon jetzt einen Gang zugelegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies keine Auswirkungen auf die Betriebsabläufe bei Amazon hat", sagt Mechthild Middeke von Verdi Hessen. Amazon werde insbesondere dann Schwierigkeiten mit der Bewältigung seines Geschäfts bekommen, wenn weitere Standorte hinzukommen.

Was plant Ver.di?
Erstmals legten am Montag Beschäftigte gleichzeitig an vier der neun deutschen Amazon-Standorte die Arbeit nieder. Zwei weitere könnten demnächst hinzukommen - Werne in Nordrhein-Westfalen und Koblenz in Rheinland-Pfalz. „Zum Weihnachtsgeschäft wollen wir zu einem Paukenschlag ausholen", kündigt Middeke an. Auch grenzüberschreitende Aktionen sind denkbar. „Es wird darauf hinauslaufen, dass Amazon auch an anderen Standorten unter Druck kommt", sagt Ver.di-Sprecherin Eva Völpel in Berlin. Im Juli hatten sich Arbeitnehmervertreter aus Polen, Tschechien, Großbritannien und den USA in Berlin getroffen, um den Kampf für bessere Arbeitsbedingungen zu koordinieren.

Worum geht es bei dem Streit eigentlich?
Die Gewerkschaft will die Aufnahme von Tarifverhandlungen erreichen, die sich an den Bedingungen des Einzelhandels orientieren. Ver.di zufolge läge dann das Einstiegsgehalt bei 10,98 Euro pro Stunde. Für erfahrenere Mitarbeiter verlangt die Gewerkschaft 11,73 Euro. Zudem sollten ein Urlaubs- und ein Weihnachtsgeld in Höhe eines halben Monatslohns gezahlt werden sowie Zuschläge für Nachtarbeit bereits ab 20.00 Uhr und nicht erst ab Mitternacht. „Es geht um alles, was in einem Tarifvertrag geregelt ist", erklärt Völpel.

Wie argumentiert Amazon?
Amazon lehnt eine allgemeine Tarifbindung grundsätzlich ab. Gespräche würden zwischen Geschäftsführung und Betriebsräten geführt, sagt eine Sprecherin. Der Online-Versandriese sieht sich zudem als Logistiker, der mit seinen Löhnen schon am oberen Ende des Branchenüblichen liege. Der US-Konzern zahlt nach eigenen Angaben 9,55 Euro Einstiegsgehalt, ab dem zweiten Jahr mehr als 10 Euro. Hinzu kommen demnach flexible Elemente - beispielsweise Aktien, Weihnachtsgeld, Bonuszahlungen und Altersvorsorge. Einschließlich Zusatzleistungen verdient ein Mitarbeiter Amazon zufolge nach einem Jahr rund 2000 Euro brutto im Monat.

Droht eine Verlagerung von Standorten ins Ausland?
In Polen sollen noch im Oktober zwei neue Logistikzentren eröffnet werden. Amazon betont aber: „Es gibt keine Pläne, eines der bestehenden Logistikzentren in der EU zu schließen." Das Unternehmen wolle in Europa vielmehr weiter wachsen. Zuletzt suchte Amazon nach eigenen Angaben für das Weihnachtsgeschäft Saisonarbeitskräfte unter anderem im brandenburgischen Brieselang.

Gibt es Aussichten auf eine Annäherung?
Derzeit sieht es nicht danach aus. Amazon hat nach eigenen Angaben den Beschäftigten an allen deutschen Standorten Lohnerhöhungen angeboten. „Es laufen Gespräche mit den Betriebsräten", berichtet die Amazon-Sprecherin. Zu den Inhalten äußert sie sich nicht. Nach Ver.di-Informationen aus verschiedenen Standorten hat das Unternehmen Lohnerhöhungen von 2,1 und 3 Prozent angeboten. „Amazon versucht, Druck rauszunehmen. Aber wir sind nicht bereit, Lohnpolitik nach Gutsherrenart zu akzeptieren", sagt Ver.di-Sprecherin Völpel. Das Unternehmen verweigere weiterhin Tarifverhandlungen. „Der Druck der Amazon-Beschäftigten wird nicht nachlassen." ( Friederike Marx, dpa)

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