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Was bringt das Textilbündnis von Entwicklungsminister Müller?

Von FashionUnited

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Die Zustände in Textilfabriken in Entwicklungsländern sind oft furchtbar. Unterbezahlte Näherinnen schuften in maroden Fabrikhallen. Kinder hantieren mit Chemikalien. Brandschutz und Gewerkschaft sind Fremdwörter. Ein Textilbündnis soll das ändern helfen. Die Aufträge westlicher

Bekleidungskonzerne sind für die Entwicklungsländer Fluch und Segen zugleich. Denn sie schaffen zwar Arbeitsplätze. Die Arbeitsbedingungen in diesen Textilfabriken sind allerdings oft so schrecklich, dass man die dort produzierten Kleidungsstücke eigentlich kaum ruhigen Gewissens kaufen und anziehen kann. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) will das mit einem 'Textilbündnis' ändern.

Was

sind die wichtigsten Ziele dieses Bündnisses?

Kurzfristig geht es darum, zum ersten Mal alle Akteure, die in Deutschland mit der Herstellung und dem Verkauf von Textilien zu tun haben, in einen regelmäßigen Abstimmungsprozess einzubinden. Mittelfristig sollen sie gemeinsam Strategien entwickeln, damit bei der Herstellung von Kleidung und anderen Textilien ökologische und soziale Mindeststandards eingehalten werden - und zwar von der Baumwollernte bis zum Verkauf des Produktes. Grundlage ist ein Aktionsplan, den das Ministerium gemeinsam mit Verbandsfunktionären und einigen Firmenvertretern entwickelt hat.

Was sind das für Standards?

Die Gebäude, in denen Textilien produziert werden, sollen sicherer werden, damit so schreckliche Unfälle wie der Einsturz des Rana Plaza in Bangladesch im April 2013 künftig nicht mehr passieren. Kinderarbeit und Arbeitsverhältnisse, die an Sklaverei erinnern, sollen verboten werden. Einige sehr giftige Chemikalien kommen auf den Index.

Wird es dann auch ein neues Gütesiegel für «saubere Textilien» geben?

Das ist eine Forderung vieler Aktivisten, die sich in diesem Bereich engagieren. Auch Minister Müller will ein Siegel einführen, das möglicherweise «grüner Knopf» heißen könnte. Die Bekleidungsindustrie und die Handelsverbände sträuben sich allerdings bislang dagegen. Sie führen dabei an, gerade viele Mittelständler seien bislang nicht in der Lage, «eine lückenlose und flächendeckende Überwachung sämtlicher Produktionsstufen» zu gewährleisten.

Gibt es künftig auch Strafen für Unternehmen, die sich nicht an diese Standards halten?

Nein. Und auch der Beitritt zum Textilbündnis ist freiwillig. Allerdings hoffen die Befürworter des Bündnisses, dass der Prozess eine gewisse Eigendynamik entwickeln wird, so wie damals in den ersten Jahren der Umweltbewegung.

Wer hat sich dem Textilbündnis angeschlossen?

Bisher haben 29 Verbände, Nichtregierungsorganisationen und einige wenige Unternehmen der Textilbranche unterzeichnet. Mehrere Verbände der Bekleidungsindustrie und zwei Handelsverbände hatten allerdings diese Woche erklärt, die Ziele von Müllers Bündnis seien zu ambitioniert. Sie haben ihren Mitgliedern deshalb geraten, bei der Initiative nicht mitzumachen. Mehrere große Konzerne wie Adidas, Aldi, C&A und Puma sind nicht dabei.

Bringt denn so ein deutsches Bündnis überhaupt etwas, der Textilhandel ist doch international organisiert?

Das sieht auch Minister Müller so. Für ihn ist das deutsche Bündnis deshalb auch nur einen ersten Schritt. Später will man auch Akteure aus anderen EU-Staaten mit ins Boot holen. (Anne-Beatrice Clasmann, dpa)

Foto: Gerd Müller; ddp images/Schacht

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