10 Corso Como: „Unser Ziel ist es, bis zu sechs weitere Geschäfte zu eröffnen”
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10 Corso Como ist trotz des schwierigen Marktumfeldes positiv gestimmt und das Jahr übertrifft sogar die Erwartungen. Seit Anfang September wächst das Unternehmen zweistellig. Nun sollen weitere Standorte in Europa und Asien den Concept Store, der zu einem der ersten seiner Art zählt, als internationale Marke bekannt machen.
Dafür arbeitet 10 Corso Como mit renommierten Modehändler:innen wie Printemps zusammen und vertraut auf die Expertise von Gianluca Borghi. Der CEO leitet das Unternehmen seit Mai 2023 und bringt langjährige Erfahrung vom Schreib- und Lederwaren-Spezialist Montblanc mit.
Über 10 Corso Como:
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10 Corso Como wurde 1991 von der ehemaligen Moderedakteurin Carla Sozzani gegründet. Aus einer Idee, die in einer ehemaligen Garage an der Einkaufsstraße Corso Como entstand, entwickelte sich in den vergangenen mehr als 30 Jahren ein internationaler Modehändler. Zum “ersten Concept Store” gehören mittlerweile zwei Standorte in Seoul, eine Galerie über dem Flagship in Mailand sowie ein kleines Hotel. Dazu kommen Shop-in-Shops bei Lodenfrey in München und Printemps in Paris. Im September 2020 erwarb Tiziana Fausti, Inhaberin von fünf Multimarken-Boutiquen, über ihre Holdinggesellschaft Exor die Marke 10 Corso Como und unterzeichnete mit dem neuen Unternehmen 10 Cc Global Shop einen neuen Mietvertrag für die Mailänder Immobilie.
Mit Ihrer Expansion nach Paris haben Sie weitere Eröffnungen angeteasert...
Wir haben Anfang November in Paris eröffnet. Vor Paris haben wir bereits einen Shop-in-Shop im Münchner Department Store Lodenfrey eröffnet. Nach diesen beiden Eröffnungen konzentrieren wir uns jetzt sehr auf zwei weitere wichtige Standorte, die wir noch in diesem Monat eröffnen werden.
Der eine ist in Katar, im Printemps in Doha, und der andere ist in Prag, wo wir mit The Brands einen neuen Concept Store im Luxus- und Modeviertel eröffnen. Der Concept Store ist auf zwei Etagen aufgebaut. Im Erdgeschoss wird es eine Champagnerie geben und im Untergeschoss eine 10 Corso Como-Fläche, mit einer künstlerischen Parfümerie, Sneakers wie New Balance, Salomon und natürlich unserer Signature Kollektion.
Handelt es sich dabei um vorübergehende Verkaufsflächen?
Nein, Ziel ist natürlich, für immer zu bleiben. Laut Vertrag sollen sie aber alle mindestens drei Jahre lang bestehen und dann können wir uns je nach den Ergebnissen auch ein bisschen weiterentwickeln und die Fläche vergrößern.
Wurde Ihr Auftritt bei Lodenfrey gut angenommen?
Wir haben mit einem Pop-up für drei Wochen und eigenen Fenstern mit Blick auf den Münchner Hauptplatz begonnen und sind jetzt in einen anderen Bereich im Erdgeschoss umgezogen. Auch hier werden wir mindestens drei Jahre bleiben.
Wie wählen Sie diese Märkte aus?
Als ich bei 10 Corso Como anfing, war mir klar, dass ich die Bekanntheit der Marke auf internationaler Ebene steigern musste. Aufgrund meiner internationalen Erfahrung – ich habe für Luxusmarken gearbeitet, für die die Präsenz in Kaufhäusern die Grundlage für die Entwicklung des internationalen Bekanntheitsgrades war – haben wir beschlossen, dass es strategisch wichtig ist, Orte zu nutzen, die in der Luxusbranche als führend gelten und eine hohe Kundenfrequenz aufweisen.
Zu Beginn habe ich mich mit vielen verschiedenen europäischen Akteur:innen in Verbindung gesetzt. Wir haben uns für Printemps entschieden, weil sie schon immer Trendsetter und sehr offen für Marken waren, die bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht so präsent, aber wirklich cool und nicht so leicht auf der Welt zu finden sind. Mit Printemps haben wir also eine doppelte Partnerschaft für Paris und Doha geschlossen. Im nächsten Jahr werden wir dann noch an einem weiteren Standort präsent sein, den sie in einer "wichtigen Hauptstadt der Modewelt" haben.
Und die anderen beiden?
Wir haben uns für Lodenfrey entschieden, weil die deutschen Kund:innen in den Geschäften und online einen wichtigen Teil unseres Umsatzes ausmachen. Wir sahen darin eine Möglichkeit, vor Ort mit unserer deutschen Kundschaft in Kontakt zu bleiben.
Für Prag haben wir uns entschieden, weil wir das Projekt lieben. Der Partner, den wir gefunden haben, ist sehr angesehen und hat einen guten Ruf auf dem Luxus- und Modemarkt. Und deshalb haben wir zugestimmt.
Wie wichtig ist Ihre internationale Kundschaft für den Umsatz?
Internationale Kund:innen machen bei uns 75 bis 80 Prozent des Gesamtumsatzes aus. 30 Prozent kommen aus den USA, 30 Prozent aus asiatischen Ländern wie China, Japan und Korea. Wir haben zwei große Standorte in Seoul und sind dort seit 2008 vertreten. Die Markenbekanntheit in Korea ist also sehr hoch für uns. Außerdem kommt ein nicht unerheblicher Teil auch aus dem Nahen Osten und dem übrigen Europa – Frankreich, Deutschland und der Schweiz.
Wollen Sie auch mit eigenen Geschäften weiter expandieren?
Wir konzentrieren uns für das nächste Jahr darauf, ein weiteres 10 Corso Como Ökosystem zu schaffen. Wir nennen es gerne ein Ökosystem, weil es ein System mit vielen verschiedenen Identitäten ist. Eine Identität hat mit Mode zu tun, die andere mit Kunst, Kultur und Gastronomie, zu der natürlich auch das Restaurant gehört.
Nächstes Jahr wollen wir in einer wichtigen Region in Asien eröffnen. Ein 10 Corso Como, das so groß ist wie das, das wir hier in Mailand haben. Unser Ziel ist es, in den nächsten vier bis fünf Jahren nicht weniger als fünf bis sechs weitere große Geschäfte auf der ganzen Welt zu eröffnen.
Wie wichtig ist der Onlinehandel für Ihr Unternehmen?
Das digitale Geschäft ist ziemlich wichtig, denn es macht etwa 20 Prozent des Gesamtgeschäfts aus. Wir haben ein eigenes Team, das diesen Teil des Geschäfts ausbaut.
Sie haben große Pläne, während viele Einzelhändler:innen mit einem Mangel an Konsumausgaben zu kämpfen haben. Warum gerade jetzt?
Es stimmt, der Moment ist ziemlich herausfordernd. Allerdings lernen wir jeden Tag, dass die Erfahrung, die wir unseren Kund:innen bieten, entscheidend ist und dann die Höhe des Preises und die Größe des Sortiments nicht so wichtig sind.
Trotz aller Probleme, mit denen die Welt, nicht nur die Modeindustrie, konfrontiert ist, haben wir ein gutes Jahr, besonders seit der Wiedereröffnung hier in Mailand mit der neu gestalteten Fläche. Wir wachsen seit Anfang September deutlich zweistellig und liegen über den Erwartungen. Das Ergebnis kommt, wenn ein Unternehmen in besondere Events und Erlebnisse investiert, denn es ist teuer, in diese zu investieren.
Welche Investitionen sind das für Sie?
Die Kunstausstellungen, die wir veranstalten, sind für das Unternehmen mit Kosten verbunden, ebenso wie all die Gespräche, die wir führen, um ein neues Magazin oder Buch vorzustellen. Wir sind aber zuversichtlich und werden auch in Zukunft weiter investieren. Wir sind ein ganz besonderer Ort und haben nicht viele Konkurrent:innen.
Wir vervollständigen das Erlebnis auch mit Hospitality und Essen; wir haben die “3Rooms” in Mailand, das kleinste Hotel der Welt – aber sehr gemütlich. Es ist also etwas Einzigartiges. Das ist das Geheimnis!
Wie blicken Sie in diesem Zusammenhang auf das kommende Weihnachtsgeschäft voraus?
Wir haben beschlossen, zunächst einmal die richtige Atmosphäre zu schaffen, indem wir die weihnachtliche Stimmung viel stärker betonen. Wir haben gerade eine sehr schöne Beleuchtungsanlage im Innenhof installiert. Außerdem werden wir für den Monat Dezember einen starken Fokus auf Design-Geschenke legen, was wir im letzten Jahr nicht gemacht haben.
Ab dem 2. Dezember präsentieren wir unsere neue Auswahl an Designprodukten in Zusammenarbeit mit einem weltweit führenden Unternehmen in diesem Bereich, was der perfekte Zeitpunkt für Produkte neben der Mode ist. Wir glauben also, dass der Dezember ein weiterer guter Monat für 10 Corso Como sein wird.
Und was sind Ihre Erwartungen für das kommende Jahr?
Wir haben große Erwartungen, weil die ersten Ergebnisse seit der Wiedereröffnung von Mailand wieder einmal sehr positiv sind. Deshalb sind wir auch für das nächste Jahr zuversichtlich.
Wie starten Sie in die neue Order?
Jedes Jahr verbringt das Buying-Team viel Zeit mit Recherchen, denn jedes Jahr werden nicht weniger als 20 bis 25 Prozent des Sortiments mit neuen Marken zusammengestellt. Und warum? Weil es eine Art Labor für die Modeindustrie ist und wir die Trends wirklich antizipieren wollen, indem wir in neue Marken investieren.
Neben diesen aufstrebenden Marken werden wir uns in diesen Wochen auch auf die großen Marken konzentrieren. Wir sind einer der wenigen, die Phoebe Philo im physischen Sortiment führen, und wir waren der erste physische Laden, der im September an den Start ging. Das funktioniert sehr gut und wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Wir arbeiten weiterhin – wie schon von Anfang an – mit den japanischen Marken Sacai, Yohji, Comme des Garçons oder sehr kreativen Marken wie Maison Margiela und Rick Owens zusammen. Sie sind das, was wir die geliebten Marken und die Freund:innen unseres Unternehmens nennen.
Welche weiteren Projekte sind in Planung?
Anfang nächsten Jahres werden wir das Display der jetzigen Herrenabteilung verändern, da ein weiteres sehr wichtiges Projekt ansteht. Wir werden den zentralen Bereich des Ladens einer wichtigen asiatischen Marke widmen, die führend im Bereich Accessoires ist.
Außerdem haben wir gerade eine Zusammenarbeit mit Illycaffè gestartet. Wir wollten unseren Kund:innen ein Frühstückserlebnis bieten, und so werden wir ab dem 2. Dezember das Restaurant um acht Uhr morgens öffnen – die derzeitige Öffnungszeit ist ab 11 Uhr – um den Menschen ein einzigartiges Frühstück in Mailand zu bieten.
Also erst frühstücken und dann einkaufen?
Ja, erst frühstücken und dann einkaufen.