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Anstoss: die Sportartikler im Kampf um die Fußball-EM

Von Ole Spötter

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Foto: Nike / Frankreich

Am Freitag startet die Fußball-Europameisterschaft der Herren mit dem Auftaktspiel in Rom – Türkei gegen Italien. Aber nicht nur die besten Nationalmannschaften Europas machen sich bereit für das Turnier, auch die großen Sportartikler setzen zum Angriff an.

Adidas: Fan-Ausrüstung explodiert, wenn Stadien öffnen

24 Mannschaften treten in der Gruppenphase an und das verspricht nicht nur einen Sommer voller Fußball, sondern auch genauso viele neue Trikots, die in den Fanshops erhältlich sind. Aber welche Rolle spielt dieser Markt eigentlich während einer Pandemie, wenn Fans ihr Team nicht im gemeinsamen Public Viewing unterstützen können und die Stadien nicht komplett ausgelastet sind?

Klicken Sie auf die einzelnen Icons, um die Trikots der Nationalmannschaften zu entdecken.

Hintergrundbild: Adidas

Eigentlich sollte das 60. Jubiläum bereits im vergangenen Sommer stattfinden, allerdings musste der europäische Fußballverband UEFA den Wettbewerb wegen der Corona-Pandemie verschieben. Das Turnier findet auch nicht wie üblich in einem oder mehreren benachbarten Ländern statt, sondern überall verteilt in Europa. Corona-bedingt und abhängig von den Maßnahmen der einzelnen Länder können zwischen 9500 (Kopenhagen) und 68.000 (Budapest) Zuschauer die Spiele besuchen – in jedem Fall eine Abwechslung zu den leeren Rängen, die während der meisten Ligaspiele in diesem Jahr zusehen waren.

Zuschauer in den Stadien sind auch gut für die Trikothersteller und ihr Lizenzgeschäft, meint zumindest Adidas-CEO Kasper Rorsted. „Wir sind wirklich zuversichtlich, dass die gesamte Fan-Ausrüstung in dem Moment explodieren wird, wenn die Stadien wieder öffnen”, sagte der Konzernchef während einer Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen des ersten Quartals.

Der Herzogenauracher Sportartikler rüstet bei der kommenden Europameisterschaft der Herren acht Mannschaften sowie mehrere Spieler aus und stellt den offiziellen Spielball. Im Geschäftsjahr 2020 hat Adidas 83 Millionen Euro an Lizenz- und Provisionserträgen erzielt. Diese gingen gegenüber dem Vorjahr, als die Ränge der Stadien noch gut gefüllt waren, um 46 Prozent zurück. Der Konzern gibt keine direkten Zahlen für den Bereich Fußball bekannt.

Adidas sieht herausragende sportliche Leistungen der Promotion-Partner – Einzelsportler, Vereins- und Nationalmannschaften – als Chance, die Popularität dieser bei Kundinnen und Kunden zu erhöhen und dadurch höhere Umsätze bei Lizenzbekleidung und -zubehör zu erzielen.

Das Heimtrikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft setzt für die EM auf ein schlichtes weißes Trikot mit schmalen, schwarzen Horizontalstreifen, die mit Akzenten in den Nationalfarben an den Ärmeln ergänzt werden. Foto: Adidas

Ein Plus für den Konzern könnte sein, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft direkt vor der eigenen Haustür aufläuft. Alle drei Spiele in der Gruppenphase – gegen Weltmeister Frankreich, EM-Titelverteidiger Portugal und Ungarn – finden in der Münchner Allianz-Arena statt. Zu den Spielen wird die Mannschaft von ihrem Quartier, der Adidas World of Sports, in Herzogenaurach anreisen.

Rivalen auf dem Rasen: Nike und Adidas im Direktduell

Grafik: FashionUnited

Nur Adidas’ größter Konkurrent stellt mehr EM-Trikots zur Verfügung: Nike stattet neun Teams aus, darunter die direkten Gegner der deutschen Mannschaft – Frankreich und Portugal – sowie den benachbarten Rivalen aus den Niederlanden, wo der US-amerikanische Sportartikelhersteller seinen europäischen Unternehmenssitz hat, und die Three Lions aus England. Im Geschäftsjahr 2019/2020 setzte das Unternehmen 1,56 Milliarden US-Dollar (etwa 1,30 Milliarden Euro) im Fußball-Bereich um. Auch bei Nike gingen die Umsätze gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent zurück.

Auf der linken Seite ist das niederländische Heimtrikot im royalen Orange zu sehen. Neben dem Löwen auf der Brust zieht sich die Raubkatze auch als geometrische Form über die Front. Auf der rechten Seite ist das englische Trikot abgebildet. Es ist in einem schlichten Weiß gehalten und setzt auf blaue Akzente am Kragen und an der Seite. Fotos: Nike

Aber nicht nur in Europa stehen die beiden Giganten auf dem Rasen. Fast zeitgleich startet am Sonntag der “Copa América” des südamerikanischen Fußballverbands CONMEBOL. Mit dabei sind Brasilien im Nike-Trikot sowie Kolumbien und Argentinien im Adidas-Trikot.

Trikot-Drama bei Nordmazedonien

Die beiden Sportriesen teilen sich die Topteams der EM und der Rest geht an die Sportmarken Puma, Hummel, Joma und Jako.

Der deutsche Sportartikler Jako mit Sitz in Mulfingen unterstützt seit 2014 die Fußballföderation von Mazedonien. Für die Europameisterschaft sollte das nordmazedonische Team ein neues Trikot mit einer Lucks-Grafik bekommen. Allerdings sei der Fußballverband wegen der Farbe des Heimtrikots bei den Fans in die Kritik geraten und deshalb spiele das Team nun wieder in den alten Trikots, teilte Jako am Mittwoch mit.

Die drei Trikots von Nordmazedonien mit dem Balkanlucks, die während der EM nicht zum Einsatz kommen. Der Rotton kam in die Kritik der Fans, weil er dunkler als das übliche Rot der Mannschaft sei. Foto: Jako

„Nach der Qualifikation für die EM hat uns die Fußballföderation von Mazedonien ihren Design- und Farbwunsch übermittelt. Diesen haben wir nach Abstimmung mit dem Verband und entsprechender Musterfreigabe detailgetreu umgesetzt […] Nach den kritischen Reaktionen der eigenen Fans hat der Verband nun eine Spielerlaubnis für die vorhergehenden Trikots beantragt und erhalten. Auch in diesen Trikots wünschen wir dem Team viel Erfolg, möchten aber ausdrücklich betonen, dass wir exakt nach Wunsch, Vor- und Freigabe des Verbandes geliefert haben“, sagte Tobias Röschl, Vorstand Marketing und Vertrieb bei Jako.

Das Trikot, mit dem die Mannschaft bei dem Turnier aufläuft, ist aus dem Jahr 2016. Die Heim-, Auswärts- und Wechseltrikots sind im offiziellen Onlineshop des Verbands komplett ausverkauft. Kein Wunder, da sich die Nationalmannschaft zum ersten Mal für eine EM qualifiziert hat. Allerdings kursieren die ausgesonderten Trikot noch im Internet. So sind die drei Jako-Trikots bei dem dänischen Onlinehändler Unisport für jeweils 79,95 Euro verfügbar.

Welcher Sportartikler am Ende den großen Sieg feiert, wird auch davon abhängig sein, welches Land den Pokal in den Händen hält und wie die andere Manschaften abschneiden. Klar ist: Adidas und Nike haben mit ihrer Überhand an Trikots klar die Nase vorne. Für die Fans wird es so oder so ein spannendes Fußballspektakel.

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