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Armedangels „Action Report 2023“: CO2-Fußabdruck, Überproduktion und faire Löhne sind Thema

Von Simone Preuss

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Business
„Tomorrow is too late." Bild: Armedangels

Der Kölner Bekleidungsanbieter Armedangels hat seinen „Action Report“ für das Jahr 2023 veröffentlicht, der als Instrument für Transparenz und Rechenschaftspflicht dient. In ihm werden Projekte und Partner:innen vorgestellt sowie das Engagement des Labels für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung.

Der Bericht bietet einen Einblick in die Nachhaltigkeits- und Materialstrategie sowie in die Bemühungen des Unternehmens zur Kreislaufwirtschaft. Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette waren zudem im letzten Jahr wichtige Schwerpunkte, bei denen verschiedene Meilensteine erreicht wurden.

CO2-Fußabdruck

So kann etwa zum ersten Mal der CO2-Fußabdruck nicht nur auf Unternehmensebene kommuniziert werden, sondern auch auf Produktebene, und zwar entlang der Lieferkette und rückwirkend bis zu den letzten drei Jahren. Der durchschnittliche CO2-Fußabdruck der Produkte konnte auf 9,08 kg CO2e reduziert werden.

„Das Erfassen unseres CO2-Fußabdrucks ist entscheidend, da es uns ermöglicht, die effektivsten Treiber für Veränderungen zu identifizieren. Besonders mit einem so hohen Fußabdruck wie dem der Modebranche ist es unerlässlich, dass alle – Politiker:innen, die Gesellschaft, Einzelpersonen und Unternehmen wie unseres – Verantwortung übernehmen“, kommentiert Julia Aruni Kirschner, Impact and Innovation Director bei Armedangels, in einer Pressemitteilung.

Transparenz in der Lieferkette ist wichtig. Bild: Armedangels

Materialmix

Zu den weiteren Meilensteinen gehört die Verdopplung der Nutzung recycelter Materialien - von 6 Prozent im Jahr 2022 auf 12 Prozent im Jahr 2023. Dabei handelt es sich um regenerierte Materialien wie Baumwolle, Wolle, Polymere und Zellulose aus dem Produktionsprozess. Das Unternehmen will diesen Anteil weiter steigern.

Derzeit nutzt es zu 84 Prozent Naturfasern wie recycelte und Biobaumwolle, Leinen und recyceltes Leinen sowie Hanf; und Wolle, recycelte Wolle und Alpaka bei den tierischen Fasern. Weitere 13 Prozent entfallen auf Zellulose-Kunstfasern des österreichischen Faserherstellers Lenzing, darunter Ecovero, Tencel, Lyocell, Modal, Tencel Luxe und Lyocell x Refibra. Die restlichen 3 Prozent entfallen auf Polymere.

„Polymere machen den kleinsten Teil unseres Materialmixes aus: 2,9 Prozent sind recycelt und nur 0,1 Prozent sind neue Polymere. Wir sind jedoch bestrebt, diese durch innovative Materialien wie Zellulosefasern zu ersetzen. Die verbleibenden 0,1 Prozent der neuen Polymere durch recycelte Polymere zu ersetzen, ist aufgrund der hohen Kosten und der minimalen CO2-Reduzierung derzeit wirtschaftlich nicht machbar. Daher konzentrieren wir uns auf Bereiche, in denen wir eine größere Wirkung erzielen können“, erklärt Armedangels im Action Report 2023.

Das Unternehmen unterstützte von April 2018 bis Juli 2023 500 indischen Bäuer:innen über fünf Erntesaisonen bei der Umstellen von konventioneller auf Biobaumwolle. Dies umfasste eine Anbaufläche von 992 Hektar, auf der 61 Vorrichtungen zur Tröpfchenbewässerung installiert wurden.

Baumwollbauer in Indien. Bild: Armedangels

Faire Löhne

Als eines der wenigen Bekleidungsunternehmen macht Armedangels auch faire Löhne für Bekleidungsarbeiter:innen zum Thema und trägt aktiv zur besseren Bezahlung bei sowie zur Aufdeckung der wahren Kosten eines Kleidungsstücks bei.

„Wir haben unsere True-Costing-Methode und die Fair-Price-App eingeführt, um alle Kosten, einschließlich der Arbeitskosten, transparent in unsere Preise einzubeziehen und so Fairness und Transparenz zu fördern. Von Dezember 2020 bis Ende 2023 hat Armedangels rund 182.290 Euro zum Living Wage Bonus bei Mergü beigetragen, wovon rund 120 Arbeiter:innen zusätzlich zu ihrem regulären Lohn profitieren. Diese Zusammenarbeit unterstreicht die Kraft kollektiven Handelns, um einen sinnvollen Wandel in der Branche voranzutreiben“, erklärt das Unternehmen im Action Report.

Ebenfalls bemerkenswert ist, dass es im Bericht die Details aller 21 Produktionsbetriebe in Deutschland, Italien, Portugal, Tunesien und der Türkei zugänglich macht, darunter auch die Zahl der Beschäftigten, den Frauenanteil, die durchschnittliche Mehrarbeit und zu welchem Anteil der gezahlte Lohn über dem Mindestlohn liegt (zwischen 6 und 150 Prozent).

Überproduktion

Im Jahr 2023 ging Armedangels eine Partnerschaft mit dem KI-Spezialisten Paretos ein, dessen KI-gesteuerte Nachfrageprognosen dem Label helfen, „hochgradig maßgeschneiderte, auf die Präferenzen unserer Kund:innen abgestimmte Bedarfspläne zu erstellen, Überproduktionen zu reduzieren und die Effizienz der Lieferkette zu optimieren“, so Armedangels im Action Report.

Dabei können durch künstliche Intelligenz sogar Details wie Größe und Farbe vorhergesagt werden, was dem Unternehmen präzise Absatzprognosen und die frühzeitige Identifizierung von Produkten mit geringer Nachfrage ermöglicht.

„Die derzeitigen Kund:innen von Paretos konnten ihre Verkaufsprognosen um bis zu 80 Prozent verbessern. Wir freuen uns daher, diese Technologie in unsere Produktionsmethodik einzubinden, wodurch die Überproduktion um 40.000 Stück pro Jahr reduziert und 363.200 kg CO2e eingespart werden könnten“, erklärt Armedangels im Bericht.

Pläne für 2024

Im laufenden Jahr will Armedangels seine sozialen und ökologischen Bemühungen entlang der Lieferketten weiter intensivieren und zusammen mit Akteur:innen „Veränderungen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Modewelt vorantreiben“. „Die einzigartige Fähigkeit der Mode, globale Trends und Kultur zu gestalten, wird genutzt, um nachhaltigere Lebensstilentscheidungen über Kleidung hinaus einfacher und zugänglicher zu machen“, so das Unternehmen.

„Obwohl wir über eine umfangreiche Menge an Daten verfügen, gibt es immer noch Raum für Verbesserungen. Die Erfassung genauer Informationen ist aufgrund der zahlreichen Datenpunkte, IT-Systeme und beteiligten Akteur:innen eine Herausforderung, aber für fundierte Entscheidungen unerlässlich. Durch die Messung unserer Emissionen stellen wir sicher, dass unsere Nachhaltigkeitsstrategie datengetrieben bleibt, wodurch wir die Wirksamkeit unserer Bemühungen überprüfen können. Unser Ziel ist es, das Unternehmenswachstum von der Klimabilanz und den sozialen Schäden zu entkoppeln – eine große Herausforderung, der wir uns verpflichtet haben“, schließt Aruni Kirschner.

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