Auch in Europa: Zwangsüberstunden und Armutslöhne in der Modebranche
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Die Clean Clothes Campaign (CCC) hat zwei neue Studien zu den Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern Polen und Tschechien herausgegeben. Das Ergebnis: Auch wenn "Made in Europe" auf den Bekleidungsetiketten, ist das noch lange keine Garantie für faire Arbeitsbedingungen.
Die zwei neuen Länderdossiers der CCC zeigen, dass Arbeiterinnen und Arbeiter auch mitten in Europa Armutslöhne verdienen. Polnische und tschechische Arbeiterinnen und Arbeiter berichten darin davon, Überstunden nicht freiwillig zu leisten und die gesetzlich vorgeschriebenen Überstundenzuschläge nicht zu erhalten. Teils werden Überstunden überhaupt nicht entgolten. Zusätzlich zu Billiglöhnen und unbezahlten Überstunden beschrieben die Beschäftigten ihre Arbeitsumgebung oft als gesundheitsschädlich.
Viele hochpreisige Marken schätzen die Qualitätsarbeit aus diesen Ländern. Die untersuchten Beschäftigten gaben Calvin Klein, Schiesser und Hugo Boss als Auftraggeber ihrer Fabriken an, wo sie jedoch gerade den Mindestlohn (312 EUR in Polen und 390 EUR in Tschechien) verdienten - oder nicht einmal das. Diese Praxis verstößt nicht nur gegen Gesetze, die Verweigerung eines Existenzlohnes verletzt auch die Menschenrechte, so die CCC. Tatsächlich benötigten die Menschen etwa dreimal so viel Lohn um ein anständiges Leben führen zu können.
Dabei sei die Vergabe von Dumpinglöhnen keinesfalls das Resultat einer schlechten Auftragslage – im Gegenteil. „Wir versanken in Arbeit; es gab genug Aufträge - solange wir ohne Jahresurlaub für Billiglöhne immer fleißig Überstunden leisteten und nicht den Mund aufmachten. Diese Schufterei hat jemanden sehr reich gemacht.", sagte eine polnische Arbeiterin.
Dennoch begehren viele Arbeiterinnen und Arbeiter nicht auf. Anna Paluszek, die Autorin der polnischen Studie: „Die ArbeiterInnen werden unter ständigen Akkord- und Verlagerungs-Druck gesetzt. Aus Angst unternehmen die Frauen nichts gegen ihre Situation. Sie haben die Hoffnung auf eine menschenwürdige Arbeit aufgegeben." Gewerkschaften sind in den Betrieben kaum zu finden.
Grafik: Clean Clothes Campaign