Blue Tomato CEO: Skateboarding hat die Hosen in Schwung gebracht
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Der österreichische Sportartikelhändler Blue Tomato, der dieses Jahr sein 35-jähriges Bestehen feiert, wächst stetig in Europa und expandiert in neue Märkte, wie kürzlich nach Italien. Darüber hinaus ist der Boardsport-Experte auch mit seinem Amateur-Skateboard-Turnier ‘Best Foot Forward Europa Tour’ unterwegs. Was die Kund:innen ins Rollen bringt, welche Expansionspläne das Unternehmen hat und welchen Einfluss Skateboarding auf die Mode hat, erklärt Adam Ellis, CEO bei Blue Tomato.
Über Blue Tomato:
- Blue Tomato wurde 1988 vom ehemaligen Snowboard-Europameister Gerfried Schuller in einer Garage in Schladming gegründet. In den letzten 35 Jahren hat sich der österreichische Sportartikelhändler zu einem internationalen Unternehmen mit rund 850 Mitarbeitenden und mehr als 80 Läden in acht Ländern entwickelt, das sich seit 2012 im Besitz des US-amerikanisches Bekleidungshandelsunternehmens Zumiez befindet.
Welche Stücke laufen bei Blue Tomato gerade gut?
Wir haben eine starke Performance bei Herren- und Damenbekleidung sowie bei Accessoires und Schuhen verzeichnet. Unsere Kund:innen suchen nach Marken und Produkten, die im Trend liegen, wie weite Hosen und neue Marken, die sich von dem unterscheiden, was allgemein auf dem Markt zu finden ist.
Welche Marken sind bei Ihren Kund:innen gerade besonders angesagt?
Marken, die sich auf ökologische Nachhaltigkeit konzentrieren, kommen bei unserer Kundschaft weiterhin gut an, ebenso wie Marken, die den Lebensstil, den wir repräsentieren, authentisch wiedergeben.
Modemarken setzen gerade auf Modelle, die an die klobigen Skateschuhe der frühen 2000er erinnern. Spielt dieser Trend auch eine Rolle für Sie als Fachhändler?
Wir arbeiten weiterhin mit Schuhmarken zusammen, um neue Trends zu erforschen, und es ist klar, dass die Jahr-2000-Mode und klobige Schuhe Teil des jüngsten Schuhtrends waren. Wir sehen auch die Resonanz von Schuhhändler:innen, dass deren wichtigste Streetwear-Modelle aus dem Skate-Bereich kommen.
Welche anderen Trends sehen Sie gerade, die aus dem Boardsport-Bereich kommen und nun die Mode beeinflussen?
Der Lebensstil des Skateboardens war schon immer eng mit Streetwear und aufkommenden Trends verbunden. Auch wenn diese Trends zyklischer Natur sein können, so gibt es doch immer wieder neue Kombinationen, die für die jeweilige Zeit einzigartig sind. Es ist klar, dass Skateboarding in den letzten Jahren die Hosen in Schwung gebracht hat, aber wenn man sich andere Kerntrends rund um Logo-Basics ansieht, sind auch diese aus dem Skate-Lifestyle entstanden.
Mittlerweile ist Blue Tomato in acht Ländern im stationären Handel aktiv. Welche Märkte nehmen Sie als nächstes ins Visier?
Nach der Eröffnung in Italien im Frühjahr werden wir unsere Präsenz auf dem Markt weiter ausbauen und im Herbst nach Belgien expandieren.
Ist auch eine Expansion über die europäischen Grenzen hinaus denkbar?
Wir konzentrieren uns darauf, dorthin zu gehen, wo wir Kund:innen haben, und ihnen die Möglichkeit zu geben, einzukaufen, wie und wann sie wollen. Wir hatten viel Erfolg bei der Identifizierung von Möglichkeiten auf der Grundlage unserer digitalen Nachfrage und dem Aufbau von Märkten, in denen wir einen etablierten Kundenstamm haben. Weltweit gibt es eindeutig Chancen für Blue Tomato, aber wir haben noch viele Möglichkeiten, unsere Kundschaft in Europa zu bedienen, und darauf liegt unser Fokus.
Wie viele Neueröffnungen sind aktuell geplant?
Wir werden in diesem Jahr zehn Läden eröffnen. Diese Zahl ist für uns ein nachhaltiger Weg, um in Bezug auf die Anzahl der Läden voranzukommen. Die Eröffnungen in neuen Märkten bringen eine gewisse Komplexität für das Unternehmen und unsere Teams mit sich. Daher versuchen wir, das Wachstum neuer Märkte mit dem Wachstum unserer Filialen in Einklang zu bringen, um sicherzustellen, dass wir unsere Teams auf den Erfolg vorbereiten.
Bemerken Sie nach dem extremen Bewegungs- und Aktivitätsdrang während der Pandemie eine rückläufige Tendenz beim Interesse an Boardsport-Produkten?
Seit dem Ende von Corona haben wir einen Rückgang bei den Hardgoods zu verzeichnen. Das Tolle an einem Lifestyle-Geschäft ist, dass man die Flexibilität hat, sich umzustellen und so die Nachfrage der Kund:innen dennoch zu befriedigen.
Während Hardgoods eine Herausforderung darstellten, konnten wir bei Streetwear, Schuhen und Accessoires Zuwächse verzeichnen, die den Verlust bei den Hardgoods mehr als kompensieren. Die Teams haben großartige Arbeit geleistet, um zu verstehen, was unsere Kund:innen anspricht, und diesen Bedarf zu decken.
Welche Auswirkung hat die aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation noch auf Sie?
Die gesamtwirtschaftliche Situation ist in Bezug auf die Kaufkraft der Verbrauchenden aufgrund des dramatischen Anstiegs der Inflation nach wie vor schwierig, aber wir haben unseren Umsatz in der ersten Jahreshälfte weiter gesteigert. Jede:r im Unternehmen spielt eine Rolle, wenn es darum geht, starke Erlebnisse für unsere Kund:innen zu schaffen, und wir sind uns darüber im Klaren, dass sich unsere Mitarbeitenden angesichts der Marktbedingungen darauf konzentrieren, für unsere Kundschaft etwas zu leisten.
Zum Abschluss. Wie werden Sie das aktuelle Geschäftsjahr abschließen?
Wenn Sie mir sagen können, wie viel es schneien wird, kann ich Ihnen sagen, wie wir das Jahr beenden werden. Natürlich ist das saisonale Wintergeschäft ein wichtiger Teil unserer Marke und der Art und Weise, wie wir unsere Kundschaft bedienen, daher wird viel von den Bedingungen in den Märkten abhängen, in denen wir tätig sind. Ich bin zuversichtlich, dass wir Gewinne erzielen und das Jahr stark abschließen werden, weil ich Vertrauen in unsere Teams, unsere Sortimentsstärke und die Bedeutung von Blue Tomato für unsere Kund:innen habe.
Dieses Interview wurde schriftlich und auf Englisch geführt.