Britische Modeunternehmen bereiten sich auf harten Brexit vor
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Mit nur 73 Tagen bis zum Brexit-Stichtag am 31. Oktober 2019 bleibt britischen Marken und Einzelhändlern nicht mehr viel Zeit, sich vorzubereiten. Auch wenn die meisten von ihnen das Beste hoffen, machen sich auf das Schlimmste gefasst, also einen harten Brexit, der nicht nur einen Austritt aus der EU sondern auch dem europäischen Binnenmarkt und der Zollunion bedeuten würde.
Die offiziellen Branchenorganisation Walpole, die den britischen Luxusmarkt weltweit fördert, schützt und weiterentwickelt, empfiehlt britischen Luxusmarken und Einzelhändlern, sich so bald wie möglich auf einen No-Deal-Brexit vorzubereiten. Das heißt konkret, sicherzustellen, dass sie sowohl für EORI (Economic Operator Registration and Identification) als auch für TSP (Transitional Simplified Procedures) registriert sind, um Handel treiben zu können und Exporte in die EU zu erleichtern.
Auch auf der britischen Highstreet laufen die Vorbereitungen angesichts der steigenden Wahrscheinlichkeit für einen No-Deal Brexit. Der Geschäftsführer des britischen Modehändlers Next Plc, Lord Simon Wolfson erwartet nun nur eine “leichte Störung” im Falle eines harten Brexits, sagte er vergangene Woche in einem Interview mit der Rundfunkanstalt BBC. Als ein Brexit-Befürworter hatte er früher stets vor einem chaotischen Austritt aus der Europäischen Union ohne entsprechende Vereinbarungen gewarnt.
"Ich sollte betonen, dass ich einen Deal viel lieber hätte als keinen Deal, aber ich habe viel weniger Angst vor einem Deal, wenn die Regierung bereit ist, und es gibt jeden Hinweis, dass sie ihn ernster nimmt”, sagte Wolfson gegenüber dem BBC. Er hoffe weiterhin aber auf eine Einigung vor dem 31. Oktober. Next hat auch Vorkehrungen getroffen, um Chaos in der eigenen Lieferkette im Falle eines No-Deals zu verringern: Alle Exporte und Importe finden nicht mehr über den Hafen von Calais statt, an dem ohne Einigung mit der EU ein Engpass bei den Lieferungen entstehen könnte.
Britischer Luxussektor ist bestürzt
„Es gibt kein Walpole-Mitglied, das nicht ein großes Gefühl der Bestürzung darüber empfindet, dass der zukünftige Erfolg des britischen Luxussektors - zumindest kurz- bis mittelfristig - durch etwas eingeschränkt wird, über das wir keine Kontrolle haben“, heißt es bei Walpole in einer Erklärung vom 5. August. Dort verweist die Organisation auch auf das Wachstum von 49 Prozent, das die britische Luxusbranche in den letzten vier Jahren aufweisen konnte.
Die Organisation befürchtet, dass die britische Luxusbranche angesichts der Tatsache, dass sie 80 Prozent ihrer Produkte exportiert, durch Brexit 20 Prozent ihrer Exporte einbüßen wird, was laut einem Wert von 48 Milliarden Pfund (rund 52,5 Milliarden Euro) 6,8 Milliarden Pfund (rund 7,4 Milliarden Euro) entsprechen würde. Zudem liegen Investitionspläne von Mitgliedern auf Eis, da sie zum einen angesichts des bevorstehenden Brexits verunsichert sind und zum anderen einen Teil dieser Ressourcen einplanen, um die Brexit-Auswirkungen auszugleichen beziehungsweise aufzufangen.
Ein im Juni veröffentlichter Bericht des E-Commerce-Unternehmen Global-e zeigte, dass mehr als die Hälfte aller britischen Einzelhändler noch keine Vorbereitungen für den Brexit getroffen hatte. Mehr als 200 Entscheidungsträger nahmen damals an der Befragung teil.
Walpole rät Luxusunternehmen, sich gut auf Brexit vorzubereiten
Walpole rät seinen Mitgliedern zudem, sich mit einem Bericht des CBI (Confederation of British Industry) vertraut zu machen, der mehr als 200 Empfehlungen enthält, wie die Auswirkungen eines potenziellen No-Deal-Brexits abgefangen werden können. Diese basieren auf Plänen der britischen Regierung, der Europäischen Kommission, Mitgliedstaaten und Unternehmen und enthalten praktische Informationen zum Warenverkehr, regulierten Waren und Dienstleistungen, Zöllen und Steuern, Nordirland, der Wettbewerbspolitik, globalen Beziehungen und EU-Programmen.
Walpole-CEO Helen Brocklebank gibt sich zuversichtlich, dass die Branche den Sturm gut überstehen wird: „Britische Luxusunternehmen sind so konzipiert, dass sie robust sind - sie sind unternehmerische, kreative, motivierte Unternehmen mit langfristigem Denken, die fest in das Geschäftsmodell eingebunden sind - ich bin zuversichtlich, dass der Sektor die prognostizierten 65 Milliarden Pfund [rund 71 Milliarden Euro, Anm. d. R.] in fünf Jahren erreichen wird, trotz der schwierigen Umstände, in denen wir uns befinden“, sagte sie.
Walpole verspricht, für seine Mitglieder alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihnen zu helfen und verweist auf den Walpole-Vorsitzenden Michael Ward, der sagt, die Zukunft gehöre den Optimisten: „Vorsichtige Optimisten hoffen auf das Beste, stellen aber sicher, dass sie auf die kommenden Turbulenzen nach Kräften vorbereitet sind.“
Dieser Beitrag entstand mithilfe von Weixin Zha. Anm. der Redaktion: Der Text wurde mit Kommentaren von Lord Wolfson und Zahlen aus der Gloabl-e Studie aktualisiert.
Foto: Pixabay