Charles Vögele: Übernahmeangebot aus Italien
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Der schweizerische Bekleidungshändler Charles Vögele AG steht vor einem Eigentümerwechsel. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, wird ein Bieterkonsortium um den italienischen Handelskonzern OVS den Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Der Verwaltungsrat habe einstimmig beschlossen, den Anteilseignern die Annahme zu empfehlen, heißt es in der Mitteilung weiter.
„Wir haben in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte im Turnaround von Charles Vögele verzeichnet. Dennoch ist der Verwaltungsrat im Hinblick auf die aktuelle Marktentwicklung und der damit einhergehenden Bereinigung des gesamten Textilmarktes der Meinung, dass eine Übernahme durch Sempione Retail und eine Zusammenarbeit mit OVS SpA. den Turnaround und eine Rückkehr zur Profitabilität beschleunigen würde“, erläuterte Verwaltungsratspräsident Max Katz.
Ein Konsortium um den italienischen Handelskonzern OVS will bis zu 56 Millionen Franken für Charles Vögele zahlen
Der Übernahmeinteressent ist eine Gesellschaft namens Sempione Retail, an der neben OVS auch die italienische Retails Investment S.R.L. sowie die Trust Services Limited als Treuhänder des bisherigen Charles-Vögele-Großaktionärs Elarof Trust beteiligt sind. Sie will den bisherigen Anteilseignern demnach 6,38 Schweizer Franken für jede Aktie zahlen. Sollten alle Aktien transferiert werden, würde der Gesamtkaufpreis Presseberichten zufolge bei rund 56 Millionen Schweizer Franken liegen. „Die Angebotsfrist wird voraussichtlich am oder um den 26. Oktober 2016 beginnen und am oder um den 23. November 2016 enden“, teilte Charles Vögele mit. Voraussetzung für den Vollzug der Übernahme ist, dass Sempione Retail am Ende der Angebotsfrist über mindestens siebzig Prozent der Anteile von Charles Vögele verfügt. Dann soll das Unternehmen von der Börse genommen werden. Die Firmenzentrale soll aber im schweizerischen Pfäffikon verbleiben.
Das Deutschlandgeschäft von Charles Vögele soll verkauft werden
Für das seit Jahren Verluste schreibende Unternehmen würde ein Eigentümerwechsel gravierende Folgen haben. Sempione Retail wolle sich „auf die strategischen Märkte Schweiz, Österreich, Ungarn und Slowenien konzentrieren“, erklärte Katz. Die deutsche Vertriebsorganisation soll hingegen „größtenteils an einen europäischen Detailhändler verkauft“ werden, teilte das Unternehmen mit. Eine entsprechende Vereinbarung sei bereits unterzeichnet worden.
Außerdem sollen die Liegenschaften in der Schweiz an eine „Drittpartei“ verkauft und zurückgemietet werden. Diese Vermögensübertragung sei bereits abgeschlossen, ihr Vollzug aber von der erfolgreichen Übernahme abhängig, erklärte Charles Vögele. Mit der Immobilientransaktion und dem Verkauf des Deutschlandgeschäfts will das Unternehmen einen Bruttoerlös in Höhe von etwa 169 Millionen Schweizer Franken erzielen. Damit soll „ein substanzieller Teil des Syndikatskredits zurückbezahlt“ werden.
Strategie und Sortiment sollen zusammen mit OVS entwickelt werden
Im Falle einer Übernahme wird den vorliegenden Plänen zufolge der gesamte Verwaltungsrat von Charles Vögele zurücktreten. Das bestehende Management soll in Zusammenarbeit mit OVS eine Neuausrichtung konzipieren. „Die Umsetzung der Verkaufs- und Kollektionsstrategie und die entsprechenden organisatorischen Anpassungen werden in einem gemeinsamen Team von Vertretern beider Unternehmen erarbeitet. Auch die weiteren Elemente der Integration und der neuen Organisation würden gemeinsam von den Vertretern beider Unternehmen entwickelt“, erklärte Charles Vögele.
In den Läden soll die Übernahme unübersehbare Konsequenzen haben: „Die Neuausrichtung der Sortimente, die Marketingaktivitäten und die Verkaufsstrategie sowie die entsprechenden Filial-Formate würden an die Konzepte von OVS angepasst“, heißt es in der Mitteilung. Ansonsten hofft Charles Vögele auf Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit mit dem italienischen Handelskonzern. Durch die „Möglichkeit, Dienstleistungen und Services gemeinsam zu nutzen, könnten die zentralen Kosten weiter gesenkt werden“, erklärte das Unternehmen. Außerdem bestehe die Chance, durch den Zusammenschluss die Beschaffungskonditionen bei gemeinsamen Zulieferern in Asien zu verbessern.
Foto: Charles Vögele