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Dank Handys kommen Bekleidungsarbeiter endlich zu Wort

Von Simone Preuss

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Nachdem frisch eingestellte Bekleidungsarbeiter ihren ersten Lohn erhalten haben, ist die erste Anschaffung, die sie tätigen - nach einem Zuschuss zum Familienhaushalt - ein Mobiltelefon. So können sie mit Freunden und Familie in Verbindung bleiben und sich sogar nach einer besseren Arbeit umschauen. Angesichts dieser Vorteile ist es wenig überraschend, dass die Durchdringung mit Mobiltelefonen in den Entwicklungsländern bereits mehr als 90 Prozent erreicht hat. Grund genug für Anbieter, Leistungen zu bieten, mit denen Bekleidungsarbeiter per Handy anonym Probleme wie Kinderarbeit, Lohnverzug, lange Arbeitsstunden und Menschenhandel melden können.

Für internationale Auftraggeber, die ihre Bekleidung in Beschaffungsländern von der Türkei bis Bangladesch fertigen lassen, bietet das System eine Frühwarnung zu Problemen vor Ort, die anderenfalls nicht angesprochen würden. Zudem macht es sie auf Probleme aufmerksam, die ihnen aufgrund von kultureller und physischer Distanz von den Fabriken gar nicht in den Sinn gekommen wären.

„Eine der großen Herausforderungen für Unternehmen an Standorten, die weit von ihren Zulieferern weg sind, ist: 'Wie hört man direkt von seinen Arbeitern?'“, bestätigte Sarah Labowitz, Co-Direktorin des Center for Business and Human Rights der NYC Stern School of Business in New York. „Wenn es um Probleme wie Diskriminierung, Belästigung und Missbrauch geht, dann spielen Arbeiter eine Rolle dabei, diese anzuzeigen. Und wie mit vielen sozialen Problem wenden wir uns für eine Lösung oft an die Technologie“, fügte sie im Gespräch mit der Thomson Reuters Foundation hinzu.

Ohne tatsächlich ein Wort sagen zu müssen - ein wichtiger Punkt, wenn man wenig oder keine Privatsphäre hat - können die Arbeiter und Arbeiterinnen einfach einen Knopf für das Problem drücken, das sie melden möchten, etwa „1“ für Kinderarbeit und „2“ für Lohnverzug. Auf diese Art können sie auch an Umfragen teilnehmen, indem sie einfach 1 für „ja“ und 2 für „nein“ drücken.

Drücken Sie bitte die „1“ für Kinderarbeit

Zwei US-Unternehmen, LaborLink und LaborVoices, haben sich auf Umfragen spezialisiert, die Fragen wie 'Werden Sie fair behandelt?', 'Werden Löhne pünktlich gezahlt?', 'Sind Notausgänge verschlossen?', 'Haben Sie je Kinderarbeit gesehen?' und andere Fragen stellen.

LaborVoices mit Sitz in Kalifornien bietet internationalen Marken und ihren Lieferketten ein Frühwarnsystem, das auf dem direkten Feedback der Arbeiter beruht. Laut Direktor Ayush Khanna hat eine Analyse von mehr als 5.000 Anrufen aus Bangladesch in der ersten Jahreshälfte ergeben, dass fast ein Fünftel der Fabriken einem hohen Risiko von Kinderarbeit ausgesetzt. „Das System kommt um viele Einschränkungen traditioneller Überprüfungen herum, die nur langsam vor sich gehen, unregelmäßig stattfinden und ungenau sein können, weil Arbeiter Angst haben“, sagte er.

Ein Gutes ist, dass sich die Situation ändert und die meisten Bekleidungsarbeiter in traditionellen Beschaffungsländern wie Bangladesch, China, Indien, Pakistan, Sri Lanka, Indonesien, Vietnam und anderen zumindest eine Helpline haben, an die sich wenden können, um Probleme anzusprechen. Eine gewaltige Verbesserung gegenüber der Zeit vor dem Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes, als Arbeiter sich nicht einmal sicher waren, ob sie überhaupt das Recht hatten, diese Dinge anzusprechen.

Die bangladeschische Helpline 0800 44 55 000, die vom Amt für Fabriks- und Betriebskontrollen (DIFE) betrieben und mit Unterstützung der Internationalen Arbeitsorganisation und der norwegischen Regierung ins Leben gerufen wurde, war bei ihrer Inbetriebnahme im März 2015 erst für Arbeiter in Bekleidungsarbeiten in Ashulia verfügbar, einem der Zentren der Bekleidungsproduktion um die Hauptstadt Dhaka herum. Sobald sie sich als erfolgreich erwies, wurde die Telefon-Helpline auf das ganze Land ausgeweitet.

Zuvor hatte die US-Allianz für Arbeitersicherheit in Bangladesch ("Allianz") eine Telefonberatung im Jahr 2014 ins Leben gerufen, die ursprünglich nur 50 Fabriken umfasste, dann aber ausgeweitet wurde.

Eine Auflistung der Probleme von Bekleidungsarbeitern ist jedoch nur der erste Schritt, der durch weitere Schritte unterstützt werden muss, um die Probleme zu lösen. Und hier wird die Technik wahrscheinlich altmodischeren Handlungsmethoden den Weg räumen müssen - der Kommunikation zum Beispiel - zwischen allen Beteiligten, vor Ort und international, um sicherzustellen, dass langfristig effektive Lösungen gefunden werden können.

Foto: Labor Link
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