Die Akquisitionsstrategie der Authentic Brands Group: Ein Blick auf die letzten fünf Jahre

Die in den USA ansässige Authentic Brands Group (ABG) wird zu einem immer größeren Machtzentrum in der Modebranche, auch dank der verschiedenen Übernahmen, die sie in den letzten Jahren getätigt hat. Die Gruppe scheint eine Buy-and-Build-Strategie zu verfolgen und hat bereits über 40 Marken in ihrem Portfolio. Für den Fall, dass Sie den Überblick über die jüngsten Akquisitionen verloren haben, hat FashionUnited sie hier für Sie zusammengefasst. Derzeit kursieren unbestätigte Berichte in den Medien, dass die Authentic Brands Group ein Auge auf die britische Schuhmarke Hunter sowie die Modegruppe Boardriders geworfen hat. Allerdings scheinen diese Deals noch nicht abgeschlossen zu sein.

2022: Ted Baker

Der jüngste bestätigte Deal ist die Übernahme von Ted Baker. Über die Tochtergesellschaft ABG-Robin Bidco erwarb der US-Konzern die britische Marke für 211 Millionen Britische Pfund, etwa 249 Millionen Euro. Das Angebot kam im August 2022, obwohl erste Übernahmegerüchte von Ted Baker Plc bereits im März 2022 laut wurden. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Sycamore Partners Management L.P. ein Übernahmeangebot für Ted Baker abgeben will. Wenig später stellt sich heraus, dass Ted Baker Plc nicht nur ein, sondern gleich zwei dieser Angebote abgelehnt hat. Da weitere Unternehmen Interesse an Ted Baker bekundeten, beschloss die Marke, einen formellen Verkaufsprozess einzuleiten. Die Authentic Brands Group geht nach Monaten als Sieger hervor.

Unter Authentic Brands Group soll Ted Baker umstrukturiert werden, um das Potenzial der Marke zu maximieren. ABG sieht Chancen für Ted Baker in Nordamerika und will das Wachstum der Marke weltweit beschleunigen.

2021: Reebok

Ein Jahr früher, im August 2021, hat die Authentic Brands Group die Marke Reebok von der Adidas AG übernommen. ABG bietet satte 2,1 Milliarden Euro für die Marke. Reebok ist zu diesem Zeitpunkt das Sorgenkind von Adidas.

„Wir glauben, dass Reebok mit diesem Eigentümerwechsel für einen langfristigen Erfolg gut aufgestellt ist. Bei Adidas werden wir uns weiterhin auf die Umsetzung unserer 'Own the Game'-Strategie konzentrieren, die sicherstellen wird, dass wir in einem attraktiven Markt wachsen, unseren Marktanteil erhöhen und nachhaltigen Wert für alle Stakeholder:innen schaffen können“, sagte Kasper Rorsted, Vorstandsvorsitzender der Adidas AG, damals zu der Übernahme.

2021: Die Heritage Brands der PVH Corp.

Im Juni 2021 übernimmt die Authentic Brands Group eine große Anzahl von Marken. PVH Corp. will sich auf die Marken Calvin Klein und Tommy Hilfiger konzentrieren und verkauft daher seine Heritage Brands-Sparte an ABG. Dazu gehören die Marken Arrow, Izod, Van Heusen und Geoffrey Beene.

Diese Übernahme hat ebenfalls ihren Preis. ABG zahlt 220 Millionen US-Dollar, etwa 183,8 Millionen Euro, für die Unternehmen.

2021: Eddie Bauer

2021 ist ein großes Jahr für die Authentic Brands Group. Im Mai 2021 übernahm sie die Outdoor-Marke Eddie Bauer in Zusammenarbeit mit der Sparc Group, LLC. ABG wird Eigentümer des gesamten geistigen Eigentums der Marke und Sparc besitzt das operative Kerngeschäft der Marke, so die damalige Pressemitteilung.

„Eddie Bauer hat eine über 100-jährige Geschichte und ist in der Outdoor-Welt unübertroffen“, sagte Jamie Salter, Gründer, Vorsitzender und CEO von ABG, in der Pressemitteilung von 2021. „Die Chancen auf dem globalen Outdoor-Markt sind im letzten Jahr exponentiell gestiegen und wir sind bereit, einen fulminanten Start hinzulegen und diese Marke in Partnerschaft mit Sparc zu neuen Höhen zu führen.“ Wie viel die Authentic Brands Group für die gemeinsame Übernahme gezahlt hat, ist nicht bekannt.

2020: Brooks Brothers

Authentic Brands Group hat mit der Sparc Group LLC bereits 2020 an einer Übernahme zusammengearbeitet. Gemeinsam werden die beiden die Marke Brooks Brothers übernehmen. Zum Übernahmepreis wurden keine Angaben gemacht. Brooks Brothers kann auf eine lange Geschichte und ein großes Erbe zurückblicken. Die Marke wurde vor mehr als zwei Jahrhunderten gegründet und bietet klassische Herrenmode. „Brooks Brothers hat eine erstaunliche Geschichte und eine Stärke, die bei mehreren Generationen von treuen Kund:innen bestehen bleibt“, so Salter damals in einer Pressemitteilung. „Gemeinsam mit Sparc werden wir auf dem Erbe der Marke aufbauen und versuchen, das Sortiment zu erweitern und über ein globales Netzwerk von Geschäften und Partner:innen ein größeres Publikum zu erreichen.“

2020: Lucky Jeans

Aber nur wenige Tage vor der Ankündigung der Brooks-Brothers-Übernahme gab ABG die Übernahme der Jeansmarke Lucky bekannt. Auch hier arbeitete die Gruppe mit Sparc zusammen.

2020: Forever21

Die Modemarke Forever 21 geht 2020 in die Hände der Authentic Brands Group, der Simon Property Group und Brookfield Property Partners über. ABG besitzt nun insgesamt 37,5 Prozent. Auch hier wurde der Übernahmepreis nicht bekannt gegeben. Für ABG ist die Übernahme von Forever21 eine Möglichkeit, sein Portfolio weiter zu diversifizieren, hieß es in der Pressemitteilung.

Zum Zeitpunkt der Übernahme befand sich Forever21 seit einigen Monaten in einer schwierigen Lage und hatte bereits Insolvenz nach Chapter 11 aus dem US-amerikanischen Insolvenzrecht beantragt. Einen Monat vor der Ankündigung des Deals hatte Forever21 bereits bekannt gegeben, dass es einen Verkauf in Betracht zieht.

ABG sagt, es wolle Forever 21 „neues Leben einhauchen“. Der Schwerpunkt liege weiterhin auf trendigem Design, das schnell vermarktet werden kann. Die Authentic Brands Group unterstreicht auch, dass sie auf eine nachhaltigere Lieferkette für die Marke hinarbeiten will. „Die Strategie wird sich darauf konzentrieren, mit innovativen, kreativen digitalen Kampagnen und einflussreichen Kooperationen das Publikum der Gen Z anzusprechen“, so das Unternehmen in der Pressemitteilung.

2019: Barneys

Das ikonische US-Kaufhaus Barneys gerät 2019 in Schwierigkeiten. Es geht in Konkurs und schließlich erwirbt die Authentic Brands Group die Vermögenswerte von Barneys. Sie kauft auch die geistigen Eigentumsrechte am Markennamen und den größten Teil des Inventars von Barneys.

Für ABG ist dies eine Möglichkeit, den Luxusbereich in ihrem Portfolio zu erweitern und eine Position in der zeitgenössischen Mode zu verankern, heißt es in der Pressemitteilung von 2019.

2018: Nine West und Bandolino

Authentic Brands Group erwirbt 2018 unter anderem Nine West und Bandolino von Nine West Holdings, Inc. Die Marken hatten zuvor bereits Insolvenz nach Chapter 11 aus dem US-amerikanischen Insolvenzrecht beantragt, das eine Restrukturierung erleichtert.

Unter der Führung von ABG sollen sowohl Nine West als auch Bandolino neue Gebiete erschließen: Sportbekleidung, Oberbekleidung, Bademode, Unterwäsche, Parfüm, Nachtwäsche und Home. Auch die Expansion in weitere Länder steht auf der Agenda.

2018: Nautica

Anfang 2018 übernahm die Authentic Brands Group die Marke Nautica von der VF Corp.: „Die Marke Nautica ist eine ikonische, weltweit bekannte Marke und die Authentic Brands Group ist der ideale Eigentümer, um ihre nächste Phase des Wachstums und des Erfolgs anzuführen“, sagte Steve Rendle, CEO der VF Corp. damals in einer Pressemitteilung.

Welche Marke ist die nächste für Authentic Brands Group?

Ein genauer Blick auf die Übernahmen der Authentic Brands Group zeigt, dass der US-Konzern seit mehr als fünf Jahren daran arbeitet, sein Portfolio so vielfältig wie möglich zu gestalten. Von Traditionsmarken bis hin zu Marken aus dem Luxussegment ist alles vertreten. Außerdem werden die Marken, die ABG erwirbt, immer größer, sodass es gut möglich ist, dass die Gruppe noch andere Unternehmen im Auge hat. Wer das sein wird und wie das Portfolio des US-Unternehmens weiter wachsen wird, bleibt abzuwarten.

Laut ihrer eigenen Website hat die Authentic Brands Group inzwischen über 40 Marken in ihrem Portfolio, 355.000 Verkaufsstellen, 9.800 eigene Geschäfte und einen Umsatz von 24,5 Milliarden US-Dollar. Umgerechnet entspricht dies einem Wert von 23 Milliarden Euro.

Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ.