Die Luxusgüterbranche setzt Wachstum fort und bleibt trotz Risiken zuversichtlich
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Der Luxussektor verzeichnet erneut stark steigende Ergebnisse für das dritte Quartal 2022. Doch die Branche blickt mit Sorge auf das Jahr 2023, wo Inflation und Energiekrise das Wachstum bremsen könnten.
Dank einer von der Inflation kaum betroffenen Kundschaft verzeichneten Luxusgüterunternehmen wie LVMH, Kering und Hermès im dritten Quartal ein zweistelliges Umsatzwachstum und trotzten damit den pandemiebedingten Rückgängen in China, einem ihrer Hauptmärkte, und den weltweit steigenden Kosten.
„Das einzige, was ich sagen würde, ist, dass Luxusgüter kein Indikator für die allgemeine Wirtschaft sind“, sagte der Finanzdirektor von LVMH Jean-Jacques Guiony bei einer Konferenz mit Analyst:innen. Wir verkaufen an Kund:innen, die empfindlicher auf Schocks reagieren - auf den Wert von Immobilien, die Börse und so weiter, als auf Veränderungen des BIP.“
Der weltgrößte Luxusgüterhersteller erzielte im dritten Quartal einen Umsatz von 19,75 Milliarden Euro, was einem währungsbereinigten Anstieg von 19 Prozent entspricht. „Luxusgüter sind nicht immun gegen Rezessionen oder Erschütterungen (...) [aber] im Gegensatz zu anderen Branchen haben wir die Möglichkeit, die Kosten an unsere Kundschaft weiterzugeben, wenn die Inflation in unserem Geschäft signifikant ist, was derzeit nicht der Fall ist“, Guiony hinzu.
Die stärksten Marken wie Louis Vuitton haben ihre Verkaufspreise dennoch um das 2,5-fache der Inflation erhöht, so die Bank UBS. Hermès erwartet für 2023 „eine Preiserhöhung zwischen fünf und zehn Prozent, während wir in diesem Jahr bei vier Prozent und in den vergangenen Jahren bei zwei Prozent lagen“, so der Generaldirektor für Finanzen Eric du Halgouët. Das Unternehmen sieht derzeit keine Anzeichen für einen Rückgang auf allen Märkten, so der Finanzdirektor.
„Wir müssen geduldig sein“
„Der Rückgang liegt vor uns“, sagte Arnaud Cadart, Portfoliomanager bei Flornoy, gegenüber AFP. In den USA, wo die Inflation anhält und Präsident Joe Biden vor einer möglichen Rezession warnt, „wird die Kundschaft sehr deutlich schrumpfen oder sogar in die roten Zahlen rutschen“. Die europäischen Umsätze werden ebenfalls zurückgehen, warnt er. Europa und die USA machen 40 Prozent des weltweiten Konsums von Luxusgütern aus, so Cadart.
„Luxusgüter sind nicht immun gegen die Rezession“, sagt auch HSBC, die eine Verlangsamung des Wachstums im vierten Quartal dieses Jahres und im nächsten Jahr erwartet. UBS erwartet auch, dass die Inflation und die Krise bei den Lebenshaltungskosten die Verbraucher:innen härter treffen wird und die Luxusgüterkundschaft möglicherweise nicht verschont bleiben wird.
China könnte jedoch die Rettung für den Luxusgütersektor sein, mit einem Umsatzanstieg im Jahr 2023 nach 2022, das von den Lockdowns betroffen war, so die Analysten von HSBC. Die Analyse sagt auch vorher, dass die Marken diesmal besser auf die Rezession vorbereitet seien als in 2008-2009, da sie ihre Verbraucher:innen besser kennen und sich in den letzten zwei Jahren stark auf ihre lokale Kundschaft konzentriert haben.
„Wir haben ein sehr solides Portfolio, um unabhängig von der Konjunktur auf das nächste Jahr zu blicken“, so Jean-Marc Duplaix, Finanzvorstand von Kering in einer Telefonkonferenz mit der Presse „es gibt Faktoren, die die Nachfrage kurz- oder mittelfristig belasten können, die langfristigen Aussichten für unsere Branche bleiben absolut solide, es gibt einen Appetit auf unsere Produkte und unsere Marken in allen Regionen.“
Die gleiche Geduld und langfristige Vision hat auch der Konkurrent LVMH.
„Sicherlich hat die Gruppe eine gute Größe. Weltweit, in den USA, ist sie im Vergleich zu den großen börsennotierten Unternehmen immer noch bescheiden, wir stehen ungefähr an zwanzigster Stelle, wir sind nicht unter den ersten fünf, wir können uns weiter verbessern“, sagte Bernard Arnault kürzlich auf Radio Classique. „Wir müssen geduldig sein, es gibt keine Eile“, sagte er abschließend. (AFP)
Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ