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Die Zukunft der Farben im Metaverse: Ein Gespräch mit einer Pantone-Expertin

Von Rachel Douglass

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Business |Interview

Bild: Pantone, Very Peri NFT x Polygon1993

Der Aufstieg des Metaverse hat bedeutenden Einfluss auf die Modeindustrie genommen – sei es durch die Veröffentlichung digitaler Kollektionen namhafter Marken oder den Start der neu ins Leben gerufenen Metaverse Fashion Week (MVFW), die im März stattfand.

Auch wenn die Mode die virtuelle Sphäre erobert, bleiben Trends, insbesondere Farbtrends, für Marken weiterhin von Bedeutung, und das Wachstum in Sachen Digitalisierung bietet allen, die in die Augmented-Reality-Mode einsteigen wollen, neue Möglichkeiten.

„Da die Farbskala, die wir auf dem Bildschirm sehen können, im Vergleich zu dem, was wir in der physischen Welt konsistent reproduzieren können, nahezu unbegrenzt ist, eröffnet die Digitalisierung der Mode eine Welt voller Möglichkeiten für die Zukunft der Farben in der Branche", so Laura Pressman, Vizepräsidentin des Pantone Color Institute, im Gespräch mit FashionUnited.

In dem Interview erläutert Pressman, wie die Zukunft der Farbanalyse aussieht, welchen Platz Pantone im Metaverse einnimmt und welche Möglichkeiten sich sowohl für Designer als auch für Farben in der digitalen Landschaft bieten.

Metaverse Fashion Week als neue Form des Kommentars

Die Online-Welt ist für viele Marken ein Neuland, das zahlreiche Möglichkeiten bietet, die erst noch entdeckt und ausprobiert werden müssen. Die MVFW war zwar ein mit Spannung erwartetes Ereignis und ermöglichte es vielen, ihre ersten Schritte in dieses Neuland zu wagen, aber das Endergebnis hatte auch seine Tücken und zeigte Bereiche auf, in denen weitere Optimierung nötig ist, wenn sie jemals zu einem echten jährlichen oder saisonalen Modeereignis, vergleichbar mit den Modewochen der realen Welt, werden will.

Trotz der schlechten grafischen Qualität und der oft fehlenden technischen Struktur hat die MVFW jedoch ein neues Modepublikum auf die Decentraland-Plattform gelockt, von denen viele das Metaverse zum ersten Mal entdeckten. Eine Reihe von Designer:innen, darunter Tommy Hilfiger und Philip Plein, nutzten ebenfalls die Online-Bühne, um die virtuelle Welt zu erkunden.

Bild: Decentraland, MVFW Venue

„Das Metaverse, aber insbesondere die MVFW, ist ein brandneuer Raum, in dem Designer:innen und Marken versuchen, ihren eigenen Weg zu gehen und zu bestimmen, wie sie repräsentiert werden wollen“, sagte Pressman. „Ist es besser, den gleichen Look für die digitale Welt zu kopieren, oder sollten sie diese Gelegenheit zu nutzen, um eine völlig neue Kollektion zu entwerfen?“

Diese Frage war ein wichtiger Teil der Veranstaltung, auf der Designschaffende und Marken Ansätze aufzeigten, wie man das Metaverse angehen kann. Während Etro sich von der Kollektion der vergangenen Saison inspirieren ließ, entschied sich Dolce & Gabbana für eine völlig neue Linie, die die Grenzen der realen Welt sprengte.

„Auf hohem Niveau sah man Designs, die dieselben Elemente präsentierten, die Marken auch für ihre physischen Kollektionen verwendet hatten, während andere gänzlich neue Linien zeigten, bei der Farben verwendet wurden, deren Helligkeit und Lebendigkeit sehr gut für die digitale Umgebung geeignet waren“, so Pressman. „Im Moment befinden wir uns noch in der Experimentierphase, sodass sich ein Ansatz, den ein Designer bei der allerersten MVFW gewählt hat, im Laufe der Zeit ändern kann.“

Zur Frage, ob sie glaube, dass die MVFW in den kommenden Jahren in der Branche an Bedeutung gewinnen werde, sagte Pressman: „Wir glauben, dass dieses digitale Modeereignis einen Platz in der Zukunft der Branche haben wird, aber das wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Es ist noch zu früh, zu entscheiden, ob es genauso – oder auf eine andere Weise – einflussreich sein wird, wie die heutigen Modeschauen der realen Welt.“

Pantones Platz im Metaverse

Pantone selbst hat ebenfalls erste Schritte in das Metaverse unternommen, indem es eine NFT-Kollektion auf den Markt gebracht hat, die von seiner Farbe des Jahres 2022, Very Peri, inspiriert ist, welche wiederum von der Online-Welt beeinflusst wurde. Das digitale Kunstwerk, das in Zusammenarbeit mit dem multidisziplinären Künstler Polygon1993 entstanden ist, erforscht auf ähnliche Weise die Verwendung von Farbe im Internet und nutzt neue Technologien, um verschiedene Effekte zu erzielen, wie beispielsweise die Illusion von Bewegung.

Die limitierten NFTs, die in Zusammenarbeit mit dem Blockchain-Netzwerk Tezos verteilt wurden, wurden kostenlos an Interessierte ausgegeben.

Bild: Pantone, Very Peri NFT x Polygon1993

Zu der Veröffentlichung sagte Pressman: „Angesichts der Trends im Bereich Gaming, der wachsenden Popularität des Metaverse und der wachsenden künstlerischen Gemeinschaft im digitalen Raum, konnten wir mit Pantone 17-3938 Very Peri NFTs kreieren, die wir mit unserem Publikum teilen konnten, um die Verschmelzung des modernen Lebens zu veranschaulichen und zu zeigen, wie sich Farbtrends in der digitalen Welt in der physischen Welt manifestieren und umgekehrt.“

Auf die Frage, ob Pantone seine digitalen Analysen für das Metaverse ausbaut, sagte Pressman: „Digitale Mode ist ein sehr neues Konzept und wir untersuchen derzeit unsere Rolle darin und verschiedene Möglichkeiten, unser globales Publikum bestmöglich in diese neue Umgebung zu führen. Dazu könnte die Einführung relevanter Farbpaletten gehören, die ausschließlich für diesen Bereich bestimmt sind, die Farben mit Texturen, Oberflächen oder Farbverläufen zeigen, die sich für diesen Raum eignen, oder die Farbtrends für das Metaverse hervorheben, so wie wir es für das Design in der physischen Welt tun.“

Die Möglichkeiten der digitalen Farbanalyse

Bild: Decentraland, The Fabricant

Pantones Fashion Colour Trend Reports sind längst zu einem festen Bestandteil der Modebrache geworden. Sie zeigen jeweils die zu erwartenden Farbkombinationen auf, nach denen man Ausschau halten sollte – ein Feature, das möglicherweise für künftige Metaverse-Events eingeführt werden könnte. „Während wir unsere Rolle in der digitalen Welt erforschen, ist ein Bericht, der sich den Farbtrends im Metaverse widmet, etwas, worüber wir nachdenken“, so Pressman.

Zahlreiche Möglichkeiten könnten in einen solchen Bericht integriert werden. Während viele Designer:innen ähnliche Farben sowohl im digitalen als auch im physischen Raum verwenden könnten, gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten eines Metaverse-Farbtrendberichts. Ein Beispiel, von dem Pressman sprach, ist die Inspirationsfindung. „Davon ausgehend“, so Pressman weiter, „können Designer:innen entscheiden, ob sie die Helligkeit einer Farbe verstärken, ein metallisches Finish hinzuzufügen, einen Farbverlauf oder ein Schillern in die gezeigten Farben einbringen.“

Während die Möglichkeiten im digitalen Raum endlos erscheinen, gibt es immer noch Hindernisse bei der Erstellung einer einheitlichen Analyse für digitale Farben. „In erster Linie werden Farben in der digitalen Umgebung auf verschiedenen Bildschirmen nicht einheitlich dargestellt. Was auf meinem Bildschirm zum Beispiel blau aussieht, kann auf einem anderen Bildschirm ein Violettton sein“, so Pressman.

Die Expertin warf auch die Frage auf, ob das Finish eines Kleidungsstücks noch etwas sei, das man berücksichtigen müsse. „Farben im digitalen Raum erscheinen oft gesättigter, wobei die Beleuchtung eine wichtige Rolle spielt“, sagte sie. „Dies alles sind Dinge, die bei der Analyse von Farben im digitalen Raum berücksichtigt werden müssen.“

Bild: Decentraland, MVFW Veranstaltungsort

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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