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Ehemalige Superdry-Designerin erhält über 110.000 Euro Entschädigung wegen Altersdiskriminierung

Von Simone Preuss

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Bild: Superdry

Bei Beförderungen regelmäßig übergangen zu werden, ist kein schönes Gefühl, besonders, wenn es keinen anderen Grund dafür gibt, als älter zu sein als die Kolleg:innen. Dies passierte der Engländerin Rachel Sunderland, die als Designspezialistin für Strickwaren von September 2015 bis September 2020 beim britischen Bekleidungsanbieter Superdry beschäftigt war.

Sie beobachtete in dieser Zeit, dass jüngere, weniger qualifizierte Designer:innen regelmäßig bevorzugt und befördert wurden, obwohl sie selbst bereits 30 Jahre Erfahrung in der Branche hatte.

„Als Modedesignerin mit mehr als 25 Jahren Erfahrung bei Unternehmen wie Fatface, Boden, Monsoon, Ralph Lauren, Versace, Gap und M&S war ich begeistert, als ich 2015 zu Superdry kam. In meiner ersten Saison dort konnte ich mit meinen Solo-Designs den Umsatz im Bereich Herrenstrickwaren um 63 Prozent steigern. Ich gab alles für meine Rolle bei Superdry, da ich in verschiedenen wichtigen Kategorien entwarf. Aber ich merkte bald, dass ich ganz anders behandelt wurde als meine jüngeren Kollegen“, fasst Sunderland ihre Zeit bei Superdry in einer Stellungnahme auf LinkedIn zusammen.

Sonderbehandlung auf Altersgrundlage

Nach einer Beurlaubung von April bis Juli 2020 wurde ihr mitgeteilt, sie werde für das Herbst/Winter-2020-Sortiment an Strick-Accessoires eingesetzt. Dies fühlte sich für die erfahrene Designerin, die vom Unternehmen als eine Arbeitnehmerin mit geringem Kündigungsrisiko eingeschätzt wurde, „wie eine Zurückstellung“ an, da sie nur an „Schlüsselanhängern und Mützen“ arbeiten würde. Sunderland hatte genug und kündigte im Alter von 56 Jahren.

„Als Mutter mit Mitte 50 wurde mir immer wieder der Rang, der Titel und die Vergütung verweigert, die meine harte Arbeit, meine Fähigkeiten, meine Leistung und meine Ergebnisse verdient hätten. Als eine ständig steigende und unzumutbare Arbeitsbelastung mich an den Rand des emotionalen Zusammenbruchs brachte, verließ ich das Unternehmen. Diese Entscheidung und die Entscheidung, Superdry zur Rechenschaft zu ziehen, waren die schwierigsten, die ich je getroffen habe“, bekennt Sunderland.

Sie musste noch eine dreimonatige Kündigungsfrist einhalten, da die Designabteilung unterbelegt war. Die eigentliche Demoralisierung, so Sunderland vor Gericht, war die Einstellung einer Frau mit 20 Jahren weniger Erfahrung als Designleiterin nur kurze Zeit später - eine Position, die Sunderlands Qualifizierung entsprach.

Die jahrelange, unfaire Behandlung und dieser letzte Beweis veranlassten Sunderland, beim Arbeitsgericht in Bristol Klage auf Diskriminierung gegen Superdry einzureichen. Vom 21. bis 25. März wurde ihr Fall verhandelt und das Urteil könnte Arbeitnehmer:innen in einer ähnlichen Situation anspornen, ebenfalls diesen Weg einzuschlagen.

Arbeitsgericht gibt Sunderland Recht

Das Gericht entschied, dass Sunderlands Klage wegen ungerechtfertigter Entlassung begründet sei und dass Superdry gegen die Paragraphen 13 und 39(2)(b) und (d) verstoßen habe, indem es gegen Sunderland „aufgrund ihres Alters unmittelbar diskriminierte“. Es verdonnerte das Unternehmen deshalb zu einer Entschädigungszahlung von insgesamt 96.208,70 Pfund (rund 112.145 Euro).

Diese Summe setzt sich aus umgerechnet fast 64.000 Euro als Kompensation für den entstandenen finanziellen Schaden plus mehr als 8.700 Euro „für die Verletzung der Gefühle der Klägerin, die durch die Diskriminierung des Beklagten verursacht wurde“, so das Arbeitsgericht. Der Rest der Summe ergibt sich durch Zinsnachzahlungen und eine Hochrechnung auf fast 100.000 Pfund.

Superdry und Sunderland kommentieren das Urteil

„Superdry setzt sich für die Gleichstellung aller Mitarbeiter:innen ein. Das Urteil des Gerichts spiegelt zwar nicht unsere Kultur und unsere Werte wider, aber wir danken dem Gericht für die gründliche Prüfung, respektieren seine Entscheidung und werden seine Ergebnisse überprüfen“, kommentiert ein Superdry-Sprecher laut Gloucestershire Live.

„Die jüngste Entscheidung des Arbeitsgerichts, meiner Klage gegen Superdry wegen ungerechtfertigter Entlassung und Altersdiskriminierung stattzugeben, hat eine der schmerzhaftesten und stressreichsten Phasen meines Lebens beendet“, sagt Sunderland.

„Das Urteil des Arbeitsgerichts hat mir mehr als nur eine finanzielle Entschädigung für die Misshandlung durch Superdry gebracht. Es hat bestätigt, dass meine Entscheidung, Superdry zu verlassen und die Wahrheit zu sagen, nicht umsonst war. Ich bin dem Gericht sehr dankbar, dass es mir zugehört und alle Beweise sorgfältig geprüft hat. Ich hoffe, dass dieses Urteil eine klare Botschaft an alle sendet, die von unfairer oder diskriminierender Behandlung am Arbeitsplatz betroffen sind: Habt keine Angst, für das Richtige einzutreten und Gerechtigkeit zu suchen“, schließt Sunderland.

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