Energiepreise setzen Transportbranche zu – Pleitewelle befürchtet
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Energiepreissprünge, gestörte Lieferketten, gestiegene Transportkosten, Lieferausfälle bei Holz oder Stahl: Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland haben dem Außenhandelsverband BGA zufolge schwere Folgen und könnten zu einer Pleitewelle in der Transportbranche führen. Für zusätzliche Belastungen sorge derzeit zudem der Corona-Lockdown in der chinesischen Hafenmetropole Shanghai. "Damit werden Lieferketten weltweit gestört", sagte Carsten Taucke, Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), am Mittwoch in Berlin.
Stark gestiegene Energiepreise und der Fahrermangel setzen der deutschen Transportbranche zu. "Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, die steigenden Diesel- und Gaspreise zu stemmen", sagte Taucke. Die beschlossene Senkung der Mineralölsteuer für drei Monate sei ein erster richtiger Schritt, reiche aber nicht aus. "Wir brauchen Akut-Hilfen. Es wird ja nicht besser, sondern schlimmer", sagte der Vorsitzende des BGA-Verkehrsausschusses. "Um die Versorgung der Bevölkerung nicht zu gefährden, muss eine Insolvenzwelle in der Transportbranche abgewendet werden."
Sollte die Produktion von Holzpaletten in Deutschland zum Erliegen kommen, weil ihre Nagel-Lieferanten keinen Stahl mehr aus Russland bekommen, "werden wir nicht mehr auf Paletten liefern können", sagte Taucke. Manche Produkte könnten aber nur auf diese Weise transportiert werden. Nach Einschätzung des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung (HPE) könnten in einigen Wochen die ersten Firmen gezwungen sein, ihre Produktion runterzufahren.
Ein möglicher Importstopp von Kohle, wie ihn die EU-Kommission im Rahmen verschärfter Sanktionen gegen Russland plant, wird nach Einschätzung Tauckes zu steigenden Energiepreisen führen. Ob die Sanktionen wie vorgeschlagen verhängt werden, müssen die 27 EU-Staaten entscheiden. Ein teilweise gefordertes Embargo von Gas und Öl werde "auf jeden Fall sehr, sehr teuer werden", sagte der Chef des Logistikunternehmens Nagel-Group.
Die Sanktionen gegen Russland und Belarus beeinflussen Taucke zufolge die Lieferketten der Region, die für den Transport zwischen Asien und Europa entscheidend ist. "Der Luft-, See- und Schienengüterverkehr ist gestört oder teilweise komplett unterbrochen." Das Ausweichen auf alternative Routen oder Transportmittel treibe die Kosten zusätzlich in die Höhe. Hinzu komme der Personalmangel: "Viele Fahrer stammen aus der Ukraine und Russland. Die Ausfälle können wir nicht ersetzen", sagte Taucke. "In Deutschland fehlen aktuell circa 60 000 bis 80 000 Berufskraftfahrer."
Insgesamt sehen sich den Angaben zufolge derzeit knapp ein Drittel der Groß- und Außenhändler direkt von Sanktionen und Gegensanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges betroffen. Neben massiv gestiegenen Energiekosten und Einkaufspreisen gehe es auch um Finanzierungs- und Versicherungsprobleme sowie Lieferausfälle zum Beispiel bei Holz, Stahl und Aluminium. (dpa)