Gerry Weber streicht jede zehnte Stelle
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Der Modekonzern Gerry Weber will den anhaltenden Abwärtstrend mit einem drastischen Sparprogramm stoppen und streicht gut jede zehnte seiner rund 7000 Stellen. Nach einem enttäuschenden Geschäftsjahr sollen zudem mehr als 100 Filialen in diesem oder im nächsten Geschäftsjahr geschlossen werden, wie das im SDax notierte Unternehmen am Freitag mitteilte. Allein die Filialschließungen im In- und Ausland treffen 460 Mitarbeiter. Vorstandschef Ralf Weber sprach bei der Bilanzpressekonferenz von einer "dringend erforderlichen Kurskorrektur".
Auch in der Verwaltung setzt Gerry Weber den Rotstift an. In der Unternehmenszentrale in Halle in Westfalen sollen rund 200 Stellen und in den Auslandsgesellschaften etwa 50 Stellen wegfallen. Die Organisation sei zu komplex und zu ineffizient geworden, hieß es. Weber zeigte neben dem veränderten Marktumfeld auch eigene Fehler auf. "Wir haben das Filial-Netz zu schnell ausgebaut", sagte der Vorstandschef. Er kündigte tiefe Einschnitte an. "Mich beschäftigt und bewegt das sehr", sagte Weber, der erst im vergangenen Jahr die Führung des Unternehmens von Firmengründer Gerry Weber übernommen hatte.
CEO: "Es wird eine schwierige Zeit sein"
Ab dem Geschäftsjahr 2017/18 sollen mit den Einschnitten in der Verwaltung die Kosten um 20 bis 25 Millionen Euro pro Jahr gedrückt werden. Die Einmalaufwendungen und Abschreibungen für den Umbau beziffert der Konzern auf rund 36 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr. An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Die Aktie verlor bis zum Mittag fast neun Prozent.
Für das bis Ende Oktober laufende Geschäftsjahr rechnen die Westfalen bei einem Umsatzrückgang auf 890 bis 920 (Vorjahr 920,8) Millionen Euro mit einem drastischen Einbruch des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 10 bis 20 Millionen Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war diese Kennzahl bereits um mehr als ein Viertel auf gut 79 Millionen Euro eingebrochen.
Gerry Weber steckt schon seit Jahren in einer Abwärtsspirale. Vor allem jüngere Kunden kaufen lieber bei der Konkurrenz oder im Internet. Auch das Auftauchen neuer, preisaggressiver Mitspieler macht den etablierten Modeherstellern das Leben schwer. Konzernchef Weber hatte bereits im Januar entschlossenes Gegensteuern angekündigt. "Die seit Sommer 2015 angeschobenen Maßnahmen reichen angesichts der derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen nicht aus, um uns für die Zukunft optimal aufzustellen", betonte der Manager.(DPA)