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Goodwill Industries startet zwei-Millionen-Dollar Textilrecyclingprojekt auf erstem Nachhaltigkeitsgipfel

Von Rachel Douglass

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GII-CEO Steve Preston besucht das Goodwill-Nachhaltigkeitszentrum im Großraum Washington D.C. Bild: Goodwill Industries

Das Zeitalter der Regulierungen steht vor der Tür und um an diesem Ziel anzukommen, ist es unerlässlich, dies gut vorzubereiten. Also konkrete nächste Schritte tun, um eine effektive Umsetzung zu gewährleisten. So dachten zumindest diejenigen, die vor fast zwei Wochen am zweitägigen „Goodwill Sustainability Summit“ in den USA teilnahmen. Dieser brachte führende Vertreter:innen der privaten und gemeinnützigen Industrie, Recycler:innen und Forscher:innen zusammen um zu erörtern, was genau geschehen muss, um gemeinsam in eine regulierte und nachhaltige Zukunft zu gelangen.

Die Konferenz, die zum ersten Mal vom 15. bis 16. August in Washington, DC, stattfand, wurde von Goodwill Industries und einer Reihe regionaler Tochtergesellschaften der gemeinnützigen Organisation gesponsert. Sie beinhaltete auch die Teilnahme von namhaften Persönlichkeiten der Branche, wie zum Beispiel dem ehemaligen Patagonia-Manager Rick Ridgeway.

Die Veranstaltung bot Goodwill eine Plattform, um die Ergebnisse eines Pilotprojekts zur Kreislaufwirtschaft für Textilien vorzustellen, das seit zwei Jahren läuft. Die 1,28 Millionen US-Dollar (1,14 Millionen Euros) teure Initiative, die von der Walmart Foundation finanziert und von Goodwill Industries International (GII) initiiert wurde, hat zum Ziel, Fähigkeiten, Systeme und Infrastrukturen zu entwickeln, um Textilien im gesamten Goodwill-Netzwerk zu sammeln, zu sortieren und für die Wiederverwendung und das Recycling vorzubereiten.

„Goodwill arbeitet mit zahlreichen Partner:innen im gesamten Ökosystem der Kreislaufwirtschaft für Textilien zusammen, um Lösungen für Textilien voranzutreiben, die rückverfolgbar, kreislauffähig und skalierbar sind“, sagte Steve Preston, GII-Präsident und CEO, im Interview mit FashionUnited über das Projekt.

„Globaler Textilabfall ist ein Problem, das viele Interessengruppen betrifft, und erfordert, dass Marken, Einzelhandelsunternehmen, politische Entscheidungsträger:innen und Technologieinnovator:innen zusammenarbeiten, um den Kreislauf von Textilien zu schließen und den enormen wirtschaftlichen und sozialen Wert zu erhalten, den wiederverkaufte Waren bieten“, so Preston weiter.

„Globale Textilabfälle sind ein Problem, an dem viele Interessengruppen beteiligt sind.“

Steve Preston, Präsident und CEO von Goodwill Industries International

Diese Erkenntnisse werden in ein neu gestartetes Zwei-Millionen-Dollar-Projekt einfließen, das ebenfalls auf dem Gipfeltreffen vorgestellt und erneut von der Walmart Foundation unterstützt wird. Dieses Mal handelt es sich um eine Multi-Stakeholder-Initiative, die die globale Reise von Secondhand-Textilien verfolgt. Die neue Initiative, die auf der vorherigen Studie aufbaut, soll Informationen über Wiederverwendungs- und Recyclingstrategien liefern und dazu beitragen, Industriestandards für die Rückverfolgbarkeit und die Verantwortung von Produkten zu entwickeln. Sie wird sich in die umfassendere Aufgabe der GII einfügen, die Abfallvermeidung zu erhöhen, die Verantwortlichkeit und Transparenz zu verbessern und den Spendenwert zu maximieren.

 
 
Keynote-Speaker Rick Ridgeway (links) und GII-Präsident Steve Preston (rechts) auf dem ersten Goodwill Sustainability Summit.  Bild: Goodwill Industries

Dies verdeutlicht das Ausmaß dessen, was erreicht werden muss, um einem wirksamen Endziel näher zu kommen - eine gewichtige Herausforderung, die Preston nicht verborgen bleibt: „In den USA müssen noch viele weitere Systeme entwickelt werden, um die Kreislaufwirtschaft vollständig voranzutreiben - dazu gehören Sortieranlagen, Recycling-Infrastruktur und Technologie. Gegenwärtig befinden sich viele Technologien in der Entwicklung; einige können in großem Maßstab eingesetzt werden. Sobald sie verfügbar sind, müssen Anlagen gebaut und ein neues Ökosystem von Warenlieferant:innen und Produktkäufer:innn aufgebaut werden.“

„Als Gesellschaft und Branche brauchen wir mehr Sichtbarkeit/Transparenz in Bezug auf die globale Reise von Secondhand-Textilien, eine verstärkte Verwendung von Textilien aus recycelten Materialien von Marken und größere Anstrengungen, um die Überproduktion und den Überkonsum von Kleidungsstücken aus billigen Materialien zu bekämpfen. Wenn Materialien nicht auf Langlebigkeit ausgelegt sind, ist es schwierig, sie im Umlauf zu halten, und eine Herausforderung, sie zu recyceln“, fügt Preston hinzu.

Goodwill weitet Bemühungen auf Regulierungsberatung und Aufbau von Netzwerken aus

Vor diesem Hintergrund ist das große Netzwerk von Goodwill die perfekte Antriebskraft für eine solche Leistung - die 120 Jahre alte Organisation betreibt über 3.300 Läden in den USA und Kanada und umfasst 154 unabhängige lokale gemeinnützige Organisationen in den USA.

„Keine andere Non-Profit-Organisation tut das, was wir in diesem Bereich tun, weil keine andere Non-Profit-Organisation die Größe hat, die wir haben“, erklärt Preston. „Kleinere Non-Profit-Organisationen wie Accelerating Circularity [die auch die vorherige GII-Studie unterstützt hat, Anm. d. Red.] arbeiten daran, dieses Problem in großem Maßstab anzugehen, indem sie alle Interessengruppen zusammenbringen, die für ein erfolgreiches Ökosystem für das Recycling von Textilien erforderlich sind.“

Die Bemühungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Recyclingtechnologie endlich mit der Nachfrage Schritt hält, was sich in der weltweiten Expansion von Recyclinganlagen zeigt, die immer größere Mengen verarbeiten können. Trotzdem hat die Wiederverwendung nach wie vor oberste Priorität.

„Die Rolle des Goodwill-Netzwerks besteht nicht nur darin, Recyclingbetrieben Ausgangsmaterial zur Verfügung zu stellen, sondern vor allem darin, sicherzustellen, dass alle Textilien ihrer höchsten und besten Verwendung zugeführt werden. Die Wiederverwendung hat nach wie vor eine höhere Priorität als das Recycling, da sie weniger energieintensiv ist. Im Allgemeinen ist es am besten, einen Gegenstand so lange wie möglich in Gebrauch zu halten“, erläutert Preston.

„Die Wiederverwendung hat nach wie vor eine höhere Priorität als das Recycling, weil sie weniger energieintensiv ist.“

Steve Preston, Präsident und CEO von Goodwill Industries International

Der Zeitpunkt dieses jüngsten Projekts passt auch perfekt zu der bereits erwähnten neuen globalen Regulierung, die die Textilindustrie, wie wir sie kennen, völlig verändern könnte. Während Europa seine eigenen Änderungen in Form von digitalen Produktpässen und anderen damit zusammenhängenden Gesetzen vornimmt, denen GII laut Preston große Aufmerksamkeit schenkt, haben auch die USA ähnliche Fortschritte auf Landes-, Bundes- und lokaler Ebene zu verzeichnen. Preston ist der Ansicht, dass die Region von anderen Ländern lernen kann, die bereits damit begonnen haben, entsprechende Gesetze umzusetzen, um weitere Anreize für das Recycling zu schaffen.

Die regionalen GI-Präsidentinnen und CEOs Lisa Rusyniak (Chesapeake), Colleen Morrone (Delaware & Delaware County) und Catherine Meloy (Greater Washington) mit Steve Preston (von links nach rechts Bild: Goodwill Industries.

„Während das Goodwill-Netzwerk daran arbeitet, skalierbare Lösungen zu entwickeln, die rückverfolgbar und kreislauforientiert sind, ist es für uns unerlässlich, an den Gesprächen teilzunehmen, die die nächste Generation der Umweltpolitik gestalten“, betont Preston. „GII und unsere lokalen Goodwill-Organisationen sind bereit, mit Bundes-, Landes- und Kommunalregierungen zusammenzuarbeiten, wenn sie sich mit Textilabfällen und anderen Materialien befassen und die Kreislaufwirtschaft fördern.“

Lokale Goodwill-Tochtergesellschaften haben sich bereits für den kalifornischen Gesetzesentwurf eingesetzt, der gerade das Gesetzgebungsverfahren durchläuft. Der Gesetzentwurf sieht die Einführung eines bundesstaatlichen Pilotprojekts für das Recycling von Textilien vor, in dessen Rahmen die Durchführbarkeit des Recyclings von Materialien untersucht und darüber berichtet werden soll. Auch regionale Goodwill-Organisationen waren vor Ort, um über das Textilabfallverbot in Massachusetts zu berichten, mit dem die landesweite Entsorgung von Textilabfällen bis 2030 um 30 Prozent reduziert werden soll.

„Gemeinnützige Organisationen müssen weiterhin als wichtige Interessenvertreterinnen frühzeitig in die Diskussionen einbezogen werden. Lokale Goodwill-Organisationen sind in einer einzigartigen Position als Einzelhändler:innen, Sammelstelle, Personalentwickler:innen und potenzieller Sortierer:innen und können eine Vielzahl von Rollen in diesen Initiativen spielen“, fügt Preston hinzu.

Vorerst haben GII und Preston ihre Aufmerksamkeit auf den Start des neuesten Secondhand-Textilprojekts gerichtet, das sich derzeit in einem sehr frühen Stadium befindet und zu dem in den kommenden Monaten noch weitere Einzelheiten bekannt gegeben werden sollen.

„Wir sind der Meinung, dass der weltweite Austausch von Secondhand-Textilien transparenter und sichtbarer werden muss. Dies unterstützt unser Ziel, die bestmögliche Verwendung für gespendete Waren zu finden. Es gibt viele Akteur:innen im Bereich des Wiederverkaufs. Wir hoffen, dass wir viele von ihnen im Ökosystem der textilen Kreislaufwirtschaft für dieses Pilotprojekt zur Rückverfolgbarkeit gewinnen können“, schließt Preston.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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