Hermès mit Dämpfer bei Lederwaren im Schlussquartal
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Der französische Luxusmodehersteller Hermès muss sich nach einem insgesamt erfolgreichen Jahr auf Gegenwind für sein wichtigstes Segment einstellen. Weil der Konzern der hohen Nachfrage nach seinen Lederwaren im Schlussquartal nicht nachkommen konnte, ging der Erlös deutlich stärker zurück als von Analysten erwartet. Hermès will dagegen ankämpfen und die Produktion in Frankreich ausbauen. Anleger blieben hingegen verunsichert: Die Hermès-Aktie verlor zum Handelsauftakt am Freitag um rund 7,5 Prozent an Wert.
Im vierten Quartal war der Erlös mit Lederwaren wie etwa Birkin- und Kelly-Taschen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent auf rund eine Milliarde Euro gefallen, wie der EuroStoxx-50-Neuling am Freitag in Paris mitteilte. Analysten hatten einen deutlich geringeren Umsatzrückgang erwartet. Die Entwicklung gilt als problematisch, da der Luxusmodehersteller nahezu die Hälfte seines Erlöses mit Lederwaren macht.
Fertigung wird bis 2024 hochgefahren
Um gegenzusteuern, fährt das Unternehmen bis 2024 gleich an mehreren Produktionsstätten in Frankreich die Fertigung hoch. So sollen etwa durch neue Lederfabriken in Louviers in der Normandie, Sormonne an der Grenze zu Belgien und Riom in der Region Auvergne-Rhône-Alpes die Produktionskapazitäten hochgeschraubt werden. Dafür wolle das Management auch neues Personal einstellen, hieß es.
Zudem konnte Hermès in den letzten drei Monaten 2021 in allen anderen Sparten deutliche Umsatzsteigerungen einfahren, auch wenn diese deutlich weniger zum Gesamterlös beisteuern. Bei Geschäften mit Kleidung und Accessoires setzte der Konzern etwa ein Drittel mehr um, ebenso wie bei Parfüm- und Kosmetikartikeln.
Dabei half auch, dass Kund:innen in der Region Asien-Pazifik wieder beherzter bei Hermès-Produkten zugriffen. Ohne Japan stieg der Umsatz der Region um 11,3 Prozent. Die Region macht mehr als die Hälfte des Konzernerlöses aus.
Im Gesamtjahr 2021 übertraf Hermès unterdessen das Vor-Corona-Niveau. Der Erlös stieg gegenüber 2019 um rund 30 Prozent auf nun fast 9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis lag verglichen mit dem Wert von vor zwei Jahren um rund die Hälfte höher bei 3,5 Milliarden Euro. In beiden Fällen erzielte Hermès damit mehr, als Analysten erwartet hatten.
Aktie unter Druck
Das konnte die Aktionäre aber nicht zufriedenstellen. Nach einem noch kräftigeren Fall zu Beginn des Handels notierte die Hermès-Aktie am Vormittag zuletzt immer noch gut 4,3 Prozent niedriger als am Vortag. Damit setzt der Kurs seine Abwärtstendenz seit Jahresbeginn fort. Seit dem Jahreswechsel haben die Hermès-Papiere um rund ein Viertel an Wert einbüßen müssen. Das lag aber auch daran, dass Investoren inmitten von Sorgen um höhere Zinsraten teurere Wertpapiere eher abgestoßen haben.
Unter dem Strich machte der Konzern einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro nach knapp 1,4 Milliarden im Vorjahr und 1,5 Milliarden 2019. Den Aktionären will Hermès für das vergangene Jahr insgesamt mit 8 Euro je Papier fast doppelt so viel ausschütten wie jeweils für die drei Jahre zuvor (4,55 Euro). (dpa)