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Investorensuche – darauf sollten Brands jetzt achten

Von Jackie Mallon

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Bild: Alexander Ebert

In Manhattan fanden kürzlich mehrere Einzelhandels-Konferenzen statt: Die Onlineplattform Retail Brew organisierte ihr erstes jährliches Gipfeltreffen SKU, an dem zahlreiche Branchenführer:innen teilnahmen, darunter Zappos, StockX, JCPenney, ThredUp, Athletic Greens, Sam’s Club, Baked by Melissa, Curb und Bolt. Die Nachrichtenwebsite Axios veranstaltete Axios BFD, ein Dealmaker-Event mit Gästen wie dem Geschäftsführer der Neimann Marcus Group, dem Co-Leiter der Abteilung Fusionen und Akquisitionen bei J.P. Morgan und dem Vorsitzenden von NYSE. Auch Nikki Baird, Strategieleiterin bei Aptos, einem Anbieter für Unternehmenslösungen für den Einzelhandel, hat an diesen Konferenzen teilgenommen. Im Interview mit FashionUnited erklärte sie, worauf sich unabhängige Unternehmen und Start-ups auf der Suche nach Investor:innen konzentrieren sollten.

Spielverderber Inflation

„Die Investoren sind über die Inflation nicht so besorgt wie die Einzelhändler", sagt Baird. „Sie scheinen zu glauben, dass sich die Auswirkungen der Inflation bis zum Frühjahr nächsten Jahres von selbst erledigen werden.” Doch aus Investorensicht wird der Markt für Börsengänge bis 2023 stillstellen – und bei den derzeitigen hohen Zinssätzen wird die Finanzierung um einiges schwieriger werden.

Kosteneffizienz statt Spitzenprodukt

Es zeigte sich ein auffälliger Kontrast zwischen der Schwerpunktsetzung der Investor:innen und dem, was Start-ups als ihr Verkaufsargument ansehen. Junge Firmen, die von Haus aus digital aufgestellt sind, ihr Spitzenprodukt etabliert haben und über alle möglichen erfolgreichen Social-Media-Strategien verfügen, werden trotz dessen kein Kapital anziehen. Investor:innen wollen keine Unternehmen erwerben, die ein One-Hit-Wonder sind. Früher konnten Labels finanzielle Mittel erhalten, wenn sie den Markt für ein Produkt zu beherrschen schienen, wie beispielsweise bei einer Jeans, die an allen Influencer:innen fotografiert wurde – doch diese Zeiten sind vorbei. „Die Investor:innen wollen nicht nur Umsatzwachstum sehen, sie wollen auch ein kosteneffizientes Wachstum sehen”, so Baird.

Großhandel statt Direktvertrieb

„Start-ups mit Direktvertrieb stehen stärker unter Druck, sich auf die Akquisition von Großhandelspartner:innen, die Eröffnung von Geschäften, oder am besten beides zu fokussieren. Wir arbeiten mit vielen Brands zusammen, die erst im Großhandel tätig waren und dann ein Einzelhandelsgeschäft begonnen haben, oder umgekehrt. Doch es ist am wertvollsten beides zu haben”, erklärt Baird. Natürlich ist es für Marken mit Direktvertrieb riskant einen Großhandelspartner:innen zu finden, wenn die Firma noch nicht die nötige Größe hat, um das Vorhaben zu tragen.

„Brands mit Direktvertrieb gehen die Möglichkeiten aus”, so Baird. „Wenn sie dieses eine tolle Produkt haben, das sich online wie warme Semmeln verkauft und dann bei Macy’s im Einzelhandel landen, müssen sie sehr schnell in vielen Geschäften präsent sein. Die Investor:innen wollen, dass die Marken mehrere Läden eröffnen und einen Vertrieb aufbauen, damit der Sprung zum Großhandel nicht zu groß ist.”

Dachgesellschaften

Betrachtet man die Investorenlandschaft im weiteren Sinne, so stellt man fest, dass sich die Unternehmen zunehmend um Muttergesellschaften herum organisieren, die mehrere Marken unter ihrem Dach vereinen. Dies hat sich bereits in vielen Fällen als erfolgreich erwiesen: Denn das Label verfügt über das Kundenwissen und die Muttergesellschaft hat das nötige operative Know-How, um das Geschäft auszubauen und kann Zugang zu Technologie, Logistik und finanzielle Unterstützung bieten.

In den letzten fünf Jahren gründete Michael Kors das Unternehmen Capri, ehemals Michael Kors Holdings, und übernahm Versace. Go Global Retail akquirierte im Bereich Kinderbekleidung Janie and Jack, gefolgt von Brums Milano und im Bereich Gesundheitswesen erwarb Scrubs and Beyond das Unternehmen Life Uniform. American Eagle übernahm sein zweites Lieferketten-Unternehmen, Quiet Logistics, und Crocs kaufte die Schuhmarke Hey Dude auf. Für globale Akteur:innen besteht eine Wachstumsstrategie oftmals darin, die Konkurrenz mit ins Boot zu holen. So kann die eingegliederte Marke von einigen wenigen Geschäften im eigenen Land auf einmal Standorte in der ganzen Welt eröffnen.

Zurückhaltung bei China

„Ein wichtiges Thema der Investor:innen ist es herauszufinden, wie viel Augenmerk auf China als Markt für Luxuseinzelhändler:innen gelegt werden soll”, so Baird. „Sie knüpfen dabei an die politische Lage und die Beziehungen zwischen den USA und China an, nach den Erfahrungen, die sie mit Russland gemacht haben.”

Russland stellte zwar eine Chance für Unternehmen auf der Suche nach Luxuskonsument:innen dar, jedoch war diese nicht überdimensional. Ein Rückzug aus China hingegen würde Unternehmen und Investor:innen hart treffen. Für Firmen, die bereits in China tätig sind, wird das Geschäft weitergehen, doch Unternehmen die China in das Zentrum ihrer künftigen Wachstumsstrategien gestellt haben, überdenken nun ihre Pläne.

„Es ist möglich, dass sie Materialien weiterhin aus China beziehen, sie zur Weiterverarbeitung aber nach Vietnam schicken”, erklärt Baird. Sie weist außerdem darauf hin, dass viele Luxuseinzelhänlder:innen in Europa und sogar in inländischen Einkaufszentren wie in Las Vegas, noch immer auf die Rückkehr von chinesischen Tourist:innen nach der Pandemie warten.

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