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Ispo Re.Start Days: So tickt die Sportbranche nach dem Shutdown

Von Regina Henkel

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Zwei Tage lang boten die Ispo Re.Start Days hochkarätig besetzte Panels und Workshops zu aktuellen Themen wie Corona-Krise, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Alles digital. Wer wissen wollte, wie die Sportbranche gerade tickt, bekam auf den Ispo Re.Start Days einen guten Überblick.

Viel Gesprächsbedarf

Eigentlich wäre jetzt die Zeit gewesen für die zweite OutDoor by Ispo. Das ist die Messe, um deren Ausrichtung sich die Messe München seit Jahren bemüht hat. Doch dann kam Corona und änderte alles. Statt einem modernen Outdoormesse-Konzept, stellten die Organisatoren einen zweitägigen Kongressmarathon auf die Beine, der mit Einzelvorträgen, Diskussionsrunden und Workshops dabei helfen sollte, den aktuellen Gesprächsbedarf zu stillen. Zahlreiche Führungspersönlichkeiten der Branche nahmen daran teil, von Peter Schöffel (Schöffel), Antje von Dewitz (Vaude), Oliver Pabst (Mammut) und Christoph Engl (Oberalp Group) über Markus Hupach (Sport 2000 EU) und Mathias Boenke (Intersport Austria) bis hin zu Friedensnobelpreisträger Professor Muhammad *Yunus. *

Positive Botschaft und Zuversicht

Die Botschaft der Veranstaltung war klar: Die Zeiten sind schwierig, aber es gibt Wege aus der Krise und damit Hoffnung. Zum einen ist die Ausgangslage des Sports besser als die der Mode- und Schuhbranche: „Viele Menschen haben in der Krise die Erfahrung gemacht, dass ihnen Sport und die Bewegung in der Natur dabei hilft, die Krise zu bewältigen“, sagte beispielsweise Martin Riebel vom Rucksackhersteller Deuter. „Wer in der Krise noch Sport machen konnte, hat gemerkt, dass er die Kontrolle hat über sein eigenes Leben und über die Krise. Sport ist zum eigenen Krisenmanagementsystem geworden. Das ist eine einzigartige Message, die man aufgreifen muss", sagte Marcel Beaufils von der Rheingold Marktforschung und endete mit dem Statement: „Laufen ist das neue Shopping!“ Den Optimismus der Branche konnte auch die European Outdoor Group (EOG) belegen, die in ihrer Studie zeigte, dass 98 Prozent der befragten Outdoormarken- und Händler zuversichtlich sind, dass sie die Krise überleben werden. Ein wichtiges Fazit von EOG-Präsident Mark Held: „Die Branche wird gestärkt aus der Krise hervorgehen.“

Dringender Handlungsbedarf: Digitalisierung

Zum anderen will die Branche stärker als bisher die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit in den Vordergrund rücken. Vor allem im Bereich Digitalisierung hat die Krise eine Menge Aktivierungsenergie freigesetzt - endlich. Wo Vorbehalte lange Zeit wichtige Entwicklungen hemmten, ändert sich nun das Mindset. „Es ist großartig zu sehen, wie sich die Mentalität ändert, wenn es keine Alternative gibt“, sagte Markus Hupach von Sport 2000. Auch Mathias Boenke von Intersport hat das bei seinen Verbunds-Mitgliedern festgestellt. Händler und Marken hätten jetzt besser verstanden, dass an mehr Digitalisierung kein Weg vorbeiführe. Es geht nicht darum, mehr neue Onlineshops und Marktplätze zu etablieren, sondern es geht um die Digitalisierung der Prozesse, um anhand von Daten bessere Entscheidungen treffen zu können. Außerdem darum, den Konsumenten besser zu verstehen.

Nachhaltigkeit bleibt wichtig

Im Bereich Nachhaltigkeit sieht sich die Outdoorbranche ohnehin schon in einer Vorreiterrolle. Leitfiguren wie Antje von Dewitz von Vaude oder Jill Dumain von Bluesign Technologies hoffen daher sehr, dass die Krise das Mindset für mehr Nachhaltigkeit weiter verändert. „Bisher war man als nachhaltige Marke der Dumme, weil man mehr Kosten, mehr Arbeit, schwierigere Entscheidungen auf sich genommen hat“, so von Dewitz. „Ich hoffe, dass sich jetzt die Richtlinien ändern und für alle die gleichen Regeln gelten.“ Jill Dumain, die viele Jahre Nachhaltigkeitsmanagerin bei Patagonia war und inzwischen als CEO beim Zertifizierer Bluesign Technologies tätig ist, erkennt kein Abebben des Interesses an nachhaltigen Lösungen: „Ich höre überall in der Supply Chain, dass die Firmen nicht aufhören wollen daran zu arbeiten.“ Vorbildfunktion hätten auch die Sportler, sagte Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus: „Wenn Sportler sagen, dass sie den Weg zurück in die alte Welt nicht gehen wollen, werden die Menschen ihnen zuhören. Sie sind Vorbilder!“

Vieles hängt vom Winter ab

Auch wenn der Optimismus überwog, wurde doch klar ausgesprochen, dass die Krise auch ihre Opfer fordern wird. Wer schon vor der Krise kränkelte, wird jetzt wahrscheinlich nicht überleben, so der Tenor. „Entscheidend wird der kommende Winter sein“, sagte Robbert de Kock, Präsident des Weltverbands der Sportartikelindustrie WFSGI. „Europa ist stark abhängig vom Wintergeschäft, wenn der Schnee fehlt oder Wintertourismus nicht möglich ist, könnte es Schwierigkeiten geben.“

Foto: FashionUnited / Green Recovery Panel mit vlnr: Peter Schöffel (Schöffel), Melody Harris-Jensbach (Jack Wolfskin), Philipp Meister (Adidas) Jill Dumain(Bluesign) und Kim Scholze (Ispo).

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